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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann
Autoren: Alexandra Potter
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deshalb weiß, weil ich einmal an ihr BlackBerry gegangen bin, als sie gerade in der Badewanne lag, und Pippa mit jemandem namens Fifi sprechen wollte. Zuerst dachte ich, sie hätte sich verwählt.
    »Weihnachten?«, zwitschert Fiona. »Ach, über die Feiertage war ich bei Mummy und Daddy.«
    Mummy und Daddy ? Seit wann sind John und Liz, Fionas Eltern, denn von Mum und Dad zu »Mummy und Daddy« mutiert?
    Irritiert lausche ich dem Gespräch, derweil sie die blonden Haare nach hinten schnippt und angeregt davon plaudert, »wie wunderbar es war, mal wieder ein paar Tage auf dem Land zu verbringen«.
    Wobei »das Land« in diesem Fall die spießige kieselverputzte Doppelhaushälfte ihrer Eltern in Kent ist, nur so nebenbei bemerkt.
    Ich schlängele mich an ihr vorbei und mache mich daran, den Wasserkocher aufzusetzen. Von wegen Champagner und Kanapees, ich könnte sterben für einen Tee und ein paar Jaffa-Kekse mit Orangenfüllung. Ich habe doch erst neulich eine neue Schachtel gekauft … Auf Zehenspitzen stehend krame ich im Küchenschrank, während sie im Hintergrund weiterplappert.
    »Ich weiß, das geht mir genauso! Ich liebe lange Spaziergänge an der frischen Luft.«
    Ich muss mir das Lachen verkneifen. Fiona kann frische Luft nicht ausstehen. Sie steht mehr auf Duftkerzen und Marlboro lights. Und was die langen Spaziergänge angeht …
    Mein Blick fällt auf ihre wackeligen Highheels. Fiona ist knapp über eins fünfzig groß, aber was ihr an Körpergröße fehlt, macht sie mit ihren Wolkenkratzerstilettos wieder wett. Sie ist der einzige Mensch, den ich kenne, der in dieser Hinsicht immer zu Victoria Beckham gehalten hat. Einmal bezeichnete Fiona sie als »verwandte Seele«. Und erst neulich habe ich sie dabei erwischt, wie sie am Wochenende die Hello! durchblätterte und sich ein Foto von Posh in wahnwitzig hohen Stöckelschuhen anschaute. Nicht ahnend, dass ich sie hören konnte, tat sie einen tiefen Seufzer und murmelte: »Ich spüre deinen Schmerz, Victoria, glaub mir« und rieb sich solidarisch die schmerzenden Fußballen.
    »Okay, prima! Ich freu mich auch auf dich. Ich muss bloß noch meiner Mitbewohnerin mit ihrem Kostüm helfen.« Wieder bedenkt sie mich mit dem Blick, den ich mit meiner Packung Jaffa-Kekse abzuwehren versuche. »O.k., ciao, ciao .« Danach werden noch jede Menge Küsschen durch das BlackBerry geschickt, dann legt sie auf und dreht sich zu mir um.
    »Hör sofort auf, dich vollzustopfen!« Übergangslos mutiert sie von der Landadeligen zur Assi-Tussi und reißt mir die Kekse aus der Hand. »Wir müssen aus dir ein sexy Kätzchen machen.«
    »Aber ich will gar kein sexy Kätzchen sein«, jammere ich und klammere mich an meinen Tee, ehe sie mir den auch noch wegnimmt.
    »Es ist Silvester«, erklärt sie streng. »Du hast keine andere Wahl.«
    Kurz gibt es einen Patt in der Küche, und ich erwäge ernsthaft, standhaft zu bleiben.
    Aber Fiona kann ganz schön furchteinflößend sein, vor allem im Krankenschwesternkostüm.
    »Okay, okay«, sage ich, hebe die Hände zum Zeichen meiner Kapitulation und stehe vom Tisch auf. »Ich ergebe mich.«
    »Habe ich mir doch gedacht«, sagt sie und nickt zufrieden. »Und jetzt beeil dich, ich habe ein Taxi bestellt.« Und damit schiebt sie mich in mein Zimmer und verschwindet in ihrem eigenen, um gleich darauf mit einem schwarzen Body und Plüschohren wieder herauszukommen. »Eine Party ist das perfekte Gegengift für Liebeskummer. Ich sage dir, heute Abend hast du bestimmt so viel Spaß, dass du Seb endgültig vergisst.« Und dann drückt sie mir das Kostüm in die Hand und umarmt mich kurz. »Glaub mir, wenn du morgen früh wach wirst, hat es ihn nie gegeben.«

Drittes Kapitel
    Ich habe da so eine Theorie Silvester betreffend.
    Überall auf der Welt gilt Silvester als die bedeutendste Nacht des Jahres. Eine Nacht zum Feiern, um Spaß zu haben und einen draufzumachen, als sei man Prince und es sei 1999. Und deshalb hat man völlig überzogene Erwartungen und Ansprüche. Vorfreude und Anspannung steigen ins Unermessliche. Man steht unter einem ungeheuren Druck, dass der Abend ein echter Knaller wird. Ehrlich gesagt, hat es meiner Meinung nach etwas davon, seine Jungfräulichkeit zu verlieren.
    Denn was passiert, wenn der Abend kein Knaller wird? Was, wenn das Ganze eine einzige Enttäuschung ist? Wenn alle anderen augenscheinlich auf ihre Kosten kommen und man überlegt krampfhaft, ob womöglich irgendwas mit einem nicht stimmt?
    (Wenn ich so darüber
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