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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)
Autoren: Erica O'Rourke
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ich haben über deine Verletzungen gesprochen. Du hattest großes Glück, Mo.«
    Ich hätte darüber gelacht, aber es tat zu weh.
    Die Definition der Ärztin von » bald« war genauso treffend wie ihre Einschätzung von » Glück«, denn die Nacht zog sich endlos hin. Meine Mutter döste in der Nähe auf einem Stuhl, Onkel Billy ging immer wieder hinaus in die Eingangshalle, um mit dem Handy zu telefonieren– ich wusste nicht, aus welchem Grund, und beschloss, dass es besser war, nicht nachzufragen–, und die Notfallmediziner vergaßen, dass ich da war.
    Die ganze Zeit saßen uns Kowalski und der andere Polizist auf der Pelle. Sie hätten draußen sein und nach Hinweisen suchen sollen.
    Ich kann nicht gut mit Leuten umgehen. Verity war diejenige gewesen, die andere Menschen durchschauen konnte. Sie hatte das Talent gehabt, Untertöne und falsche Fassaden zu bemerken. Das hatte sie die ganze Mittelstufe und Highschool hindurch getan; irgendwie war es ihr gelungen, den Cliquen und zickigen Mädchen aus dem Weg zu gehen und eine derjenigen zu sein, die alle mochten, die Klassenstars ebenso wie die Außenseiter, während ich nur ihrem Vorbild gefolgt war.
    Doch man musste nicht gerade übersinnliche Fähigkeiten haben, um die ernsthafte Missstimmung zwischen meinem Onkel und Kowalski zu spüren– so, als ob der Polizist wollte, dass Onkel Billy für alles verantwortlich war. Natürlich war Onkel Billy kein Heiliger, aber er hatte immer auf meine Mutter und mich aufgepasst. Kowalski dagegen wirkte nicht unbedingt sehr vertrauenerweckend, besonders, als die Uhrzeiger sich Stück für Stück auf den Morgen zubewegten.
    Die Notaufnahme war nicht gerade zur Ruhe gekommen– alle paar Minuten hörte ich jemanden vorbeilaufen, aufschreien, sich erbrechen oder leise in ernstem Ton schlechte Nachrichten überbringen. Es machte mich ganz verrückt, so viel über das Leben von Fremden zu hören und selbst keine Antworten zu erhalten, also beschloss ich, aufzubrechen und sie mir selbst zu suchen.
    Ich wartete, bis mein Onkel wieder einmal hinausgegangen war, um zu telefonieren, und hustete leise, um sicherzugehen, dass meine Mutter noch auf ihrem Stuhl schlief. Meine Medikamente wirkten mittlerweile, sodass es schon weniger wehtat, die Beine über die Bettkante zu schwingen und langsam aufzustehen. Ich gab acht, gegen keinen der nun stummen Monitore zu stoßen, und schlüpfte durch die Vorhänge auf den Gang hinaus.
    Jemand packte mich am gesunden Arm. » Solltest du nicht im Bett sein?«
    Ich wirbelte herum und fiel beinahe hin. Es war der geheimnisvolle Arzt, was mich mehr hätte erstaunen sollen, als es das tatsächlich tat.
    » Wenn du ein echter Arzt wärst, wüsstest du das«, entgegnete ich, und er blickte ein ganz klein wenig beschämt drein. Ich ging den Flur entlang, weg vom Schwesternzimmer. » Ich will Verity sehen.«
    » Das wird nichts nützen.« Sein Akzent war jetzt noch deutlicher als vorhin, satt, schmelzend und schleppend; die Wörter gingen ineinander über wie Musik. Aber mit eingeflochten war ein unüberhörbarer Unterton von Verbitterung. Seine Hand umklammerte noch immer meinen Ellbogen, und ich konnte sie unmöglich abschütteln. Leute schienen an uns vorbeizugehen, ohne uns zu sehen, als ob es ganz alltäglich wäre, dass ein blutbespritztes Mädchen und ein Kerl in einem gestohlenen Arztkittel sich auf einem Flur stritten. Er führte mich um ein Regal herum, das mit Materialkästen vollgestopft war.
    » Ich werde sie finden.«
    » Und wie willst du das anstellen? Du kannst doch kaum aufrecht stehen.« Seine freie Hand berührte leicht meine Seite, und er murmelte leise irgendetwas. Ich ging davon aus, dass es eine Beleidigung war.
    Seine Finger, die sich um meinen Brustkorb legten, fühlten sich warm an, und ich drehte mich weg. » Hör auf! Wer bist du überhaupt? Du arbeitest nicht hier. Woher kennst du Verity? Und sag mir gefälligst nicht, dass ich keine Fragen stellen soll, sonst fange ich an, nach dem Sicherheitsdienst zu schreien.«
    Er ließ die stützende Hand weiter auf meinem Arm ruhen, trat aber einen Schritt zurück. » Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich ein Freund bin.«
    » Von Verity?«
    Er nickte, und ich verdrehte die Augen. » Wie heißt du?«
    » Luc.« Als ich ihn weiter anstarrte, seufzte er. » DeFoudre.«
    » Nun, sie hat dich aber nie erwähnt. Und sie hätte mir von dir erzählt. Verity hat mir alles erzählt.«
    » Bist du dir da so sicher? Wirklich hundertprozentig
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