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Der Wind der Erinnerung

Der Wind der Erinnerung

Titel: Der Wind der Erinnerung
Autoren: Kimberley Wilkins
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wollte nur kurz mit ihr sprechen.«
    Er ließ mich nicht aus den Augen. »Mina! Besuch für dich.« Er nickte. »Möchten Sie reinkommen?«
    »Ich muss mich beeilen. Der Taxameter läuft.«
    Mina kam an die Tür. Als sie mich sah, grinste sie übers ganze Gesicht und umarmte mich. Ich drückte sie fest an mich.
    »Du bist zurückgekommen!«
    »Ja, das bin ich.«
    »Marlon und Patrick haben gesagt, du wärst für immer fortgegangen.«
    »Ich habe es mir anders überlegt. Ich wollte deinen Auftritt nicht verpassen.« Ich trat ein Stück zurück. »Tut mir leid, dass ich einfach weggelaufen bin.«
    Sie sah mich ausdruckslos an, und ich begriff, dass sie gar nicht verstand, was ich getan hatte, und mir keine Vorwürfe machte. Ich strich ihr über die Wange. »Du bist ein liebes Mädchen. Ich kann gar nicht abwarten, dich tanzen zu sehen.«
    Ihr Vater berührte sie an der Schulter. »Geh jetzt rein, Mina. Ich muss kurz allein mit Emma sprechen.«
    Sie strahlte mich an und gehorchte. Ich schaute ihn neugierig an.
    »Ich bringe Sie zum Taxi.«
    »Natürlich.«
    Wir gingen den Weg entlang, und da er irgendwie verlegen wirkte, fragte ich: »Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
    »Es tut mir leid. Ich dachte, Sie hätten … mir war nicht klar, wer Sie sind. Als Mina erzählte, Sie seien eine berühmte Ballerina … nun ja, davon verstehe ich nichts. Manchmal begreift Mina Dinge nicht richtig. Aber sie hatte recht, und es tut mir leid, dass ich Sie nur für …« Er merkte wohl, dass er nicht weitersprechen konnte, ohne Patrick und Marlon zu beleidigen. »Tut mir leid, wenn ich unhöflich war.«
    Wir waren neben dem Taxi stehen geblieben. So müde und verwirrt ich durch den Jetlag auch war, konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. »Mr. Carter, mir ist egal, was Sie von mir halten. Aber ich möchte Sie wirklich dringend darum bitten, sich Minas Auftritt anzuschauen.«
    Er konnte mir nicht in die Augen sehen. »Sie sind sehr hartnäckig.«
    »Dann beantworten Sie mir eine Frage: Warum wollen Sie nicht kommen?«
    Es entstand ein langes Schweigen. Der Taxifahrer spähte neugierig durchs Fenster. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, und ein warmer Wind bewegte die Wipfel der Platanen. Schließlich sagte er: »Weil es mir peinlich ist.«
    Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet, und ich brauchte einen Augenblick, um ihn zu verstehen. Dann wurde ich so tieftraurig, dass ich ihn nicht einmal für seine Worte hassen konnte.
    »Ich verspreche, es wird Ihnen nicht peinlich sein. Sie werden furchtbar stolz auf Mina sein.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht wie Sie. Sie können das nicht verstehen. Ich liebe meine Tochter, aber sie ist kein normaler Teenager. Ich kann nicht tun, als wäre sie es. Ich kenne sie, ich sehe sie jeden Tag. Ich weiß, dass sie nicht richtig tanzen kann, und sie dabei zu sehen ist mir unangenehm. Ihr selbst macht es nichts aus. Sie hat großen Spaß am Proben und an den Auftritten. Für sie ist es schöner, wenn ich mich nicht vor Verlegenheit auf meinem Sitz winde.« Er versuchte ein Lächeln. »Ohne mich ist sie glücklicher.«
    Der Taxifahrer öffnete das Fenster. »Fahren wir noch nach Lewinford?«
    »Die ganze Strecke mit dem Taxi?«, fragte Minas Vater.
    »Ich kann mit dem Knie noch nicht so gut fahren.«
    »Ich hätte Sie hinbringen können.«
    »Es geht schon.« Ein Wind, der vom Wasser herüberwehte, blies mir die Haare ins Gesicht. »Ich versichere Ihnen, das Mädchen hat Talent.«
    Er zuckte mit den Schultern. Da mein Fahrpreis unerbittlich in die Höhe kletterte, verabschiedete ich mich und stieg ins Auto. Als wir davonfuhren, stand Minas Vater noch immer nachdenklich im Sonnenschein.
     
    Ich hatte vergessen, welche Lebensmittel ich im Kühlschrank hatte. Meine Abreise schien eine Ewigkeit her zu sein, nicht nur eine hektische Woche. Also wies ich den Taxifahrer an, im Ort anzuhalten, und eilte rasch ins Lebensmittelgeschäft, um Brot, Milch und eine fertige Lasagne zu kaufen. Als ich wieder auf die sonnige Straße trat, stieß ich mit Penelope Sykes zusammen.
    »Penelope!« Ich trat einen Schritt zurück.
    »Emma? Wir dachten, Sie seien nach England zurückgekehrt.«
    »Ich war auch dort. Aber jetzt bin ich wieder hier.« Ich lächelte schwach. »Habe mich anders entschieden.«
    Sie hob die nachgezogenen Augenbrauen. »Sie bleiben also auf Wildflower Hill?«
    »Ich habe noch keine festen Pläne, möchte aber beim Auftritt der Hollyhocks hier sein. Ich habe Patrick
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