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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
Autoren: Erica O'Rourke
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erzählen, besann mich dann aber eines Besseren. Es war schon schlimm genug, dass ein riesiges Geheimnis zwischen uns stand; beim zweiten wäre es langsam zur Gewohnheit geworden.
    » Luc ist vorbeigekommen«, sagte ich und beobachtete seine Reaktion.
    Da. Ein kurzes Fäusteballen, ein Muskel, der sich an seinem Kiefer anspannte. Als er sprach, war sein Tonfall aber unverändert. » Probleme?«
    » Er wusste von der Party. Ich glaube, er wollte mir moralische Unterstützung leisten.«
    » Was hat er über Anton gesagt?«, fragte Colin skeptisch.
    » Ich habe ihn nicht erwähnt. Sobald ich es ihm erzähle, hat er einen Vorwand wiederzukommen, wann immer er möchte.« Ich kuschelte mich an ihn und entspannte mich zum ersten Mal an diesem Abend. Seine Jeansjacke fühlte sich unter meiner Wange rau an. » Wir haben die Party überlebt. Das ist schon viel wert.«
    » Früher oder später wirst du mit deinem Vater reden müssen«, sagte Colin. » Du musst noch sechs Monate durchstehen, bevor du nach New York gehst. Das ist eine lange Zeit, wenn man jemandem aus dem Weg gehen will, der im selben Haus lebt.«
    » Er hat irgendetwas vor«, erklärte ich und versuchte, seine Aufmerksamkeit von meinen Collegeplänen abzulenken. » Hast du gehört, was Billy gesagt hat? Dass sie etwas zu besprechen hätten? Der Mann ist noch keinen ganzen Tag aus dem Gefängnis entlassen und arbeitet schon wieder für die Mafia.«
    » Vielleicht geht es ja nur um die Wiedereröffnung des Slice«, sagte Colin. Ich hätte ihm gern geglaubt, aber er klang nicht, als ob er selbst daran glaubte.
    Die gelben Lichtkegel der Scheinwerfer beleuchteten die halb fertige Hülle des Restaurants meiner Mutter. Der Rohbau stand schon, und die Öffnungen, in die bald Fenster eingesetzt werden würden, waren mit Sperrholzplatten abgedeckt. Eine abgenutzte Plane drehte sich wie ein Gespenst in der Nachtluft.
    » Wie lange dauert es noch, bis es wieder öffnet?«
    » Das kommt aufs Wetter an. Nur noch ein paar Monate, hoffen wir.«
    » Es bedeutet meiner Mutter viel, dass du beim Wiederaufbau hilfst. Sie ist ganz verrückt nach dir.«
    » Ja?« Um seine Augen bildeten sich Lachfältchen.
    » Das ist vielleicht das einzige Thema, bei dem wir einer Meinung sind.«
    Er neigte den Kopf, und sein Mund fand meinen. Ich schlang ihm die Finger um die Schultern, zog ihn näher heran und verdrängte alle Gedanken an meine Familie und unerwartete Besuche.
    Am Ende lehnte er sich wieder zurück und sagte mit belegter Stimme: » Es wird Zeit, dich nach Hause zu bringen.«
    Unterwegs fragte er dann: » Glaubst du, dass es wirklich Anton war?«
    » Ich habe ihn kaum gesehen. Aber wenn er da war, dann hat er keine Magie gewirkt, und das ist eigentlich nicht sein Stil.«
    In mir war die Magie zu einem beruhigenden, wohltuenden Summen geworden. Was auch immer sie vorhin aufgeregt hatte, war verschwunden. Die Magie hatte ihr Zentrum nicht in mir, aber ich war vollkommen auf sie eingestellt– jede Zelle meines Körpers nahm ihre Bewegungen und Stimmungen wahr, die Art, wie sie in die Linien hinein- und wieder herausströmte. Manchmal richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes, aber oft konzentrierte sie sich auch auf mich und reagierte wie ein eigensinniger Schatten auf meine Erfahrungen, als wären es ihre eigenen. Stück für Stück verfeinerte sich mein Verständnis für ihre Gefühle, wie bei einem Kind, das die Nuancen verschiedener Emotionen kennenlernt, nicht nur Freude, sondern auch Entzücken und stille Zufriedenheit, nicht nur Kummer, sondern auch Trauer oder Verärgerung.
    Eines musste man mir aber nicht erst sagen: Die wahre Natur der Magie musste ein Geheimnis bleiben.
    Wenn die Quartoren es herausgefunden hätten– oder, schlimmer noch, die Seraphim–, dann hätte das eine Katastrophe bedeutet. Sie hätten versucht, die Kontrolle zu übernehmen und so viel Macht an sich zu reißen, wie sie nur konnten. Die Tatsache, dass es sich bei der Magie um ein Lebewesen handelte, wäre ihnen völlig gleichgültig gewesen; sie hätten sie nur als Werkzeug betrachtet, das sich ihrem Willen beugen musste. Sogar Luc war gefährlich. Da er der Erbe war, war er seinem Haus verpflichtet. Die Magie und ich kamen erst mit weitem Abstand an zweiter Stelle. Die einzige Person, der ich genug vertraute, um ihr davon zu erzählen, war Colin, der sich nur Gedanken darum machte, ob die Verbindung für mich gefährlich war.
    Ich konnte die Wahrheit über die Magie nicht ewig geheim
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