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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
Autoren: Erica O'Rourke
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Zumindest bis jetzt. « Und das hatte mir auch gefallen.
    » Wir reden nie miteinander, Mo.« Sie stützte einen Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände. » Warum eigentlich nicht?«
    Weil du eine blöde Zicke bist. » Worüber sollten wir denn reden?«
    » Na, du weißt schon«, sagte sie mit glasigen Augen und versetzte mir einen spielerischen Stoß gegen den Arm. » Über alles Mögliche. Die Schule. Jungs… wie den süßen Typen.«
    » Colin?«, fragte ich geistesabwesend. Das Kribbeln erstreckte sich mittlerweile bis in meine Kopfhaut, und solch eine Reaktion löste Jill normalerweise nicht aus. Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen und hielt nach der Ursache dafür Ausschau, während Jill weiterplapperte.
    Da! Spuren von Magie wirbelten wie strahlendes Sonnenlicht um Constance Grey, die kleine Schwester meiner besten Freundin. Sie saß an einem Tisch mit einem Haufen Neuntklässlerinnen zusammen. Veritys Tod hatte sie verändert, fast so sehr wie mich. Süß, schlau und ein ganz klein wenig verwöhnt war sie uns immer nachgelaufen, seit sie überhaupt gehen konnte. Verity hatte so getan, als wäre sie darüber verärgert, aber im Allgemeinen hatte sie Constanc e g enauso viel Zuneigung wie Gereiztheit entgegengebracht.
    Dann war Vee gestorben, und Constance hatte den Halt verloren. Ich hätte mehr tun und von Anfang an eingreifen sollen, um zu versuchen, ihr zu helfen. Aber ich war so darauf fixiert gewesen herauszufinden, wer Verity getötet hatte, dass ich Constance sich selbst überlassen hatte, und ihre Trauer hatte sich in Schuldzuweisungen verwandelt. Das hatte ich hingenommen, weil ich mir selbst auch Vorwürfe machte.
    Als ihre Bogenkräfte durchgebrochen waren, hatte ich mich auf einen Handel mit den Quartoren eingelassen, damit Constance eine Mentorin bekam. Ich hatte es als Sühne betrachtet, aber Constance hatte es nicht so aufgefasst, besonders nachdem sie herausgefunden hatte, dass ihre Großtante Evangeline hinter Veritys Tod gesteckt hatte– und dass ich im Gegenzug Evangeline getötet hatte.
    Im Laufe der letzten paar Monate hatte Constance die Kontrolle über ihre Fähigkeiten gewonnen und sich langsam wieder aus ihrer harten, zornigen Schale hervorgewagt. Wir hatten einen sehr vorsichtigen Waffenstillstand geschlossen: Ich blieb auf Abstand, obwohl ich weiter ein Auge auf sie hatte, und sie behielt einen Großteil ihrer gehässigen Bemerkungen für sich. Weil sie erst in der neunten Klasse war, ich dagegen schon in der zwölften, begegneten wir uns nur, wenn Niobe– Constance’ Mentorin, die sich als unsere Beratungslehrerin ausgab– mit uns sprechen musste.
    Es war gut zu sehen, dass Constance wieder auf ihre Freundinnen zuging. Aber jetzt beobachtete sie uns unverhohlen und achtete kaum noch auf die anderen Mädchen an ihrem Tisch. Als sie bemerkte, dass ich sie ertappt hatte, wandte sie schuldbewusst den Blick ab. Wahrscheinlich hatte sie gelauscht, indem sie die Geräusche mit einem Zauber verstärkt hatte. Ich sah sie stirnrunzelnd an, wurde dann aber von Jill abgelenkt, die ungeduldig mit den Fingern trommelte.
    » Nicht Colin. Der andere«, sagte sie und sah mir bohrend in die Augen.
    » Der andere was?«
    » Der andere Typ. Luc.«
    Meine Handflächen wurden feucht. » Du weißt über Luc Bescheid?«
    Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. » Sollte er etwa ein Geheimnis bleiben? Wir wissen alles über Luc. Du bist das wahre Geheimnis, Mo. Willst du nichts darüber erzählen?«
    Ich versuchte, mich von ihr zu entfernen, aber sie riss beide Hände nach oben und schloss sie fest um meine Schläfen. Der Lärm der Cafeteria verklang, aber das Summen, das ich schon vorhin wahrgenommen hatte, wuchs sich zu einem lautstarken Kreischen aus, das in meinem Kopf widerhallte, als die Magie auf den Angriff reagierte.
    Das hier war nicht Jill. Sie war zwar eine Zicke, aber kein Bogen. Jemand benutzte sie wie eine Marionette. Ihr Gesicht war verzerrt, und ihre Pupillen waren weit aufgerissen; das Schwarz war von einer dünnen blauen Linie umgeben. Bilder blitzten vor mir auf: Lucs Handfläche, die sich an meine presste; die Silhouette eines Düsterlings, die sich vor dem Mond abzeichnete; Verity, die im schwachen Schein einer Straßenlaterne starb; der wirre Energieknotenpunkt der rohen Magie. Ich versuchte, mich loszureißen, aber Jill– oder was auch immer sie beherrschte– war zu stark.
    Sie durchwühlte meine Gedanken, spürte Informationen auf, spähte die Erinnerungen
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