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Der Weg des Feuers

Der Weg des Feuers

Titel: Der Weg des Feuers
Autoren: Christian Jacq
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Auftrag nach Hause kam, legte sie einen Schleier an und schloss sich in ihrem Zimmer ein, wo sie ihr Herr gelegentlich aufsuchte.
    Die Stimmung besserte sich. Dank der fliegenden Händler, bei denen die junge Frau wie eine ganz gewöhnliche Kundin einkaufte, ihnen aber dabei Anweisungen erteilte, waren die Verbindungen zwischen den einzelnen aufständischen Gruppen in Memphis wiederhergestellt. Jeder einzelne Helfershelfer wusste, dass der Prophet am Leben und bei bester Gesundheit war, weiterhin den wahren Glauben verbreitete und den Kampf gegen Ägypten führte. Bald machten Medes und Gergu Vorschläge, wie man mit gezielten Einzelmaßnahmen in Memphis wieder für Angst und Schrecken sorgen konnte.
    »Du suchst die besten aus«, befahl der Prophet dem Libanesen.
    »Herr, ich bin Kaufmann und…«
    »Du willst mehr haben, und das nehme ich dir nicht übel, trotz einiger misslungener Unternehmungen. Wenn du aber meine rechte Hand werden willst, der Mann, der alles über jeden Einwohner dieses Landes wissen und die Rechtgläubigen von den Ungläubigen trennen wird, musst du dich noch etwas mehr dafür anstrengen. Schon morgen, mein tapferer Freund, wirst du im Dienste der neuen Religion für Sicherheit sorgen und jede noch so kleine Verfehlung ahnden.«
    Der Libanese versuchte, sich die Macht vorzustellen, über die er dann verfügen würde. Verglichen mit ihm, konnte Sobek nur noch wie ein Anfänger wirken.
    Diese uneingeschränkte Macht, nach der er sich schon so lange sehnte, war kein bloßer Wunschtraum. Aber allein der Prophet konnte sie ihm schenken.
    »Bina und ich reisen nach Abydos.«
    »Wie viele Männer braucht ihr?«
    »Der ständige Priester Bega genügt uns.«
    »Gergu hat berichtet, dass Abydos streng bewacht wird und…«
    »Ich weiß, er hat mir alles ganz genau geschildert. Kümmere dich gut um Memphis; ich werde Iker erwarten. Und diesmal rettet ihn niemand. Mit einem Schlag werde ich das Herz von Abydos und das von Sesostris brechen. Die zerbrechliche Maat wird zerstört, der reißende Strom von isefet begräbt alles unter sich, und kein Damm hält sie auf. Der Baum des Lebens wird zum Baum des Todes.«

    51

    Anubis, der Gott mit dem Schakalkopf, führte Isis zu dem Flammenkreis.
    »Willst du den Weg des Feuers gehen?«
    »Ja, ich will.«
    »Dann gib mir die Hand.«
    Isis vertraute dem Ritualisten mit der dumpfen Stimme. Kein vernünftiges Wesen hätte es gewagt, sich diesen hohen Flammen zu nähern, von denen eine unerträgliche Hitze ausging.
    Die junge Frau verließ sich voll und ganz auf ihren Führer und machte keinerlei Anstalten, umkehren zu wollen. Als ihr Kleid Feuer fing, verspürte sie plötzlich unerwartete Erleichterung.
    Sie befand sich im Inneren des Tempels von Osiris.
    »Von deinem weltlichen Wesen ist nichts übrig«, sagte Anubis. »Hier stehst du nun nackt und verwundbar vor zwei Wegen. Welchen willst du wählen?«
    Zu ihrer Linken eine Wasserstraße, die gesäumt war von Kapellen, die von Schutzgeistern mit Flammenköpfen bewacht wurden. Zu ihrer Rechten ein Weg aus schwarzer Erde, eine Art Damm, der sich zwischen zwei Wasserflächen durchschlängelte, die ein unüberwindlicher Lavastrom voneinander trennte.
    »Muss ich nicht beide gehen?«
    »Der Weg des Wassers vertilgt, der Weg der Erde verschlingt. Wirst du ihnen standhalten?«
    »Warum sollte ich sie fürchten, da du mich doch dorthin führst, wohin ich gehen soll?«
    »Heute Nacht nehmen wir den Weg des Wassers, bei Tagesanbruch den der Erde.«
    Der Mond ging auf, und Anubis gab der Priesterin das Messer von Thot zurück. Mit seiner Klinge berührte sie jeden einzelnen Schutzgeist, während sie seinen Namen nannte. Das Erkennen dauerte bis zum Morgengrauen. Dann begab sie sich im neuen Tageslicht, das der Sonnenbarke zu verdanken war, auf den Weg der Erde.
    Die beiden Wege kreuzten sich, ohne je zu verschmelzen. Am Ende vereinte sie ein Lavastrom an der Schwelle zu einem mächtigen Portal, das von zwei Säulen umrahmt war.
    »Dies ist der Eingang ins Jenseits«, sagte Anubis, »die Vereinigung von Osten und Westen.«
    Vor dem Tor hockten Wächter und schwangen Schlangen.
    »Ich bin der Herr des Blutes. Macht mir den Weg frei.«
    Das Portal öffnete sich.
    In dem Mondtempel umhüllte sanftes blaues Licht den Körper von Isis. Maats Barke kam zum Vorschein.
    »Da sie sich dir gezeigt hat, können wir weitergehen.«
    Sieben Tore, vier in einer Reihe, daran anschließend drei nebeneinander, versperrten ihnen den Weg.
    »Die
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