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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen
Autoren: Alan Garner
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Die Svarts waren nicht darauf erpicht, ein Ende wie das der Mara zu riskieren, während die Morthsippe sich nicht selbst der ungebremsten Wucht der Fechtkunst der Zwerge aussetzen wollte. Die Morrigan in ihren schwarzen Kleidern kreischte wütend: «Feiglinge! Lügner! Es sind doch nur fünf! Ergreift sie! Ergreift sie auf der Stelle!»
    Mehr wartete Fenodyree nicht ab. «Kommt», sagte er. «Wenn sie da ist, können wir sie nicht hinhalten. Wir müssen einen Platz suchen, wo wir ihnen Widerstand zu leisten vermögen.»

    Mehr als hundert Meter blieben ihnen nicht, und sobald sie sich in Bewegung setzten, drängte die Morthsippe ihnen nach.
    Schon von Anfang an hatten sie nur geringe Aussichten zu entkommen, aber als sie den Gipfel des Hügels überquerten und an einen tief eingesunkenen Hohlweg kamen und von beiden Seiten Dämonen darauf heranströmen sahen, erkannten sie endlich, dass dies das Ende aller ihrer Bemühungen war, und wenn es auch seltsam erscheinen mag: Sie waren froh.
    Wie auch immer, der lange Kampf war fast vorbei. Die schwere Last der Verantwortung wurde von ihnen genommen.
    «Wir laufen, solange wir können!», schrie Fenodyree, und er sprang auf den Weg hinunter und zog sich über den Wall auf der anderen Seite. «Sucht nach einem Platz, wo wir mit den Schwertern kämpfen können!»
    Aber dazu kam es nicht. Lyblacs, mit Knüppeln bewaffnet, standen dicht an dicht in dem Tal unter ihnen. «Einen Kreis!», brüllte Gowther. «Colin! Susan! In die Mitte!»
    Und so stellten sie sich auf. Und die Macht des Bösen schlug über ihnen zusammen.
    «Sie sollen noch nicht sterben!», rief Morrigan. «Wer jemanden tötet, wird das mit seinem Leben bezahlen!»
    Rücken an Rücken fochten Gowther und die Zwerge, schweigend und verzweifelt. Zwischen ihnen kauerten die Kinder. Die bestialischen Schreie, das Grunzen und Quieken sterbender Svarts schallte von Tal zu Tal. Fenodyree und Durathror webten ein Lichternetz mit ihren Schwertern, als sie so um sich hieben, parierten und zustießen. Und wenn Gowther seinen Stock schwang, splitterten Schädel und krachten Knochen. Ihre einzige Hoffnung war, so lange zu überleben, bis der Zauberer käme, aber wo ein Feind fiel, rückte stets ein neuer nach, und noch einer, und noch einer, und noch einer, und noch einer.

    Sie erkämpften sich eine Pattsituation. Gowthers Stock wurde ihm aus den Händen geschlagen, doch bückte er sich und ergriff mit jeder Hand einen Svarthammer. Von dem Moment an floss das Blut in Strömen. Die unbewaffneten Kinder folgten seinem Beispiel, schnappten sich Waffen und griffen in den Kampf ein.
    So ging die Schlacht eine Zeit lang hin und her. Aber es war nur das letzte Aufflackern einer verlöschenden Kerze, ehe die Nacht alles in Dunkel hüllte. Das Ende kam plötzlich. Ein Svarthammer traf Fenodyree genau überm Ellbogen, und der Knochen barst mit dem Geräusch eines Peitschenknalls. Mit seinem unbrauchbar herabhängenden Schwertarm war Fenodyree wie ein gefallener Turm, und bald würde der Feind durch die Bresche drängen. Durathror handelte. Er stieß seine freie Hand hinter sich, während seine Augen auf sein todbringendes Werk gerichtet blieben.
    «Den Stein! Gib mir den Stein!»
    Ohne lange zu fragen, duckte Susan sich hinter Gowther, nahm das Armband ab und befestigte es an Durathrors Handgelenk. Indem sie dies tat, wurde sie von einem Dutzend Händepaaren gepackt und nach hinten gezerrt, aber zu spät.
    Durathror schwang sich in die Luft. Valham umhüllte ihn, und er wandte sich in einem letzten Versuch, den Stein zu retten, nach Shuttlingslow.
    Die Vögel gingen wie schwarzer Hagel auf ihm nieder. Er entschwand den Blicken wie in einer Gewitterwolke. Sein Schwert fuhr durch den Vogelschleier, und die Erde wurde schwarz vor ihren Leichen. Doch fielen auch weiße, mit Blut befleckte Adlerfedern, und ihre Zahl wuchs.
    Der Kampf am Boden war zu Ende: Aller Augen waren auf den in der Luft gerichtet. Von Durathror war nichts zu sehen, als die Wolke sich langsam entfernte, aber jetzt stürzten nur noch wenige Vögel herab.

    Tiefer unten erhob sich ein runder Hügel aus dem Abhang, der oben von einem spärlichen Buchenwald bestanden war, und auf dessen Gipfel ragte wie ein mahnender Finger eine riesige Sandsteinsäule in die Höhe. Sie hieß Clulow.
    Über diesem Hügel wurde der letzte Streich geführt. Aus dem unteren Teil der kreischenden Masse flatterte ein zerfetztes weißes Ding, schwankte einen Augenblick, kippte vornüber, brach
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