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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol
Autoren: Guido Knopp
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wieder auf den Plan und beauftragte Kapitän James Clark Ross mit einer systematischen Erkundung der Antarktis. Erstmals spielte bei dieser Forschungsreise auch der Südpol eine Rolle. Als Ross im August 1840 mit seinen beiden Schiffen in Neuseeland eintraf, kamen ihm jedoch beunruhigende Nachrichten über eine US-amerikanische und eine französische Expedition zu Ohren, die vor ihm aufgebrochen waren und offenbar ähnliche Ziele verfolgten wie er selbst. Er entschloss sich deshalb, eine direktere, weiter östlich gelegene Route zur Antarktis zu wählen als seine vermeintlichen Konkurrenten.
    Die Entscheidung, entlang des Meridians 170 Grad Ost nach Süden zu segeln, sollte sich für die weitere Erforschung des eisigen Kontinents als außerordentlich bedeutsam erweisen, denn gerade deshalb gelangen Ross zahlreiche wichtige Entdeckungen. So erreichten seine beiden Schiffe, nachdem sie sich mehrere Tage lang durch das antarktische Packeis gekämpft hatten, im Januar 1841 plötzlich weitgehend eisfreie Gewässer,
die heute ihrem Entdecker zu Ehren Rossmeer genannt werden. Er setzte seine Fahrt fort und erblickte bald südwärts Land – eine gewaltige Kette schneebedeckter, hoch aufragender Berge. Ross und seine Männer waren tief beeindruckt von dem majestätischen Anblick. In den folgenden Wochen hatten sie alle Hände voll zu tun, die zahlreichen neu entdeckten Landmarken zu benennen – sei es nach Mitgliedern des englischen Königshauses (Victoria Land), nach Freunden und Förderern ihrer Expedition (Kap Adare) oder britischen Staatsmännern und akademischen Zirkeln (Royal-Society-Gebirge, Mount Melbourne). Zwei gewaltigen Vulkanen, die Ross bei seinem Weg nach Süden auf einer dem Festland vorgelagerten Insel bemerkte, gab er die Namen seiner beiden Schiffe: Mount Erebus und Mount Terror.
    Abb 3
    Diese Lithografie des Briten John Arrosmith aus dem Jahr 1841 veranschaulicht Ross’ Entdeckungsreise mit den Schiffen Erebus und Terror durch antarktische Gewässer.
    Noch war Ross der Überzeugung, die Polregion bestehe aus zahlreichen eisbedeckten Inseln, zwischen denen er nur den richtigen Durchschlupf finden müsste, um letztendlich per Schiff zum Pol zu gelangen. Doch spätestens,
als er ein weiteres, bis dahin völlig unbekanntes Naturphänomen zu Gesicht bekam, musste der Seemann alle derartigen Hoffnungen begraben. »Als wir uns dem Land näherten«, trug er am 15. Januar 1841 in sein Logbuch ein, »bemerkten wir eine niedrige, weiße Linie, die sich, so weit das Auge reichte, nach Süden erstreckte. Es war ein ungewöhnlicher Anblick: Die Linie nahm, als wir näher kamen, langsam an Höhe zu und erwies sich schließlich als eine senkrechte Eisklippe, die 150 bis 250 Fuß [45 bis 75 Meter] über dem Meeresspiegel lag.« Ross nannte dieses Phänomen The Great Ice Barrier – die Große Eisbarriere. Heute wird sie auch als Ross-Schelfeis bezeichnet – es ist eine gewaltige Eisplatte von der Größe Spaniens, die auf dem Rossmeer schwimmt und durch Gletscher mit dem Festland verbunden ist. Mit dem Schiff einen Weg durch diesen Riegel zu finden, schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. »Wir könnten mit ebenso viel Aussicht auf Erfolg durch die Klippen von Dover hindurchzusegeln versuchen wie durch eine solche Eismasse«, bemerkte Ross mit typisch britischem Humor. Immerhin gelang es ihm, an einer niedrigen Stelle einen Blick auf die Oberfläche der Barriere zu werfen. »Die Fläche schien ganz glatt zu sein und vermittelte den Eindruck einer unendlich weiten Ebene aus gefrorenem Silber. « Als freilich während der weiteren Erkundung immer wieder gewaltige Eisbrocken aus dem Riegel herausbrachen und die dicht an der Eiskante entlangsegelnden Schiffe in Gefahr brachten, hatte Ross genug gesehen. Er ließ wenden und nahm 1843 Kurs Richtung Heimat.
    Die ersten Menschen in der Antarktis
    Nach der Abreise von Ross war das Südpolarmeer für mehr als ein halbes Jahrhundert wieder die Domäne der Robbenjäger und Walfänger. Seltsamerweise schien auch die Wissenschaft die Erforschung des immer noch weitgehend unbekannten Kontinents im Süden im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis gelegt zu haben. Alle Blicke richteten sich jetzt nach Norden. Dort suchten Männer wie der britische Admiral John Franklin nach der sogenannten Nordwestpassage, einem Schifffahrtsweg nördlich des amerikanischen Kontinents. Polarforscher wie der Norweger Fridtjof Nansen durchquerten Grönland auf Skiern und trachteten danach,
den Nordpol per
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