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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol
Autoren: Guido Knopp
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dämmerte als Erstem jedoch eine bittere Erkenntnis. Am Neujahrstag des Jahres 1739 sichtete er südlich des 54. Breitengrads eine nebelverhangene, eisbedeckte Küstenlinie – ein Eiland, das nach seinem Entdecker später Bouvetinsel genannt wurde. Statt tropischem Überfluss gab es dort jedoch nichts als gewaltige tafelförmige Eisberge sowie zahlreiche Pinguine und Robben. Bouvet hatte zwar immer noch nicht die Antarktis entdeckt, doch seine Reise gab eine Ahnung von der eisigen Ödnis, die dahinter nur noch warten konnte.

    Abb 4
    Eine unwirkliche, menschenfeindliche Welt: Aus dem All wirkt die Eiswüste der Antarktis inmitten ihrer tiefblauen Meeresumgebung wie ein glitzernder, kalt funkelnder Eiskristall. Satellitenufnahme vom August 2001.
    Gut dreißig Jahre später schließlich stach der britische Weltumsegler James Cook in See, um endlich das Geheimnis um den mysteriösen Südkontinent zu lüften. Mit 71°10’ segelte er weiter nach Süden, als es jemals zuvor einem Menschen gelungen war, ehe ihn undurchdringliches Packeis zur Umkehr zwang. Er wäre wohl nur noch eine Tagesreise von der Antarktis entfernt gewesen, doch zu Gesicht bekam auch Cook den weiter im Verborgenen liegenden Kontinent nicht. Immerhin war nach Cooks Entdeckungen klar, dass die Antarktis kein sonniges Eiland sein konnte, sondern nur eine menschenfeindliche Eiswüste, »verurteilt zu ewiger Erstarrung«, wie Cook notierte. »Wer immer den Mut und die Ausdauer besitzt, diese Frage zu klären, weil er weiter vorgestoßen ist als ich, ich werde ihn um die Ehre der Entdeckung nicht beneiden. Doch ich bin kühn genug
zu behaupten, dass die Entdeckung der Welt keinen Gewinn bringen wird.«
    Abb 42
    Die »Terra Australis Incognita« mit ihrem »Polus Antarcticus«, umgeben von anderen kontinentalen Landmassen, darunter Südamerika, publiziert Mitte des 17. Jahrhunderts auf einer Karte des niederländischen Kartografen Johannes Jansonius (Jan Janson).
    Fast ein halbes Jahrhundert lang versank der Südkontinent danach wieder im Nebel des Vergessens, ehe ihn endlich ein Mensch zu Gesicht bekommen sollte. Im Jahr 1819 kam das britische Handelsschiff Williams auf der Fahrt um Kap Hoorn vom Kurs ab und wurde nach Süden abgetrieben. Der Kapitän der Williams , James Smith, geriet auf diese Weise zu einer Inselgruppe, die er Südliche Shetlandinseln nannte. Ein Jahr später kehrte Smith gemeinsam mit Kapitän Edward Bransfield von der Royal Navy in dieses Seegebiet zurück und drang weiter Richtung Süden vor. Am 30. Januar 1820 sichteten sie eine eisbedeckte Landzunge. »Es war
der düsterste Anblick, den man sich denken kann«, berichtete ein Besatzungsmitglied später. »Die einzige Aufmunterung war die Hoffnung, dass es sich dabei tatsächlich um den lange gesuchten südlichen Kontinent handeln würde.« In der Tat hatten Bransfield und Smith die Nordspitze der Antarktis, das später so genannte Graham Land, erblickt. Ob sie allerdings wirklich die Ersten waren, die den Südkontinent sichteten, ist umstritten. Denn nur drei Tage zuvor hatte Kapitän Fabian Gottlieb von Bellingshausen, der in Diensten der russischen Marine die Region erkundete, ebenfalls die Entdeckung eines eisbedeckten Stückchens Land in sein Logbuch eingetragen. Er befand sich zu dieser Zeit allerdings mehr als 2500 Kilometer südöstlich vor der Küste des später Königin-Maud-Land genannten Teils der Antarktis.
    Abb 1
    Statt üppiger tropischer Flora und Fauna nur gewaltige zerklüftete Eisberge, bevölkert von Pinguinen und Robben: Der Anblick dieser Ödnis dürfte den frühen Entdeckern eine Vorstellung von den Strapazen vermittelt haben, die sie bei einem weiteren Vordringen erwarteten. Ölgemälde des englischen Marinemalers Robin Brooks.

    Die Berichte der Forschungsreisenden über einen großen Reichtum an Seehunden und Walen lockten nun immerhin britische und US-amerikanische Robbenjäger wie Nathaniel Palmer, James Weddell oder John Biscoe nach Süden. Diese ebenso kaltblütigen wie tollkühnen Männer übernahmen jetzt das Kommando im Südpolarmeer und erkundeten neben der Ausübung ihres blutigen Geschäfts weitere Küstenabschnitte des weißen Kontinents – was ihnen zumindest den Ruhm von Namenspatronen für einsame Meeresbuchten, eisbedeckte Landzungen oder von Pinguinen bewohnten Eisinseln eintragen sollte.
    Abb 2
    Sir James Clark Ross (1800 – 1862) war der Erste, der 1840/41 die Südpolregion systematisch erkundete.
    Erst im Jahr 1839 trat die Royal Navy
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