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Der wasserdichte Willibald

Der wasserdichte Willibald

Titel: Der wasserdichte Willibald
Autoren: dtv
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glaube, das war eher was Psychologisches bei Mama«, erklärte Carola, »denn ich hab ja auch noch Platz neben Papa. Und
     zwar sehr gut.«
    »Ich glaub auch, dass das püschologisch war«, sagte Willi. Er verstand nicht immer, was sie meinte. Aber er war gern Carolas
     Meinung. Deshalb war er auch ihr einziger Lieblingscousin.
    Carola und Onkel Rolle waren wegen der Kirschtorte von Willis Mutter gekommen.Onkel Rolle aß drei Stück Torte und Carola zweieinhalb.
    »He, wenn du so weiterfutterst«, sagte Tobi, »heißt du nicht mehr Carola, sondern Ca-Rolle.«
    »Lieber fett als doof«, sagte Carola.
    Und Willi sagte: »Ich will auch noch ein Stück, dass ich fett werde und nicht so doof wie du.«
    Als die Torte aufgegessen war, wollte Onkel Rolle alles über den Urlaub hören.
    »Komm, Carola, wir gehen schon mal raus«, sagte Willi.
    Aber Carola wollte auch alles hören. Als sie alles gehört hatten, war es einen Augenblick ganz still. Und alle sahen Willi
     an.
    Dann räusperte sich Onkel Rolle und sagte: »So, du kannst immer noch nicht schwimmen, mit fast acht Jahren! Das werden wir
     ändern. Und zwar sofort. Sage mir, Willibald Glück:Willst du vielleicht ein ewiger Nichtschwimmer bleiben, Herr Hasenfuß Wasserscheu?«
    Alle sahen Willi an. Es war ihm sowieso schon peinlich. Alles hatten sie erzählt. Er stand da wie der letzte Hosenscheißer.
     Und das vor seiner Lieblingscousine!
    »Ja, nö«, murmelte er. Was sollte er machen?
    »Gut! Alle haben es gehört. Er will schwimmen lernen. Dann machen wir das. Und zwar sofort.«
    Am nächsten Wochenende nahmen Onkel Rolle und Carola Willi mit. Sie fuhren für drei Tage in ein Gasthaus an einem kleinen
     See.
    »Da sind nicht viele Leute. Keiner schaut uns zu. Das kriegen wir schon hin«, sagte Onkel Rolle.
    »Kann man da auch Enten füttern?«, fragte Willi.
    »Jede Menge!«, sagte Onkel Rolle.
    »Dann nehm ich das alte Brot mit, Mama«, sagte Willi.
    »Er ist nämlich ein leidenschaftlicher Entenfütterer«, sagte Mama.
    »Soso, ein leidenschaftlicher«, sagte Onkel Rolle.
    Vielleicht kann man da ja gar nicht baden, wenn Enten drauf sind, dachte Willi. Das war seine letzte Hoffnung. Aber kaum waren
     sie angekommen, da packte Onkel Rolle das Badezeug aus und los ging’s zum See.
    »So!«, rief er. »Hinein ins Vergnügen!« Er lief einen kleinen Steg hinaus und pflatsch! sprang er ins Wasser. Er spritzte
     wie ein Walross und machte Wellen, dass die Enten in hundert Meter Entfernung auf dem Wasser zu tanzen anfingen. Dann legte
     er sich auf den Rücken und ließ sich starr wie ein Fass auf dem See treiben.
    Auch Carola sprang ins Wasser. Sie war gut ein Jahr älter als Willi und konnte schon lange schwimmen.
    Und dann warteten sie auf Willi. Willi stand auf dem Steg und zitterte ein bisschen. Er konnte doch nicht einfach so in einen
     See springen.
    Er dachte daran, wie er ins Meer gesprungen war. Aber das war etwas anderes gewesen. Damals war er wütend. Und er hatte das
     Meer zwei Wochen lang beobachtet. Den See hier kannte er doch gar nicht. Er würde untergehen und nie wieder hochkommen. Durch
     seinen Kopf wanderten alle Ausreden der Welt. Aber keine schien ihm so gut, dass sie das Fass da im Wasser überzeugt hätte.
     Und Carola schon gar nicht.
    »Ich könnte schon, wenn ich wollte«, sagte er schließlich.
    »Ich wette, du willst!«, rief Onkel Rolle.

    »Ist super warm!«, rief Carola. »Schau, hier kannst du stehen!«
    »Ich hab keine Schwimmflügel«, fiel ihm ein.
    »So was brauchst du nicht, wenn du schwimmen willst«, rief Onkel Rolle. »Du willst doch?«
    »Ich will schon«, sagte Willi. »Aber jetzt nicht.«
    »Wann denn?«, fragte Onkel Rolle.
    »Später.«
    »Gut«, sagte Onkel Rolle. »Eins zwei drei: Jetzt ist später.«
    »Nein, morgen.«
    Da schwamm Onkel Rolle ganz nah zu Willi hin und prustete ins Wasser und sagte: »Willibald Glück! Es gibt Leute, die halten
     dich für einen Schisser. Ich nicht.«
    »Ist er auch nicht«, sagte Carola. »Der traut sich sogar nackte Schnecken anzufassen.«
    »Und Krebse!«, sagte Willi.
    »Echte Krebse? Wo denn?«
    »Ja, das haben wir im Meer gemacht, Tesi und ich.« Und dann setzte er sich auf den Steg und erzählte sein ganzes Geheimnis.
    »Siehst du, ich hab’s gewusst, Carola«, sagte Onkel Rolle. »Er ist kein Schisser. Und jetzt lernt er schwimmen. Er kann das,
     weil er es will.«
    Er griff Willi unter die Arme und hob ihn vorsichtig ins Wasser. Er drehte sich und ließ Willi durchs Wasser
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