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Des widerspanstigen Zaehmung

Titel: Des widerspanstigen Zaehmung
Autoren: Jillian Hunter
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nicht bedrängen, darüber zu reden. Tatsache hingegen war, dass sich hinter seinem ruhigen Charme und seiner gewinnenden Art ein schneller Verstand und eine fast schon erschreckende Missachtung jeglicher Gefahr verbargen. Insgeheim wünschte sich Grayson, etwas mehr von seinem jüngeren Bruder zu haben. Dann hätte er sich jeden Schritt erst einmal gut überlegt, anstatt überhastet zu handeln und es anschließend zu bedauern.
    „Such für mich nach Nigel."
    Heath trank sein Glas Punsch aus. „Betrachte es als erledigt. Und was passiert, wenn ich ihn gefunden habe?"
    „Dann zerren wir die reuige Ratte zum Altar, um diese Angelegenheit zu Ende zu bringen. Nimm Devon mit, wenn du willst. Auf diese Weise kann er sich wenigstens keinen Ärger einhandeln." Grayson ließ seinen Blick über den Tisch schweifen, als ihm plötzlich auffiel, dass die beiden für seine jüngeren Brüder reservierten Plätze leer waren. Drake war nicht zurückgekehrt, seit er die sitzengelassene Braut nach Hause begleitet hatte. „Wo ist Devon überhaupt?"
    Heath korrigierte den Sitz seiner Manschetten. „Er ist mit einigen alten Freunden unterwegs, denen er letzte Woche in Covent Garden begegnet ist. Sie haben ihn dazu überredet, vor Penzance nach einem Piratenschatz zu suchen. Eine Zigeunerin hat das in ihrer Kristallkugel gesehen."
    „Gott steh uns bei", meinte Grayson. „Diese Familie ist auf dem direkten Weg in die Hölle."
    „Und du bist unser erhabener Anführer", sagte die schwarzhaarige Lady Chloe Boscastle, die nur ein Stück entfernt neben ihm saß und die ganze Zeit über an ihrem Champagner genippt hatte. „Schließlich folgen wir nur dir als unserem Vorbild, mein lieber Bruder."
    Grayson gestattete sich ein Seufzen. Die Familie war wirklich dem Untergang geweiht, wenn sie sich an ihm ein Beispiel nahm. Aber was sollte er machen? Reue empfinden? Heimlich sündigen? Wie lange konnte ein Mann so tun, als würde sich sein Handeln nicht auf andere auswirken?
    Der Himmel möge ihm beistehen. War er etwa ernsthaft in Gefahr, zu einem Mann zu werden, der sich um Moral scherte?
    Er sah über die Schulter zu dem Diener, der an der Wand Stellung bezogen hatte und auf seinen Befehl wartete. Auf einmal erschien es Grayson leichter, sich mit den Sünden der anderen zu befassen anstatt mit seinen eigenen. Eine Ablenkung würde ihm helfen, sich nicht länger über seinen eigenen Charakter Gedanken zu machen. „Ist meine Kutsche schon zurück, Weed?"
    „Seit ein paar Minuten, mein Lord."
    „Und welchen Eindruck machte unsere einsame Braut?"
    „Wie ich gehört habe, wollte sie so schnell wie möglich ins Haus und dann in Ruhe gelassen werden."
    „Sie hat sich tapfer geschlagen", sagte Heath. „So etwas bewundere ich zutiefst."
    Grayson versuchte, sich den unscheinbaren Nigel an der Seite dieser liebreizenden jungen Frau vorzustellen. Es war schwierig, ja, sogar ein wenig beunruhigend, die beiden als Paar zu sehen.
    Chloe schüttelte mitfühlend den Kopf. „Wahrscheinlich wird sie ihr Zimmer nie wieder verlassen. Ich an ihrer Stelle würde Trost darin finden, über den Kontinent zu reisen und mir gut aussehende Liebhaber zu nehmen, die mein gebrochenes Herz heilen können."
    Der Marquess sah seine hübsche Schwester vorwurfsvoll an. „Dann wollen wir doch hoffen, dass die junge Dame sich nicht in eine so absurde Rache hineinsteigert."
    „Das ist mein Ernst, Gray", erwiderte sie mit leidenschaftlichem Tonfall. „Was ihr heute widerfuhr, ist einfach zu schrecklich. Eine Schulfreundin ist in die Themse gesprungen, weil ein Mann sie am Altar stehen ließ. Eine Frau erholt sich niemals ganz von einem so schweren Verrat. Es bleibt immer eine sehr schmerzhafte Wunde zurück."
    In Gedanken sah Grayson wieder den anmutigen Rücken, die zarten Hände, die in den mit Perlen besetzten Handschuhen steckten, ein Gesicht, das zum Teil hinter dem Schleier verborgen geblieben war - klassische Gesichtszüge, eine zart geschnittene Nase, ein voller, verführerischer Mund. Zum Glück hatte die Braut keine Träne vergossen, sondern stattdessen eine Gelassenheit ausgestrahlt, die ihm fast wie eine Aufforderung erschien, ein Unrecht wiedergutzumachen, das er niemals begangen hatte.
    Nachdenklich zog er seine dichten Augenbrauen zusammen. „Die Dame machte auf mich nicht den Eindruck, verzweifelt genug zu sein, um sich das Leben zu nehmen." Vor allem nicht wegen eines Trottels wie Nigel, ergänzte er stumm.
    „Aber es ist ihr gesellschaftliches
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