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Der wasserdichte Willibald

Der wasserdichte Willibald

Titel: Der wasserdichte Willibald
Autoren: dtv
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mitkriegen, den ganzen Urlaub lang nicht.
    »Erzählst du mir eine Geschichte?«, fragte Willi.
    Tesi war die Geschichtenerzählerin in der Familie. Wenn Tesi eine Geschichte erzählte, hörten alle gerne zu. Denn ihre Geschichten
     waren besonders verrückt. Sie setzten sich also alle an Willis Bett und Tesi erzählte von dem Mann, der ein Schwamm war und
     trotzdem glücklich wurde.
    »Na, ob das jetzt die richtige Geschichte ist?«, fragte Papa.
    »Doch, doch!«, sagte Willi.
    Und Tesi erzählte weiter: Überall, wo er hinkam, saugte der Mann, der ein Schwamm war, alles auf. Das war oft nicht sehr angenehm.
     Er war immer ganz schwabbelig und weich. Wenn man ihm die Hand drückte, dann tropfte das Wasser herunter. Und wenn er sich
     wo hinsetzte, dann hinterließ er eine Pfütze.
    Er fand keine Frau, weil niemand mit ihm im Bett liegen wollte. Vielleicht hätte ihn eineWassernixe gern gehabt. Aber eine Wassernixe fand er nicht.
    Trotzdem wurde er glücklich, weil er eine Stelle in der Autowasch-Straße bekam. Als Autoschwamm. Niemand war so weich wie
     er. Und nirgendwo wurden die Autos so schön sauber und glänzend wie bei ihm.
    »Ich glaub, du kannst aufhören, Tesi«, sagte Papa. »Er ist eingeschlafen.«

Willis Geheimnis
    Drei Tage zog Willibald weder Hemd noch Hose aus. Und drei Nächte lang auch nicht. Dann spielte er einen Nachmittag ohne T-Shirt und bekam einen Sonnenbrand. Da zog er wieder drei Tage das Hemd nicht aus.
    Mit dem Wasser passierte nichts mehr. Jeden Tag fragten ihn seine Eltern, ob er es nicht doch noch mal versuchen wolle. Aber
     er wollte nicht.
    Eines Abends kam Tesi an sein Bett und tat ganz geheimnisvoll.
    »Ich muss dir was sagen. Ich hab was Tolles gesehen, da hinten bei den Felsen. Ich könnt’s dir morgen zeigen. Aber nur dir
     allein!«
    »Ist es was Gefährliches?«
    »Nein, was Schönes. Aber ich brauch deine Hilfe.«
    »Ich zieh aber keine Badehose an«, sagte Willi.
    »Hast du kein Vertrauen zu mir?«, fragte Tesi. »Meinst du, ich leg dich rein?«
    »Nein«, sagte Willi. Er wusste, dass Tesi nichts Hinterlistiges tat.
    »Wir gehen spazieren«, sagten sie am Morgen zu den anderen. Und dann gingen sie. Und Tobi durfte nicht mitgehen. Sie liefen
     bis ans Ende der Bucht, da wo der Sand aufhörte und die Felsen anfingen. Sie kletterten über die Felsen, bis sie ihr Haus
     nicht mehr sehen konnten. Sie mussten aufpassen, weil die Felsen manchmal scharf und glitschig waren.
    »Und das Tolle?«, fragte Willi.
    »Hier«, sagte Tesi und ging in die Hocke. »Hier sitzt einer.«
    In einer Felsritze lag ein Schneckenhaus, ein spitzes, weiß-graues Schneckenhaus. Tesi nahm es und legte es Willi in die Hand.
     Willi hatte keine Angst. Wer dicke Nacktschnecken anfassen konnte, der hatte keine Angst vor klitzekleinen Hausschnecken.
    »Ist das Haus leer?«, fragte Willi.
    »Wart’s ab!«
    Willi wartete.
    Und plötzlich kribbelte es in seiner Hand. Er dachte, jetzt kommt die Schnecke raus. Er hatte keine Angst und deshalb war
     das Kribbeln auch nicht schlimm. Und als er dann den kleinen Krebs sah, sagte er nur: »Oh!« Aber es war nicht schlimm. »Zwickt
     der?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Tesi.

    »Das ist das Schöne am Meer, dass man immer so viele tolle Sachen sehen kann«, sagte Tesi.
    Ja, das war schön. Willi war hier am Meer zwischen diesen Felsen. Ein kleiner Krebs saß auf seiner Hand und wackelte ein bisschen
     mit den Beinen. Willi war hier mit seiner großen Schwester und jetzt hatten sie ein Geheimnis.
    »Und wieso brauchst du meine Hilfe?«, fragte er.
    »Schau!«, sagte Tesi. »Hier ist noch einer. Und da noch einer. Die hat eine Welle hier heraufgespült. Jetzt sitzen sie auf
     dem Trockenen. Wir müssen sie wieder ins Wasser setzen. Sonst gehen sie ein.«
    Sie verbrachten den ganzen Vormittag damit, die kleinen Einsiedlerkrebse einzusammeln und ins Wasser zu setzen. Und nach dem
     Essen gingen sie noch einmal hin.Unten zwischen den Felsen war ein flacher Tümpel entstanden. Da setzten sie die Krebse hinein. Wie in ein natürliches Aquarium.
    Zuerst machte das nur Tesi. Aber dann zog Willi die Sandalen aus und stieg auch ins Wasser. Er hockte sich hin und ließ das
     Schneckenhaus von seiner Handfläche ins Wasser gleiten. Es taumelte langsam auf den Grund, blieb eine Weile so liegen, bis
     der Krebs herauskam und zwischen die Steine krabbelte.
    Willi hockte bis zum Bauch im Wasser, samt Hose und Hemd. Tesi sah es und musste lächeln, aber sie sagte nichts. Bevor sie
    
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