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Des Teufels Novize

Des Teufels Novize

Titel: Des Teufels Novize
Autoren: Ellis Peters
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murmelte er eher zu sich selbst als zu einem anderen. »Aber nein, wie kann das sein?«
    Braut und Bräutigam kamen näher und erwiesen den kirchlichen Würdenträgern artig die Ehre. Hinter ihnen kamen Isouda, Leoric, Wulfric und die Gesellschaft der Gäste. Unter dem Bogengang des Torhauses sah Cadfael Janyns hellen Kopf und die blitzenden blauen Augen, als er aus der Reihe schlenderte, um mit einem Bekannten aus der Klostersiedlung einige Worte zu wechseln. Dann kam er mit seinem leichten, federnden Schritt lächelnd heran.
    Nigel führte seine Frau gerade auf die erste Stufe der Steintreppe, als Kanonikus Eluard vortrat und ihnen mit einer strengen Handbewegung Halt gebot. Erst in diesem Augenblick, als sie seinem starren Blick folgte, sah Roswitha am Kragen ihres Mantels, der locker über ihren Schultern lag, das Glitzern emaillierter Farben und die schlanken goldenen Fabeltiere, die sich in verflochtene Blätter verwandelten.
    »Kind«, sagte Eluard, »darf ich dies näher betrachten?« Er berührte die erhabenen Goldlinien und den silbernen Kopf der Nadel. Sie schwieg bestürzt, überrascht und unbehaglich, doch sie war nicht abweisend oder ängstlich. »Ihr habt dort ein wunderschönes, seltenes Stück«, sagte der Kanonikus, während er sie etwas unsicher beäugte. »Woher habt Ihr es?«
    Hugh war aus dem Torhaus herangekommen und sah und hörte aus dem Hintergrund zu. An der Ecke des Klosters standen zwei Klosterbrüder und beobachteten die Szene.
    Eingesperrt zwischen den Zuschauern vor dem Westtor und der Versammlung, die durch den Aufenthalt auf dem Hof entstanden war, und nicht bereit, sich von irgend jemandem sehen zu lassen, stand Meriet stocksteif und reglos neben Bruder Mark im Schatten und wartete darauf, daß er ungesehen zu seinem Gefängnis und seiner Fluchtburg zurückkehren konnte.
    Roswitha leckte sich die Lippen und sagte mit bleichem Lächeln: » Es ist das Geschenk eines Verwandten.«
    »Seltsam!« sagte Eluard und wandte sich mit ernstem Gesicht an den Abt. »Mein Herr Abt, ich kenne diese Spange gut, zu gut, um sie zu verwechseln. Sie gehörte dem Bischof von Winchester, der sie Peter Clemence schenkte – dem bevorzugten Schreiber seines Haushaltes, dessen sterbliche Überreste nun in Eurer Kapelle liegen.«
    Bruder Cadfael hatte bereits eine wichtige Kleinigkeit bemerkt. Er hatte Nigels Gesicht beobachtet, seit der junge Mann das Schmuckstück, das soviel Interesse auf sich zog, betrachtete, und bislang hatte es kein Anzeichen dafür gegeben, daß die Spange ihm irgend etwas bedeutete. Er blickte von Kanonikus Eluard zu Roswitha und wieder zurück und runzelte verwirrt seine breite Stirn, während ein leichtes, fragendes Lächeln um seine Lippen spielte, da er darauf wartete, von irgend jemand eingeweiht zu werden. Doch nun, als der Besitzer erwähnt wurde, bekam das Schmuckstück plötzlich eine Bedeutung für ihn, und zwar eine schlimme und erschreckende. Er erbleichte und versteifte sich, als er den Kanonikus anstarrte; doch obwohl Hals und Lippen sich bewegten, fand er entweder keine Worte oder wollte die, die er fand, nicht aussprechen, denn er blieb stumm. Abt Radulfus war auf einer Seite nähergekommen, und Hugh Beringar auf der anderen.
    »Was soll das bedeuten? Ihr erkennt diesen Schmuck als das Eigentum von Herrn Clemence wieder? Seid Ihr sicher?«
    »So sicher, wie ich bei seinen anderen Besitztümern war, die Ihr mir bereits gezeigt habt – das Kreuz, der Ring und der Dolch, die mit ihm durchs Feuer gingen. Dieses Stück schätzte er als Geschenk des Bischofs ganz besonders. Ich kann nicht sagen, ob er es auf seiner letzten Reise trug, doch es war seine Gewohnheit, weil er es so liebte.«
    »Wenn ich etwas sagen darf, gnädiger Herr«, sagte Isouda energisch hinter Roswithas Schulter, »ich weiß, daß er es trug, als er nach Aspley kam. Die Spange steckte am Mantel, den ich ihm an der Tür abnahm und in die vorbereitete Schlafkammer trug; und sie steckte noch am Mantel, als ich ihm am Morgen seiner Abreise den Mantel zurückbrachte. Er brauchte den Mantel nicht zum Reiten, da es ein warmer, schöner Morgen war. Er hatte ihn über den Sattelknauf gelegt, als er fortritt.«
    »Also für jedermann zu sehen«, sagte Hugh scharf. Denn Kreuz und Ring waren bei dem toten Mann geblieben und mit ihm ins Feuer gegangen. Entweder war die Zeit knapp und Eile geboten gewesen, oder eine abergläubische Furcht hatte den Mörder davon abgehalten, einem Priester seine Amtsgeschmeide vom
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