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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Sarah Rees Brennan
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keineswegs bedrohlich.
    Er sah eher so aus, als wollte er Jamie beschützen. Und die beiden schienen sich zu mögen.
    Â»Was könntest du mich lehren?«, fragte Jamie und neben seinem Ohrring tauchte ein Grübchen in seiner rechtenWange auf. »Soll ich einen geheimen magischen Handschlag lernen? Soll ich meine Finger als Zauberstäbe benutzen?«
    Gerald musste lachen. »Ich …«, begann er. »Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest.«
    Â»Das ist so wie mit Fingerpistolen, aber nur Magier tun es«, erklärte Jamie grinsend und schob seinen Rucksack, den er immer mit sich herumschleppte, auf die andere Schulter. Er beschrieb theatralisch einen Kreis mit einem Finger und begleitete die Geste mit einem Zischlaut.
    Â»Wir benutzen keine Zauberstäbe«, sagte Gerald.
    Â»Also das trifft mich jetzt wirklich schwer.«
    Wieder lachte Gerald, senkte den Kopf und schob die Hände in die Hosentaschen. »Komm mit, ich will dir etwas zeigen.«
    Â»Na, wenn das nicht mysteriös unbestimmt ist«, gab Jamie zurück. »Wie könnte ich da Nein sagen?«
    Sie gingen einträchtig nebeneinander her, als seien sie es längst gewohnt. Gerald nahm Jamie den Rucksack ab, der ihm ständig von der Schulter glitt und richtete ihn gerade. Jamie murmelte etwas, was Gerald lachen ließ.
    Mae dachte, Jamie würde sie sehen, als sie aus der Gasse kamen, doch Gerald sagte: »Sieh mal dort!« und wies nach oben.
    Jamie sah auf und der Nachthimmel über der Burnt House Lane wurde aufgerissen wie einVorhang. Ein Schimmern lag in der Luft und plötzlich war die kaputte Straße mit Gold gepflastert und die ganzeWelt war Magie.
    Â»Das ist nur eine Illusion«, sagte Jamie, während Mae vorVerwunderung noch denAtem anhielt. Doch zögernd fügte er hinzu: »Wie hast du das gemacht?«
    Â»Ich zeige es dir«, erklärte Gerald. »Ich werde dir alles zeigen.«
    Langsam erlosch das Licht wie Honig, der von einem Messer tropft. Jamie sah immer noch mit offenem Mund zum Himmel. Gerald legte ihm die Hand auf den Rücken und führte ihn weg.
    Als der Magier an Mae vorbei kam, konnte sie sich plötzlich wieder bewegen, als wäre sie aus Eis und seine Berührung wäre heiß genug, sie inWasser zu verwandeln.
    Sie stürzte zu Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hat, keuchte und versuchte, nachzudenken und sich eineVorgehensweise für diese Situation zu überlegen, die sie nie für möglich gehalten hätte.
    Sie hatte immer geglaubt, dass es mehr geben musste als Schule und Clubs und das Leben, dasAnnabel sich für sie wünschte. Und sie hatte herausgefunden, dass es Menschen gab, die über Magie verfügten, Menschen, die magische Spielzeuge auf dem Jahrmarkt der Kobolde verkauften, und Magier, die Dämonen anriefen, die so ziemlich alles tun konnten. Zu einem gewissen Preis.
    Als Jamie und sie Gerald das letzte Mal gesehen hatten, war er gerade derAnführer eines magischen Zirkels geworden, der Jamie zu seinem Dämonenmal verholfen hatte. Der Zirkel des Obsidian hatte fast dafür gesorgt, dass Jamie von einem Dämon besessen wurde – einem bösen Geist, der seinen Körper benutzen wollte, bis dieser von innen heraus zerfiel. Der Zirkel hatte Jamie beinahe getötet. Zweifellos hatte Gerald unzählige andere Menschen getötet.
    Und jetzt war er hier in Maes Stadt und tat, als sei er der beste Freund ihres Bruders. Und Jamie hatte ihr nichts davon erzählt!
    Das alles wuchs ihr über den Kopf. Sie brauchten Hilfe.
    Sie stützte sich auf Hände und Knie und richtete sich dann auf. Im falschen Stadtteil saß sie an eine schmutzige Ziegelmauer gelehnt und von der Magie war keine Spur mehr vorhanden.
    Sie holte ihrTelefon aus der Hosentasche und riefAlan an.
    Als er antwortete, erschrak sie, denn er musste gegenWind und Sturm anschreien.
    Â»Hallo?«
    Â»Alan?«, fragte sie und betrachtete den ruhigen, leeren Himmel über sich. »Wo bist du?«
    Am anderen Ende der Leitung erklang ein hallender Donnerschlag.
    Â»Mae?«, riefAlan. Dann war es plötzlich still.
    Das Sturmgeräusch hatte ganz plötzlich aufgehört, nicht, als ob der Sturm abgeflaut wäre, sondern, als ob jemand einen Schalter umgelegt und ihn ausgeschaltet hätte.
    Mae bemerkte, dass sie zitterte. »Alan, was ist los?«
    Jetzt konnte sieAlan deutlich hören, seine tiefe schöne
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