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Des widerspanstigen Zaehmung

Titel: Des widerspanstigen Zaehmung
Autoren: Jillian Hunter
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dachte, die beiden würden sich insgeheim anhimmeln. Aber ihr jungen Leute heutzutage seid völlig ach, verdammt. Was weiß ich schon von der Liebe?"
    „Wer weiß denn überhaupt irgendetwas von der Liebe?", gab Grayson zu bedenken. Sobald er sich wieder zu den beiden Schwestern umdrehte, starrten die ihn an, als stünde der Leibhaftige vor ihnen.
    „Und was glauben Sie, wie lange dieser Neuanfang dauern wird?", wollte Lady Belshire wissen.
    Er zuckte mit den breiten Schultern. „Nicht lange. Ich beabsichtige, Jane in der Gesellschaft zu begleiten, bis sich einige Männer für sie zu interessieren beginnen, die sich als Heiratskandidaten eignen. Wenn man ihr ein wenig Zeit lässt, wird sie sich sicher so weit erholen, dass sie ihr altes Leben wieder führen kann."
    „Die Tatsache, dass ein Marquess sie begehrenswert findet, wird fraglos das Interesse der Gesellschaft wecken", meinte Athena nachdenklich. „Ich sehe, worauf Sie hinauswollen, Sedgecroft. Es ist äußerst ehrenhaft von Ihnen, sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Ohne Hilfe wird Jane wohl ein hoffnungsloser Fall werden."
    „Ich möchte dem Rest meiner Familie mit gutem Beispiel vorangehen", erwiderte er, auch wenn der Himmel wusste, dass ein solches Opfer keineswegs in seiner Natur lag. Und das galt auch für die Komplikationen, die selbst mit einer oberflächlichen Werbung einhergingen. „Ich habe zwar noch nie eine Frau gebeten, mit mir vor den Altar zu treten", fuhr er fort. „Aber ich habe auch noch nie eine Frau dort stehen lassen. Ich bin kein völlig unmoralischer Mensch, wenngleich manche Leute so über mich zu denken scheinen."
    Lord Belshire machte ein Auge auf. „Mit gutem Beispiel voranzugehen ist schön und gut, mein Freund. Aber ich muss einen kleinen Vorbehalt anmelden, da Ihnen auch ein wenig der Ruf eines Lebemanns anhängt."
    „Ein wenig?", riefen die beiden Schwestern gleichzeitig aus.
    „Was ihn als Verehrer für Jane noch attraktiver erscheinen lassen könnte", überlegte Lady Belshire. „Nur eine Frau von beträchtlichem Charme kann die Aufmerksamkeit eines Mannes wie Sedgecroft auf sich lenken. Eurer Schwester würde es wohl kaum schaden, wenn man so von ihr denkt."
    Lord Belshire schürzte die Lippen. „Verzeihen Sie, Sedgecroft, wenn ich das so sage, aber wie kann es Janes Ruf helfen, wenn sie von einem Lebemann begleitet wird?"
    Seine Frau schüttelte resignierend den Kopf. „Ich weiß nicht mal, ob ihr Ruf je wieder gerettet werden kann. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, dass sie einem jungen Mann begegnet, der sich nicht um den Skandal schert."
    Grayson lächelte sie an. „Genau das denke ich auch. Was geschehen ist, können wir nicht ungeschehen machen."
    Athena erwiderte das Lächeln. „Aber wir können es überspielen."
    „Wen kümmert schön meine Meinung?", brummte Lord Belshire. „Fragen Sie sie selbst, Sedgecroft. Sie hält sich in der Roten Galerie auf, in der diese abscheulichen römischen Statuen stehen. Wundern Sie sich aber nicht, wenn sie Ihr Angebot ablehnt. Sie ist ein willensstarker Wildfang."
    Grayson wandte sich zur Tür und musste angesichts der Warnung grinsen. Natürlich würde er sich wundern, wenn sie sich weigerte. Keine Frau hatte jemals einem männlichen Boscastle einen Korb geben können, wenn der fest entschlossen gewesen war. Immerhin würden sie beide von seiner hilfsbereiten Geste profitieren. Wem sollte das schaden?

4. KAPITEL
    Die Galerie erstreckte sich über einen großen Teil des ersten Stocks - ein weiter, sonnendurchfluteter Raum, der mit roten Seidentapeten geschmückt war und eine Sammlung wertvoller italienischer Statuen beherbergte. Eine ganze Wand wurde von einem kunstvoll gearbeiteten Kamin beansprucht, der groß genug war, um einer vierköpfigen Familie Unterschlupf zu gewähren. Ein Feuer war nicht entzündet worden, doch auf dem Gitterrost lagen mehrere in Stücke gerissene Briefe, die offenbar jeden Moment verbrannt werden sollten.
    Jane lag längs auf einem mit Quasten verzierten karmesinroten Sofa in der Ecke, in einer Hand einen zur Hälfte verzehrten Pfirsich aus dem Treibhaus, auf dem Schoß einen Stapel alte Briefe.
    Zweifellos Liebesbriefe, dachte Grayson, während er in der Türöffnung stand und für einen Moment von seiner eigentlichen Aufgabe abgelenkt war, da Janes Pose eine gewisse Sinnlichkeit ausstrahlte. Bestimmt hatte sie sich noch einmal die faden poetischen Ergüsse durchgelesen, die Nigel ihr über die Jahre hinweg geschickt
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