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Des Teufels Wörterbuch

Des Teufels Wörterbuch

Titel: Des Teufels Wörterbuch
Autoren: Ambrose Bierce
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denn selbstverständlich wurden nach 1906 dort wieder Bibliotheken und Archive aufgebaut und zusammengetragen, die aber Bierce noch nicht zur Verfügung standen. Von den etwa 1500 wirklich unterschiedlichen Eintragungen der vorläufig endgültigen amerikanischen Sammlung enthält diese Ausgabe rund 1100; die meisten aufgenommenen Artikel sind vollständig übersetzt. Für die Auswahl der Prosa des Wörterbuchs gab es zwei Kriterien Übersetzbarkeit und Verständlichkeit. Die zahlreichen Gedichte des Originals habe ich nach mehreren vergeblichen Versuchen ganz weggelassen, bis auf wenige kurze Verse, die in Prosa etwas hergaben. Bierce war ein gewandter und virtuoser Dichter, der mit allen Dialekten etc. arbeitete. Neben ihrer (nicht immer besonders witzigen) Aussage haben die Gedichte in The Devil’s Dictionary nahezu sämtlich parodierenden bzw. persiflierenden Charakter. In manchen Fällen versteckt Bierce sich hier hinter fantastischen Pseudonymen (Pater Gassalasca Jape S.J., Jamrach Holobom, Ambat Delaso u.a.), meistens aber parodiert er Stil(mangel), Tonfall, grammatikalische Defekte und ganz allgemein lächerliche Inkompetenz von Poeten, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts an der amerikanischen wilden Westküste ihr Unwesen schrieben. Die meisten von ihnen sind gnädig vergessen; damit sind jedoch auch für Amerikaner Bierces Parodien nicht mehr als solche kenntlich. In einigen Fällen handelt es sich um Persiflagen berühmter Leute wie Tennyson (ein albernes Katzengedicht, das Bierce einem »Elevenson« zuschreibt) oder Pope (der für gestelzt hinkende Verse eines »Alexander Poke« herhalten muß). Ansonsten wimmelt es von Dichtern namens Jones oder Smith mit Vornamen wie Halcyon, Stromboli, Sigismund, Polydore, Juan oder Giacomo; gänzlich irre und besonders schön sind auch Poetennamen wie Offenbach Stutz, Anonymus Bink, Dumbo Omohundro, Aramis Jukes, Apuleius M. Gokul oder Orrin Goof. Neben der kaum je wiederzugebenden Artistik der Originale (z.B. Table d'hôte:
    Old Paunchinello, freshly wed,
    Took Madame P. to table,
    And there deliriously fed
    As fast as he was able.
     
    'I dote upon good grub', he cried,
    Intent upon his throatage.
    'Ah, yes', said the neglected bride,
    'You're in your table d'hôtage.'
    Associated Poets )
    stehen vor allem Unkenntnis und Unauffindbarkeit der von Bierce parodierten Autoren und Texte einer sinnvollen Wiedergabe auf deutsch entgegen.
    Ähnliche Probleme stellen sich bei vielen Prosa-Eintragungen. Da gibt es Anspielungen auf damalige amerikanische Flottenbauprogramme, die 1. vergessen und 2. nur witzig sind, wenn man die ebenfalls längst vergessenen amerikanischen Minderwertigkeitskomplexe gegenüber der Weltmacht Großbritannien berücksichtigt. Oder Definitionen wie: »Sicher, adj. – Wetten, daß die Kalloch-Jury sich nicht einigen kann.« Wer hat da wann wo wieso gegen wen, und erklärter Witz ist nimmer spitz. Andererseits braucht man weder Dr. Bartlett noch sein Bulletin zu kennen, um die Definition Paar zu begreifen: »Zwei von einer Sorte, wie zwei Asse, zwei Buben, zwei Fünfen etc. Beliebt ist z.B. das Bartlettsche Paar … Es besteht aus einer Acht und einer Sieben, wobei eine der Markierungen der Acht vom Daumen des Spielers verdeckt wird …« Bei derlei Eintragungen habe ich jene ausgelassen, die wie »Sicher« entweder gar nicht oder nur mit langen Anmerkungen verständlich sind. Zum Problem der Übersetzbarkeit mag folgendes Beispiel als Illustration dienen
    Die , n. The singular of ›dice‹. We seldom hear the word, because there is a prohibitary proverb, ›Never say die‹. At long intervals, however, some one says. ›The die is cast‹, which is not true, for it is cut. The word is found in an immortal couplet by that eminent poet and domestic economist, Senator Depew:
    A cube of cheese no larger than a die
    May bait the trap to catch a nibbling mie.
    Wenn überhaupt, ließe sich diese feine Eintragung wie folgt übersetzen: »Würfel« – Singular zu ›dice‹. Wir hören das Wort selten, denn seine Verwendung wird durch ein Sprichwort verboten, ›Never say die‹ [Sag nie ›Würfel‹ bzw. ›Sprich nie vom Sterben‹]. In langen Abständen sagt jedoch immer mal wieder jemand ›The die is cast‹ [der Würfel ist gefallen bzw. gegossen ], was nicht stimmt, weil er nämlich geschnitzt [bzw. zum Falschspielen präpariert] ist. Das Wort findet sich in einem unsterblichen Couplet des eminenten Dichters und Fachmanns für
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