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Der Zauber einer Winternacht

Der Zauber einer Winternacht

Titel: Der Zauber einer Winternacht
Autoren: CATHLEEN GALITZ
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fragte sie, ohne sich zu setzen.
    Bryce hatte noch kein einziges Mal gelächelt. Seine Stimme klang rau, und er ließ sie nicht aus den Augen. „Ich habe Vi alles erzählt.“
    Die Erde schien schlagartig aufzuhören, sich zu drehen. Gillian stand da und sah ihn entgeistert an. „Warum um Himmels willen hast du das getan?“
    „Weil es das einzig Richtige war. Das weißt du auch.“
    Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie sich ausmalte, welche Folgen das unüberlegte Geständnis schlimmstenfalls haben konnte.
    „Was hat sie gesagt?“
    „Sie war natürlich sehr verletzt. Und sie wollte wissen, ob ich dich immer noch liebe.“
    Dieselbe Frage hatte Gillian sich wieder und wieder gestellt, nachdem Bryce vor Wochen abgereist war und ihr damit fast das Herz gebrochen hatte. Seine Antwort interessierte sie brennend, und sie hielt sich nur mit Mühe zurück.
    „Deshalb bin ich hier“, erklärte er unwirsch. „Weil ich Vi nicht in die Augen schauen und ihr sagen konnte, dass ich dich nicht mehr liebe. Ich bin hier, weil nichts mehr in Ordnung ist, seit ich dich verlassen habe. Ich bin erfolgreicher, als ich je zu träumen gewagt hätte. Ich habe mehr Geld, als ich ausgeben kann. Und trotzdem geht es mir schlecht. Ich bin hier, weil ich dich heiraten möchte.“
    Endlich huschte ein Lächeln über seine Züge. Gillian blinzelte, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. Ihr wurden die Knie weich, und sie sank neben Bryce auf die Couch.
    Das Einzige, was sie davon abhielt, ihn stürmisch zu küssen, als er sie in die Arme zog und an seine Brust drückte, war ein schrecklicher Verdacht. Was, wenn er ihr nur deshalb einen Heiratsantrag machte, weil er von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte? Und nicht, weil er sich ehrlich wünschte, wieder mit ihr zu leben?
    Gillian konnte ihm nicht antworten, bevor sie die Wahrheit kannte. Egal wie schmerzhaft sie sein würde.
    „Hat mein Vater geplaudert?“, fragte sie. „Bist du hier, weil er nicht den Mund halten konnte?“ Gerechter Zorn half ihr, den Kopf hoch- und das Zittern aus ihrer Stimme herauszuhalten.
    „Wie? Ist John etwas zugestoßen? Gibt es Probleme auf der Ranch?“ Bryce wirkte so ehrlich besorgt, dass Gillians Zorn dahinzuschmelzen begann.
    „Ich bin kein Fall für die Fürsorge. Ich brauche kein Mitleid. Weder von dir noch von meinem Vater, noch von deiner so verständnisvollen Vi, und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du das den beiden ausrichten könntest.“
    Bryce hob zum Zeichen der Kapitulation beide Hände, statt wie gerade noch besorgt wirkte er zunehmend verwirrt.
    „Ich habe seit meiner Abreise kein einziges Mal mit John gesprochen. Und nur zur Klarstellung: Vi hat keineswegs so verständnisvoll reagiert, wie du zu glauben scheinst. Sie ist nun mal keine Frau, die einen Mann nur heiratet, um ihrem Jungen einen Vater zu geben. Schon gar nicht, wenn dieser Mann eine andere liebt.“
    Noch nie hatte Gillian etwas Schöneres gehört. Er wusste nichts von dem Baby! Er wollte sie nicht heiraten, nur weil er sich dazu verpflichtet fühlte.
    Diese wunderbare Entdeckung warf jedoch leider ein anderes Problem auf: Wie sollte sie Bryce gestehen, dass er Vater wurde? Wie würde er darauf reagieren, dass sie ihm diesen Umstand bisher verheimlicht hatte?
    „Warum sollte John übrigens etwas damit zu tun haben, dass ich hier bin?“, fragte Bryce und sah sie misstrauisch an.
    „Ähm …“, begann Gillian und wurde vom schrillen Piepen des Küchenweckers unterbrochen. Erleichtert und dankbar für den unverhofften Aufschub, der ihr Gelegenheit gab, sich eine plausible Erklärung zurechtzulegen, sprang Gillian auf.
    „Meine Plätzchen!“, rief sie, als wäre das die Antwort auf seine Frage.
    Aber Bryce ließ sich nicht so leicht ablenken. Er zog sie zurück auf die Couch. „Was immer du im Backofen hast – es muss warten.“
    Gillian schloss die Augen. Sie konnte nur hoffen, dass ihr bisheriges Zögern ihn nicht dazu bewog, den Heiratsantrag noch einmal zu überdenken. Die Situation war heute deutlich komplizierter als an jenem lange zurückliegenden Tag, an dem Gillian freudestrahlend nach Hause gekommen war, um ihm zu eröffnen, dass sie Bonnie unter dem Herzen trug.
    „Wir bekommen ein Baby“, stieß sie heiser hervor.
    Bryce war wie vor den Kopf geschlagen, und Gillian erkannte sofort, dass er wirklich nichts geahnt hatte. Die Zimmertemperatur schien um etliche Grad gefallen zu sein, als er endlich seine Stimme wiederfand.
    „Hattest du vor,
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