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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter
Autoren: Bernard Cornwell
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     mit angesehen hatte, sagte, Hild habe einem Dänen den Speer ins Bein gestoßen, und der Mann habe mit dem Schwert nach ihr
     ausgeholt, und Iseult, die ihr zur Hilfe geeilt sei, habe den Hieb mit ihrem Schwert abgewehrt, und dann sei ein zweiter Däne
     von hinten gekommen und habe Iseult mit einer Axt niedergestreckt. Hild lebte, aber Iseults Schädel war von der Axt gespalten.
     Sie war tot.
    «Sie ist jetzt bei Gott», sagte Pyrlig, als uns Leofric die Nachricht brachte. Ich weinte und wusste nicht, ob aus Trauer
     oder Wut. Ich konnte nichts sagen. Pyrlig legte mir seinen Arm um die Schulter. «Sie ist jetzt bei Gott, Uhtred.»
    «Dann sollen die Männer, die sie dorthin geschickt haben, zur Hölle fahren», sagte ich. «Ganz gleich in welche. Sie sollen
     für immer frieren oder brennen.»
    Ich machte mich von Pyrlig los und ging zu Alfred. Auf dem Weg sah ich Wulfhere. Er war gefangen genommen worden und wurde
     von zwei Leibwächtern Alfreds bewacht. Seine Miene hellte sich auf, als er mich sah. Anscheinend hielt er mich für einen Freund,
     doch ich spuckte ihn nur im Vorbeigehen an.
    Alfred runzelte die Stirn, als ich die Gruppe um ihn erreichte. Weder Osric noch Harald, Pater Beocca oder Bischof Alewold,
     die ihn begleiteten, sprachen Dänisch. Dafür verstand sich einer der Dänen auf Englisch. Die Dänen waren zu dritt, und ich
     kannte keinen von ihnen. Beocca klärte mich darüber auf, dass ihr Sprecher Hrothgar Ericson hieß, und ich wusste, dass er
     einer von Guthrums Kriegsherren war. «Sie haben die Frauen überfallen», berichtete ich Alfred. Der König starrte mich bloß |491| an, vielleicht verstand er nicht, was ich gesagt hatte. «Sie haben unsere Frauen überfallen!», wiederholte ich.
    Der dänische Übersetzer sagte zu seinen beiden Gefährten, «er jammert, dass seine Frauen überfallen wurden».
    «Wenn ich jammere», fuhr ich ihn wütend an, «wirst du gleich schreien.» Ich sprach dänisch. «Ich reiße dir das Gedärm aus
     dem Scheißloch, wickle es dir um deinen dreckigen Hals und verfüttere deine Augäpfel an meine Hunde. Und sieh dich vor, du
     mickriger Bastard, übersetz das nur ja richtig. Oder verpiss dich!»
    Der Mann blinzelte, sagte aber nichts. Hrothgar grinste. Er sah prächtig aus in seinem Kettenhemd und mit dem versilberten
     Helm. «Sagt Eurem König, dass wir mit dem Rückzug nach Cippanhamm einverstanden sind. Aber wir wollen Geiseln haben.»
    Ich wandte mich an Alfred. «Wie viele Männer hat Guthrum noch?»
    Es passte ihm nicht, dass ich mich in die Verhandlungen einmischte. Trotzdem antwortete er: «Genug.»
    «Also auch genug, um Cippanhamm und ein halbes Dutzend anderer Städte zu besetzen. Wir müssen sie jetzt niederzwingen.»
    «Das könnt ihr gern versuchen», antwortete Hrothgar, als meine Worte übersetzt worden waren.
    Ich schaute ihm in die Augen. «Ich habe Ubba getötet und Svein zu Fall gebracht. Als Nächstes werde ich Guthrum die Kehle
     durchschneiden und ihn zu seiner Hurenmutter schicken. Ja, wir versuchen es.»
    «Uhtred!» Alfred hatte nicht verstanden, was ich gesagt hatte, wusste aber meinen Tonfall zu deuten und versuchte, mich zu
     beruhigen.
    «Wir haben eine Aufgabe, Herr», sagte ich voller Wut |492| auf die Dänen, aber auch auf Alfred, der dem Feind wieder einmal Zugeständnisse machte. Wie schon so oft. Kaum hatte er einen
     Sieg über die Dänen errungen, bot er ihnen die Hand in der irrigen Hoffnung, sie zum Christentum bekehren und in Frieden mit
     ihnen leben zu können. Das war sein innigster Wunsch. Ein christliches Britannien der frommen Eintracht. An diesem Tag aber
     hatte ich recht. Guthrum war nicht geschlagen, und er war immer noch in der Übermacht, und er musste ein für alle Mal besiegt
     werden.
    «Sag ihnen, dass sie sich jetzt ergeben können», verlangte Alfred. «Sie können ihre Waffen niederlegen und die Festung verlassen.»
    Hrothgars Antwort auf diesen Vorschlag war wie zu erwarten zornig. Die meisten von Guthrums Männern hatten noch nicht gekämpft.
     Sie waren weit davon entfernt, sich geschlagen zu geben, zumal sie die hohen Wälle und tiefen Gräben nutzen konnten. Es war
     ja gerade der Anblick dieses Bollwerks gewesen, der Alfred zu dem Vorschlag veranlasst hatte. Er wusste, dass Männer würden
     sterben müssen, viele Männer, und das war der Preis, den er noch vor einem Jahr, als Guthrum in Exanceaster eingeschlossen
     gewesen war, nicht hatte zahlen wollen, aber es war ein Preis, der
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