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Des Teufels Wörterbuch

Des Teufels Wörterbuch

Titel: Des Teufels Wörterbuch
Autoren: Ambrose Bierce
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Handlungen einen an sich moralischen Charakter haben, getrennt und in keiner Weise abhängig von ihren Folgen – dann ist alle Philosophie Lüge, und der Verstand ist eine Geistesverwirrung.
    Unparteiisch, adj. – Unfähig, eine Verheißung persönlichen Vorteils darin zu sehen, daß man sich auf eine Seite einer Kontroverse schlägt oder sich zu einer von zwei gegensätzlichen Meinungen bekennt.
    Unrecht, das – Unter allen Lasten, die wir anderen aufbürden und selbst tragen, ist diese die leichteste in der Hand und die schwerste auf dem Rücken.
    Unschicklichkeit, die – Nach Vulgarität der höchste vorstellbare Grad von Sünde.
    Unschuld, die – Zustand eines Verbrechers, dessen Anwalt die Geschworenen gekauft hat.
    Unsinn, der – Alle gegen dieses hervorragende Wörterbuch erhobenen Einwände.
    Unterhaltung, die – Jede Art Zerstreuung, deren Wirkung vor dem Totschlag durch Deprimieren endet.
    Unterleib, der – Tempel des Gottes Magen, dessen Anbetung mit Opferriten und -rechten sich alle wahren Männer weihen. Frauen zollen diesem uralten Glauben nur stammelnde Zustimmung. Bisweilen ministrieren sie halbherzig und ohne Wirkung; wahre Verehrung für die einzige Gottheit, die Männer ernstlich anbeten, ist ihnen jedoch fremd. Wenn Frauen freie Hand bei der Gestaltung der Welt hätten, bestünde die menschliche Rasse aus Grasfressern.
    Unterscheiden, v. – Jene Besonderheiten bemerken, durch welche eine Person oder ein Gegenstand womöglich noch unersprießlicher ist als andere.
    Unterschlagen, v. – Anvertrautes Gut vor den Unbilden kurzen Besitzes und geteilter Aufsicht schützen.
    Untertanentreue, die – Herkömmliches Band der Pflicht zwischen Steuerzahler und Steuererheber. Nicht umkehrbar.
    Unverschämtheit, die – Verkümmerter und entstellter unehelicher Sproß von Wagemut und Vulgarität.
    Unverständlichkeit, die – Eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes und der modernen Lyrik.
    Unziemlichkeit, die – Abhaltung eines Gottesdienstes, während in der Kirche ein Hunderennen stattfindet.
    Ureinwohner, die (pl.) – Personen minderen Werts, von denen der Boden neuentdeckter Lande wimmelt. Alsbald wimmeln sie jedoch nicht länger, sondern düngen. Sie werden dem Lexikographen der Zukunft die Mühe, sie beschreiben zu müssen, rücksichtsvoll ersparen.

V
     
     
    Vater, der – Quartiermeister und Fourageur; von der Natur zu unserer Erhaltung eingerichtet für die Zeit, ehe wir gelernt haben, von Raub zu leben.
    Verachtung, die – Gefühl eines vorsichtigen Mannes für einen Gegner, der allzu mächtig ist, als daß man ihm offen entgegentreten könnte.
    Verantwortlich, adj. – Ausgesetzt einem Verlust von Lust, Profit oder Vorteilen sowie der Gefahr einer Strafe.
    Verantwortlichkeit, die – Mutter der Vorsicht.
    Verantwortung, die – Bewegliche Bürde, die mühelos auf die Schulter von Gott, Schicksal, Glück oder Nachbar abgewälzt werden kann. In astrologischen Zeiten bürdete man sie gewöhnlich einem Stern auf.
    Verbannte(r), der – Einer, der seinem Lande dient, indem er im Ausland residiert, ohne jedoch Botschafter zu sein.
    Verboten, adj. – Neuartig und unwiderstehlich reizvoll.
    Verbrennung, die – Vorgang, bei dem der kalte Aufschnitt der Menschlichkeit aufgewärmt wird.
    Verdammt, adj. – Früher von Paphlagoniern häufig verwendetes Wort, dessen Bedeutung verlorenging. Der gelehrte Dr. Dolabelly Gak glaubt, es habe sich um einen Ausdruck der Zufriedenheit gehandelt und den höchstmöglichen Grad an Gemütsruhe angedeutet. Hingegen hält Professor Groke dafür, daß es eine Gefühlsregung tumulthafter Wonne ausdrückte, da es sich so häufig zusammen mit dem Wort jot oder gol findet, welches »Jubel« bedeutet. Nur mit äußerster Schüchternheit würde ich mich erfrechen, eine Meinung vorzubringen, die jenen der beiden furchteinflößenden Autoritäten widerspräche.
    Verdammnis, die – Verlust der Seele; auch: Ort, an dem sie zu finden ist.
    Verdauung, die – Umsetzung von Nahrungsmitteln in Tugenden. Ist das Verfahren unvollständig, so entwickeln sich statt dessen Laster – ein Umstand, aus dem der ruchlose Schriftsteller Dr. Jeremias Blenn ableitet, daß Damen häufiger unter Verdauungsstörungen leiden. Dieses grobianische Urteil findet sich in seinem Pamphlet Warum sind Frauen kränklich? (London, 1870), einem Werk, dem in siebzig Sprachen wohlverdienter Abscheu zuteil wurde. (»Warum sind all unsere Frauen krank?« fragt der berühmte Dr. Blenn. Die Antwort
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