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Der wasserdichte Willibald

Der wasserdichte Willibald

Titel: Der wasserdichte Willibald
Autoren: dtv
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nach Hause gingen, warteten sie oben auf den Felsen, bis Willi wieder trocken war.
    »Du hast fast gebadet«, sagte Tesi.
    »Wir sagen aber nichts, ja?«, bat Willi.
    »Das alles bleibt unser Geheimnis«, sagte Tesi.
    Willi sah seine Beine an. Sie waren so dünn wie immer. Wasserdicht bin ich jedenfalls, dachte Willi. Auch im Meer. Und wenn
     ich will, dann geh ich sogar ins Meer zum Baden. Aber ich will nicht, glaub ich.
    Am vorletzten Urlaubstag saßen sie noch einmal alle unter dem Sonnenschirm und schauten aufs Meer hinaus.
    »Ach! Schön war’s«, sagte Mama. »Und morgen ist schon wieder alles vorbei.«
    »Bloß schade, dass Willi nicht ins Wasser gegangen ist«, sagte Papa. »Hast einfach keine Lust gehabt, was?«
    »Ja. Nein. Keine Lust«, sagte Willi. »
    Haha, keine Lust!«, sagte Tobi.
    »Ich glaube«, sagte Tesi, »wenn er Lust hätte, dann würde er einfach reingehen.«
    »Der doch nicht!«
    »Doch, das würd er tun. Stimmt’s, Willi? Du könntest einfach aufstehen und reingehen.«
    Da schaute Willi seine große, nette Schwester an und grinste. Der Tobi hat keine Ahnung von unserem Geheimnis, bedeutete das
     Grinsen. Tesi grinste zurück. Und dann nickte sie. Und das Nicken bedeutete: Du kannst es. Ich glaube, wenn du wolltest, dann
     könntest du es jetzt.
    Willi stand auf und ging durch den Sand zum Wasser hinunter. Er war barfuß, aber er hatte eine kurze Hose an und ein T-Shirt .
    Es war ganz leicht. Er ging einfach weiter, bis ihm das Wasser an den Bauch reichte.
    Es war weich. Das Wasser angenehm warm. Er wedelte mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Er schaute hinaus, soweit
     er konnte. Auf der Linie zwischen Himmel und Wasser zog ein großes Schiff vorbei. Es sah aus wie ein flaches Pappebild im
     Kaspertheater. Der wasserdichte Willibald stand mitten im Meer und alles war keinProblem. Und Mama und Papa staunten und waren stolz auf ihn. Und Tobi war die Spucke weggeblieben.
    Willi hatte sich umgedreht und schaute zum Sonnenschirm hinauf. Mama klatschte in die Hände: »Bravo!« Und Papa klatschte auch.
     »Sehr gut! Super, Willibald Tadellos!«
    Alle freuten sich. Und niemand sah die große Welle. Nur Tesi. Sie rief: »Vorsicht, Willi!« Aber da war es schon passiert.
    Wwuuuschsch! machte es. Und die große Welle schwappte von hinten über Willi hinweg. Er schwankte gewaltig. Er stolperte ein
     Stück das Ufer hinauf. Aber er konnte sich auf den Beinen halten. Es war nur diese eine Welle. Dann war das Wasser wieder
     so ruhig wie zuvor.
    Willi strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Er rieb sich die Augen. Aber erweinte nicht. Er war wütend. Wütend auf diese gemeine, hinterhältige Welle. Er hatte sich getraut. Er war reingegangen. Trotz
     der bodenlosen Tiefe. Trotz der Haie und Wale. Er war reingegangen. Niemand konnte sagen, er wäre zu feige gewesen. Aber so
     eine gemeine Welle! Und noch dazu von hinten!
    Er dachte: Mit dem Meer bin ich fertig. Nie wieder geh ich da rein!
    Aber dann sah er, wie Tobi lachte. Er lag auf dem Rücken und strampelte mit den Beinen in der Luft. Schadenfroh. Mies. Fies.
     Gemein. Er lachte ihn aus: Willi, den Schisser! Wie immer lachte er ihn aus.
    Und da dachte Willi plötzlich: Jetzt reicht’s!
    Er stieß einen Schrei aus und sprang senkrecht in die Luft. Ganz hoch sprang er, der beste Hochspringer Willi. Und platsch!
     saß er bis zum Hals im Wasser.
    Und da blieb er sitzen, bis sie zum Abendessen gingen.
    Am letzten Tag gingen sie noch einmal zum Strand. Aber Willi ging nicht mehr ins Wasser.
    »Ich könnte, wenn ich wollte«, sagte er. »Das wisst ihr ja. Aber ich will nicht.«

Willi im Ententeich
    Als sie eine Woche zu Hause waren, kam Onkel Rolf zu Besuch. Onkel Rolf war Mamas Bruder und der Vater von Carola. Carola
     war Willis Lieblingscousine. Die Frau von Onkel Rolf, Carolas Mutter, war irgendwie verschwunden. Carola wollte nicht gern
     darüber reden. Sie lebte allein mit ihrem Vater.
    Onkel Rolf war ziemlich dick, also eigentlich gewaltig dick. Deshalb nannten ihn die Kinder auch Onkel Rolle. Onkel Rolf fand
     das in Ordnung. Er verstand Spaß.
    »Wie wär’s mit Prinzenrolle?«, sagte er und lachte, dass sein Bauch nur so hüpfte.
    Tobi behauptete, dass ihn seine Frau verlassen hätte, weil er so dick war. »Ich weiß, dass Carolas Mutter gesagt hat: Neben
     dir hat kein zweiter Mensch mehr Platz«, erzählte Tobi immer. »Und schon war sie weg.«
    »Ich glaub das nicht«, sagte Willi. »Da lügst du bloß wieder!«
    »Ich
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