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Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)

Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)

Titel: Der Zivi: Liebe auf Umwegen... (German Edition)
Autoren: Bonnyb
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sich verletzen. Katharina verbreitete gute Laune. Sie sang Lieder mit ihren Zöglingen und lehrte sie, ihre verbliebenen Sinne zu schulen. Das Gehör und den Tastsinn. Ich hielt es bei ihr und Ruth, der zweiten Erzieherin, schon etwas länger aus, zog es aber vor, der Köchin in der Küche zur Hand zu gehen, um durchzuatmen.
Bis zum Mittag blieb ich dort und half dann, das Essen in den Gruppen zu verteilen. Katharina bat mich, ihr und Ruth beim Füttern zur helfen und ich nahm mich zusammen. Ein vierjähriger Junge, ein wirklich putziges Kerlchen, brauchte meine Hilfe.

"Wer bist du? Ich kenn dich nicht!", fragte er mit seiner piepsigen Kinderstimme.
"Ich bin Sebastian. Und ich komme jetzt jeden Tag hierher", antwortete ich ihm.
Er lachte, ein helles Kinderlachen, das mich irgendwie berührte.
"Na, dann sehen wie uns ja jetzt öfter!", strahlte er und sah leicht schräg an mir vorbei.
Ich zuckte zusammen. Sehen! Er würde mich nie in seinem Leben sehen können und dennoch sagte dieser kleine Kerl es so, als wäre es das Normalste auf der Welt.
Ich nickte und pflichtete ihm bei, stellte dann aber fest, dass ich ihm eine Antwort geben musste, denn er konnte mich ja nicht sehen. Ich musste erst lernen mich richtig zu verhalten.
Das Füttern ging besser als erwartet, weil er ein gelehriger Bursche war. Er wollte allein essen und ich sollte ihm nur helfen, wenn es gar nicht anders ging. Es klappte recht gut und machte sogar richtig Spaß. Trotzdem war ich froh, als ich endlich Pause hatte, und zog mich nach draußen zurück.

Ich fühlte mich seltsam leer und ausgelaugt. Und ich hatte das Gefühl als hätte ich meine Gesundheit nicht verdient, wenn Kinder so hart bestraft wurden. Hatte ich bis dahin angenommen Gott wüsste was er tut, so zweifelte ich gerade seine Existenz an, oder glaubte, dass Luzifer die Oberhand hatte.
Mühsam klimperte ich die Tränen weg, die sich in meinen Augen gebildet hatten. Erst recht als ich Schritte vernahm. Um die Ecke kam Lysander. Er trug wieder diese knackige Jeans und auch ein Karohemd zierte seinen muskulösen Oberkörper. Diesmal in rotkariert. Komischerweise biss sich das Rot nicht mit dem Rot seiner Haare. Ich hatte ihn nur am Morgen kurz gesehen, aber in dem Zustand, in dem ich mich gerade befand, wäre es mir lieber gewesen, er wäre nicht aufgetaucht.
"Hier steckst du!" Freundlich, wie schon am Tag zuvor, lächelte er mich an und das Grübchen auf der linken Seite vertiefte sich noch mehr in seine Wange.
Ich wischte mit dem Ärmel meines Shirts über die Augen und lächelte etwas schief zurück. Er setzte sich einfach neben mich auf die Bank, verschränkte die Arme hinter dem Nacken und blinzelte in den blauen Himmel.
"Du brauchst dich nicht schämen. Allen geht es so wie dir, wenn sie neu sind. Das ist normal. Wenn es anders wäre, dann würde etwas nicht mit dir stimmen", erklärte er mir und sah mich dabei nicht an.
Überrascht blickte ich zu ihm hinüber und sein Anblick ließ mein Herz gleich wieder schneller schlagen.
"Wirklich? Ich bin echt fertig ...", gab ich jetzt offen zu.
Lysander senkte den Kopf und sein Blick fand meinen.
"Glaub mir, es ist normal. Damit kommt man nur schwer zurecht. Der Kleine, den du gefüttert hast, ist der Sohn meiner Schwester. Mein Neffe hatte während der Geburt zu wenig Sauerstoff und darum sieht er jetzt nichts. Aber er geht damit fantastisch um." Lysander strahlte, als er mir über den kleinen Kerl erzählte und ich zuckte innerlich noch mehr zusammen.
Er war also persönlich betroffen. Ich schluckte hart und wusste nicht was ich darauf antworteten sollte. Hilflos sah ich ihn an.
Alles entpuppte sich hier anders als erwartet ...

Überraschende Ausblicke ...

"Hey, mach dir keinen Kopf, Sebastian. Moritz lernt sein Leben zu leben, auch ohne das er sehen kann." Lysander legte mir eine Hand auf die Schulter und drückte diese leicht.
Er wusste ja nicht, dass er mich mit dieser Berührung in ein noch größeres Gefühlschaos stürzte. Dort wo seine Hand lag, kribbelte es aufregend und Hitze breitete sich aus. Das Lächeln, welches er mir zuwarf, sammelte sich in meiner Magengrube und purzelte dort von einer Ecke in die andere. Jedes Mal zog es angenehm in der Leistengegend. Ich hoffte, dass er die Röte, die mir sichtbar den Hals hinauf kroch, nicht wahrnahm.
Etwas betreten sah ich zu Boden.
"Es ist nur, ich fühl mich so nutzlos und auch so privilegiert. Obwohl ich nur ein ganz normaler Mensch bin, bemerke ich erst jetzt, dass es nicht
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