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Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Der zugeteilte Rentner (German Edition)

Titel: Der zugeteilte Rentner (German Edition)
Autoren: Ralf Schulte
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(Caput) nach Walthers Lexikon der Medizin
Bei den Wirbeltieren sowie bei den Wirbellosen ist der Kopf das vom Rumpf abgegliederte Körperteil. Es umschließt das Gehirn, die Sinnesorgane und den Eingang zu Verdauungs- und Atmungsorganen – allgemein auch als Mund bezeichnet. Das Skelett des Kopfes der Wirbeltiere ist der Schädel. Sein Gehirnteil ist mit einer gefäß- und nervenreichen Haut, der Kopf-Schwarte bekleidet, die eine sehnige Verbindung der behaarten Kopf-Haut mit der Knochenhaut der Schädelknochen bildet. Die weichere Haut des Gesichtsteils ist mit Muskeln unterlagert, die für die Mimik verantwortlich ist. Am Morgen neigen sich diese Muskeln meist nach unten, was zu einem schwermütigen und traurigen Gesichtsausdruck führt. Erst durch geeignete Wachmacher wie Kaffee, Niktotin oder H & M ziehen sich die Gesichtsmuskeln zusammen, was auch als Lächeln bekannt ist. Sollte es an einem Tag zu keiner Kontraktion im Gesichtsfeld kommen, kann das in ungünstigen Fällen zu Kopfschmerzen führen. Dabei entsteht ein stechender Schmerz, der entweder entlang des Schädelknochens, hinter der Stirn oder aber unter der Kopf-Schwarte auftritt. Ein unter Kopfschmerzen leidender Mensch ist daran zu erkennen, dass seine Gesichtsmuskeln kontrahiert sind und sich die Haut über den Muskeln in Falten legt. Dabei entsteht ein ungewollter Effekt des Alterns, was bei Frauen wiederum zu weiteren Kopfschmerzen führen kann.

Haushaltshilfe
    Clara mochte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass ein fremder Mann zwei Tage bei ihr verbrachte. Er war zwar nur ein kleiner Rentner mit Dackel, konnte aber dennoch viel Dreck machen – vor allem der Hund. Ständig würde er Haare verlieren; und wer weiß, welche Bakterien und Insekten er anschleppte. Die ganze Zeit müsste sie hinter ihnen herputzen. Sie wollte lieber allein sein. Nackt durch die Gegend springen oder die Toilettentür auflassen. Einfach so und einfach dann, wann sie es wollte. Doch damit war vorläufig Schluss. Maximilian verbrachte die Nächte auf der Couch. Sein Dackel bekam einen großen Karton – „Colombia Bananas“ – extra desinfiziert – mit einer alten Decke, das reichte.
Um noch etwas zu lernen und weiteren Diskussionen mit Maximilian aus dem Weg zu gehen, zog sie sich schließlich mit einem Capuccino, extra Sahne, und einer Tofu-Wurst in ihr Schlafzimmer zurück. Eigentlich wollte sie noch ihre Lieblingsserien schauen, um 17.00 Uhr „Family Days“, später kam noch eine Doppelfolge „Friends“. Doch der Besuch störte. In ihrem Zimmer konnte sie wenigstens allein sein und Musik hören. Sie schaltete eine Klassik-CD ein und begann ihre Wäsche vom Vortag zusammen zu legen und nach Farbe und Größe in ihren Schrank einzuräumen. Dunkle Hosen und helle Hosen getrennt. Kurze Hosen und Röcke in ein Fach. Kurze und lange Socken in die unterste Schublade. BHs immer einzeln. Slips ganz unten. Shirts in die zweite Schublade.
Ordnung musste sein. Die ganze Wohnung richtete sich nach den Regeln des Feng-Shui. Nichts störte den Energiefluss. Alles stand an seinem richtigen Platz, und das waren hauptsächlich Bücher. Als Buchstütze diente ein kleines Aquarium mit einem künstlichen Goldfisch, den Clara „Onkel Karl“ nannte. Batterien setzten den Goldfisch in Gang, ein Magnet bewegte ihn im Glas und erweckte ihn so zu künstlichem Leben. Aber das Auffälligste stellte ihr einäugiger Teddy dar, der auf dem obersten Regalbrett saß und alles beobachtete: Captain Jack! Obwohl er nur ein Auge besaß und eine Augenklappe das fehlende verdeckte, bekam er alles mit. Er war schon sehr alt, mindestens so alt wie sie. Statt grauer Haare ragten ihm Schaumstoffbüschel aus den Ohren. Er konnte sogar „Ich liebe dich!“ sagen, aber leider nur auf Chinesisch. Zumindest stand es damals im Beipackzettel: „The Teddy speaking „I luve you!“ when pushing.“ In den letzten Jahren kam nur noch ein „Oh ah uuu“ heraus, begleitet von krächzenden Geräuschen. Jetzt würde sie niemals herausfinden, ob er wirklich „Ich liebe dich“ zu ihr gesagt hatte. Aber war das bei Männern nicht ähnlich?
Nach der Wäsche ruhte sie sich erst einmal aus. Schließlich aß sie ihre Tofu-Wurst, trank ihren Capuccino, surfte eine Weile im Internet, recherchierte in einer Online-Bibliothek, schrieb zwei E-Mails an ihre Dozenten, machte Online-Banking – drei Mahnungen warteten auf ihre Überweisung – meldete sich für Seminare an und plante die nächsten Tage. Ständig rannte
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