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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)
Autoren: Erica O'Rourke
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Magie zu surren und brandete gegen mich an, als wäre sie erzürnt. Für einen kurzen Augenblick wirkte sie fast wie ein vernunftbegabtes Wesen. Aber als ich den Ersten Bogen sah, durch dessen Steinmetzarbeiten gleißend helles Licht strömte, vergaß ich alle magische Theorie. Ich hatte gedacht, dass ich die Regeln der Magie verstehen müsste, aber nun erwies sich, dass ich mich einfach nach Gefühl vortasten musste.
    » Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir haben«, sagte Luc mit erhobener Stimme, damit man ihn über den Lärm hinweg hören konnte. Jedes Mal, wenn noch ein Riss aufklaffte, ertönte ein Geräusch wie von einer Seilrutsche, ein peitschendes, flirrendes, hohes Wimmern, und ein weiterer Teil des Tempels brach in einer Wolke aus Schotter zusammen.
    Luc wies auf einen immer weiter aufreißenden Spalt im Boden. Er reichte schon bis zu allen vier Säulen des Torbogens. Alle paar Sekunden scherte ein Stück der Seitenwände aus und löste sich auf. » Bist du sicher, dass du bereit bist? Du musst das nicht tun.«
    » Bin ich«, erwiderte ich und ging an ihm vorbei.
    » Mo«, sagte Colin neben mir so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. » Bitte nicht.«
    » Ich tue es freiwillig. Du musst es zulassen«, sagte ich zu ihm.
    Er blickte finster drein, nickte aber, um zu zeigen, dass er verstand. Ich biss mir vor Konzentration auf die Lippen, sank auf die Knie und griff in den Spalt.
    Sofort prallte die Magie gegen mich und schleuderte mich nach hinten gegen die Wand. Ich richtete mich langsam auf alle viere auf und wischte mir ein Blutrinnsal von der Nase. Colin eilte zu mir und half mir auf die Beine. Luc hatte recht– wenn alle vier Elemente sich vereinten, steigerte das ihre Macht exponentiell. Sie tönte in meinem Kopf wie eine dumpf widerhallende Glocke, und ich versuchte es noch einmal, tastete mich vorsichtig an den sich auflösenden Pfaden entlang. Ich zapfte Lucs Magie an, als ich nach den schwächsten Stellen suchte und verzweifelt versuchte, sie mit meinen nutzlosen Flachenfingern zu verstärken.
    Luc winkte Colin weg. » Hier ist es zu heiß für dich«, sagte er knapp und legte mir leicht eine Hand auf die Schulter.
    Ein Krachen ertönte hinter uns, und ich geriet ins Taumeln, als eine neue Stimme sich zu Wort meldete: » Also wirklich, Lucien!«
    » Evangeline. Solltest du nicht damit beschäftigt sein, deinen Besenstiel zu polieren?« Er schlang mir die Finger um den Nacken. Die Magie floss stark und unverfälscht durch unsere Verbindung, schwer und golden in meinen Adern.
    » Es ist eine neue Welt. Ich wollte Zeugin werden, wie dieser Raum zusammenbricht.« Sie sah sich in dem zerstörten Tempel um und verzog angewidert die Lippen. » Bindungen. Allein schon der Gedanke, dass man seine Macht mit der Linie eines anderen besudeln sollte! Das hat zum Niedergang unseres Volkes geführt. Die Häuser hätten getrennt bleiben sollen, Beziehungen zu Flachen verboten. Das hat uns unsere Macht gekostet… Talente, die Generationen überspringen, ohne Vorwarnung erscheinen, wie Straßenköter aus dem Tierheim. Und wer ist deine Streiterin, Lucien? Erbärmlich! Eine Beleidigung des Erbes unserer Welt. Es wird mir ein Vergnügen sein, euch scheitern zu sehen.«
    Ich arbeitete hektisch, während sie mit fieberglänzenden Augen vor sich hin brabbelte und ihre teigig-weißen Wangen sich heftig röteten.
    » Die Häme lässt dich alt aussehen«, sagte Luc zu ihr.
    Sie stierte ihn an; dann wurden ihre Augen eisblau, als sie sich wieder fing.
    » Es überrascht mich nicht, dass du bereit bist, das Leben des Mädchens zu riskieren«, sagte sie süßlich. » Dir war die Prophezeiung immer wichtiger als alles und jeder, genau wie deinem Vater. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass es bei einer bloßen Flachen anders sein sollte. Wie um alles in der Welt hast du sie überzeugt, mit zurückzukommen? Sie kann nicht ganz bei Verstand sein.«
    » Sie ist auch hier«, sagte ich. » Hören Sie auf, so zu tun, als ob ich unsichtbar wäre.«
    » Aber du bist so gut darin.« Bevor ich reagieren konnte, zog sie schwungvoll ihren Stab hervor und rammte ihn mir gegen das Brustbein. Ich landete am Fuß des Torbogens, nur Zentimeter entfernt von der Spalte im Boden.
    » Mo!« Colin kämpfte sich zu mir hinüber und sprang über Risse, während Luc das Schwert zog und einen Magiestrahl auf Evangeline schoss. » Du hast es versucht. Gehen wir.«
    » Es geht mir gut«, nuschelte ich und starrte zu den glühenden Säulen empor. »
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