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Der Zauber deiner Lippen

Der Zauber deiner Lippen

Titel: Der Zauber deiner Lippen
Autoren: OLIVIA GATES
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die Scheidung eingereicht?“
    Sag Ja, Rodrigo, bitte …
    Sie sah, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten und sein Blick eisig wurde. „Nein, ihr lebt nicht getrennt, im Gegenteil. Ihr hattet gerade eure zweiten Flitterwochen geplant.“
    Fassungslos starrte sie ihn an. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie war so sicher gewesen, dass sie einander nichts mehr bedeutet hatten, dass sie im Begriff gewesen waren, die Ehe aufzulösen. „Zweite Flitterwochen?“, stieß sie mit brüchiger Stimme hervor. „Heißt das, dass wir schon lange verheiratet sind?“
    Warum ließ er sich mit der Antwort nur so viel Zeit? Endlose Sekunden verstrichen, bevor er endlich sagte: „Ihr habt vor sechs Monaten geheiratet.“
    „Vor sechs Monaten erst? Und dann haben wir bereits unsere zweiten Flitterwochen geplant?“
    „Vielleicht war es falsch, von zweiten Flitterwochen zu sprechen. Bei euren ersten war etwas dazwischengekommen, sie haben also nie stattgefunden.“
    „Und dennoch ist mein geliebter Ehemann nicht hier. Das sieht ja beinahe so aus, als stünde mit unserer Ehe nicht alles zum Besten und als sollten die Flitterwochen ein letzter Versuch sein, sie zu kitten. Aber ich glaube nicht, dass da noch etwas zu retten ist. Mel scheint keinerlei Interesse an mir zu haben. Das Ganze sieht ziemlich hoffnungslos aus, und es wäre besser …“
    Sie hielt abrupt inne, als sie Rodrigos entsetztes Gesicht sah. Wie hatte sie sich nur so abfällig über ihre Ehe äußern können, und das einem Mann gegenüber, den sie kaum kannte.
    „Ich weiß nicht, was ihr für eine Beziehung hattet“, sagte er jetzt knapp. „Aber eins ist sicher. Mel konnte nicht hier sein. Denn er ist tot.“
    Wie unter einem Hieb zuckte sie zusammen. „Tot?“, wiederholte sie kaum hörbar. „Dann ist er das Flugzeug geflogen?“
    „Kannst du dich daran erinnern?“
    „Nein … oh, Gott …“ Plötzlich schien sich alles um sie herum zu drehen. Sie warf sich auf die Seite und barg das Gesicht im Kissen. Ihr wurde schlecht. Da spürte sie Rodrigos starken Arm, der sie leicht anhob. Als er Cybele langsam wieder auf die Kissen niederließ, zitterte sie am ganzen Körper. Doch nicht aus Kummer über Mels Tod, sondern aus Entsetzen über ihre eigenen Gefühle. Denn statt tiefer Trauer über den Tod ihres Mannes empfand sie nur Wut. Wut und … Erleichterung. Wie war das möglich? Wegen ihrer Gefühle für Rodrigo? Hatte sie insgeheim den Tod ihres Mannes herbeigesehnt, um frei für Rodrigo zu sein?
    Nein, so war es nicht, auf keinen Fall. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das nicht der Grund für ihre Erleichterung war. Aber was dann? Hatte Mel sie unterdrückt und gedemütigt? Und war sie zu schwach gewesen, um sich zu wehren oder einer solchen Ehe zu entfliehen? Nein, auch das konnte nicht die Ursache sein. Sie wusste genau, dass sie es nie zulassen würde, seelisch oder körperlich misshandelt zu werden.
    Was also war geschehen?
    „Geht’s dir wieder besser?“
    Immer noch zitternd nickte sie. „Ja. Allerdings muss irgendetwas mit mir nicht in Ordnung sein. Denn statt Trauer über seinen Tod zu empfinden, bin ich nur wütend.“
    „Aber das ist sehr verständlich und absolut normal. Die meisten Hinterbliebenen sind erst mal wütend, dass der geliebte Mensch sie allein gelassen hat. Besonders wenn er bei einem Unfall umgekommen ist, sind sie schockiert und zornig, weil sie niemanden haben, auf den sie wütend sein können. So richten sie ihre Frustration auf das Opfer selbst. Außerdem muss dir unterbewusst klar gewesen sein, dass Mel am Steuerknüppel saß. Wahrscheinlich hast du das am Unfallort selbst aufgeschnappt.“
    „Hier in Spanien? Willst du damit sagen, dass ich Spanisch verstehen kann?“
    Er runzelte die Stirn. „Nicht dass ich wüsste. Aber vielleicht kennst du die medizinischen Fachausdrücke, die im Spanischen ja nicht sehr viel anders sind, und hast daraus auf den Grad von Mels Verletzungen geschlossen.“
    „ Ya lo sé hablar español.“
    Beide starrten sich mit weit aufgerissenen Augen an. Ohne dass es Cybele bewusst war, war ihr dieser Satz in den Kopf gekommen. Und sie wusste auch, was er bedeutete. Ich spreche Spanisch.
    Rodrigo schüttelte überrascht den Kopf. „Ich hatte keine Ahnung, dass du Spanisch kannst.“
    „Ich auch nicht. Und ich habe das Gefühl, als hätte ich die Sprache erst kürzlich gelernt.“
    „Erst kürzlich? Wieso denn das?“
    „Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich weil ich mich an nichts
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