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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition)
Autoren: Ilija Trojanow
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Widerspricht das nicht dem, was du uns über ihn erzählst hast?
    – Nein, keineswegs, Baba Burhan, es ehrt mich, daß du mir zu später Stunde so viel Aufmerksamkeit schenkst, deswegen werde ich deine Frage gerne beantworten. Bwana Burton war abhängig, das begriff ich erst auf meiner zweiten Reise, er war wie all die anderen Wazungu abhängig von den hohen Herren seines Landes, er war nicht der reiche Mann, für den ich ihn am Anfang gehalten hatte, er war ein Diener so wie ich, er diente anderen Wazungu, die nicht die Kraft oder den Mut oder den Willen oder die Begierde hatten, die Reise selbst anzutreten, und die deswegen Geld zur Verfügung stellten, damit Männer wie Bwana Burton und Bwana Speke die Reise an ihrer Stelle unternahmen. Und da diese beiden Wazungu sich am Ende der ersten Reise spinnefeind waren, konnte nur Ruhe herrschen, wenn ein großes Wasser zwischen ihnen lag, und so war es klar, die hohen Herren würden einen von ihnen für die zweite Reise auswählen müssen, und obwohl Bwana Burton so viel wußte, begriff er manchmal die einfachsten Sachen nicht, auch der klügste Mensch ist manchmal dumm wie ein kleines Kind. Natürlich haben die hohen Herren im Lande der Wazungu Bwana Speke den Vorzug gegeben, denn er sah aus wie einer von ihnen, während Bwana Burton sich in seinem Aussehen von ihnen entfernte, mit seinem Bart,der schwarz wucherte, mit seiner Hautfarbe, die sich eindunkelte, bis er von einem Araber nicht zu unterscheiden war, mit den Gewändern, die er sich überzog, entfernte er sich von dem Aussehen, das sich die hohen Herren bestimmt wünschten, das saubere, schöne Aussehen von Bwana Speke, der schlanke Körper, die blauen Augen, die helle Mähne seiner Haare, nichts an ihm drohte, fremd zu werden. Ich habe selber erlebt, wie sehr die Seinigen ihn achteten, am Ende der zweiten Reise, als wir Kairo erreichten und in einem Hotel untergebracht waren, das Shepheards Hotel hieß, ja, meine Brüder, ich war in demselben Hotel untergebracht wie Bwana Speke, so sehr schätzte er mich.
    – Fragt ihn mal, was für ein Zimmer er abbekam! Dann werdet ihr hören: Euer großer Held, Baba Sidi Mubarak Bombay, schlief in einer kleinen Kammer für Dienstboten, und sein Freund mit der hellen Haut und der blonden Mähne, der schlief in den Palastzimmern im obersten Stock.
    – Laß gut sein, Mama, sonst kommen wir nie zum Ende.
    – Glaubt ihr, er hätte mir zum Abschied seine Jacke geschenkt, wenn er mich nicht geschätzt hätte?
    – Diese alte Jacke? Völlig abgerissen, es war wohl bequemer, sie zu verschenken als sie wegzuwerfen.
    – Ich erhielt eine Silbermedaille von der Royal Geographical Society, ihr wißt nicht, wer das ist, das ist die Versammlung jener hohen Herren, die meine erste und meine zweite Reise in Auftrag geben hatten. Ich wurde auch photographiert, ich wurde öffentlich vorgestellt.
    – Du traust dich, deine eigene Schande auszuplappern! Er wurde ausgestellt wie ein wildes Tier, das sie gefangen hatten, er mußte mit den anderen nachmachen, wie sie durch die Savanne laufen, und er mußte still stehenbleiben, er mußte stundenlang ausharren, während die Menschen von dort vorbeizogen und sich dieses Bild anschauten, ein totes Bild, von Lebenden geschaffen. Und das Schlimmste war, hört ihr, ihr Freunde dieses schamlosen Alten, das Schlimmste war, die Neugierigen haben Geld gezahlt für das Recht, meinen erstarrten Ehemann zu begaffen.
    – Ach, wer hört schon auf dich, spare dir die Mühe. Ich weiß,wie es war, weil ich dort war, ich weiß, wie wir geehrt wurden, bei öffentlichen Konzerten und bei Feierlichkeiten, wir wurden vorgestellt als Helfer und Begleiter des großen Entdeckers, Bwana Speke, und wir wurden sogar zu einem Empfang im Palast des Vizekönigs eingeladen, und das war nicht in Kairo, das war nicht auf dem Land, sondern auf einer Insel, die Rhodos hieß, und so wichtig waren wir, wir wurden mit einem Schiff zu dieser Insel gebracht und einige Tage im Palast bewirtet, wir haben so gut und so viel gegessen wie nie zuvor in unserem Leben, und wir haben auch, ich muß es zugeben, viel zuviel getrunken, denn der Alkohol floß wie Wasser. Erst dann kehrten wir nach Sansibar zurück, mit dem Schiff, auf eine lange Fahrt, auf der wir auch noch andere Orte kennenlernten, Orte wie Suez, wie Aden, Inseln wie Mauritius und die Seychellen, wo wir Geldgeschenke erhielten, so weit war unser Ruhm schon vorausgeflogen …
    – Bwana! Merkst du nicht, daß dir keiner mehr
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