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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Vince Flynn
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er verlangt hatte. Schließlich hatte alles für ihn in einer Garage in Rockville bereitgelegen. Es war nicht gerade einfach, über zweihundert Kilo hochexplosiven Sprengstoff nach Amerika zu schmuggeln. Und dieses Zeug war wirklich gut. Bester russischer Plastiksprengstoff, wie ihn die Streitkräfte verwendeten. Nicht dieser Mist, der oft schon unbrauchbar wurde, bevor man ihn einsetzte, wie es einem in Afrika oft passierte. Die Zündkapseln, die Sprengschnur und der Fernzünder gehörten ebenfalls zum Besten, was die Russen zu bieten hatten.
    Gazich bemühte sich, nicht zu sehr an die zusätzlichen Konsequenzen der Explosion zu denken. In Afrika machte man sich über solche Dinge kaum Gedanken. Dort wollte sowieso jeder den anderen töten. Auf eine Leiche mehr kam es da auch nicht an. Hier war die Sache jedoch anders. Washington war das Zentrum der internationalen Spionage und Diplomatie – nicht irgendein finsteres, von Moskitos heimgesuchtes Loch in der Dritten Welt. Hier ließ er sich auf eine gefährliche Elefantenjagd ein, und sein Ziel war ein richtiges Prachtexemplar. Es war nicht schwer, das Tier aus sicherer Entfernung mit einem Gewehrschuss zu erlegen. Die wirkliche Herausforderung bestand darin, ganz nahe heranzugehen, Hunderte Meter auf dem Bauch zu kriechen und sich mitten unter die Herde zu schleichen. Das verlangte schon echtes Können und eine Spur Verrücktheit. Der Schuss selbst war relativ leicht. Die Gefahr bestand darin, von einem der riesigen Dickhäuter zertrampelt zu werden, wenn die Herde aufgescheucht wurde.
    Gazich verließ das Starbucks-Café mit seinem Espresso in der einen Hand und einer Zeitung in der anderen. Bis jetzt war das Schwierigste gewesen, einen Parkplatz zu finden. Zwei Millionen Dollar dafür, dass man einen Parkplatz fand. Gazich lachte und ging die Straße entlang. Es würde sicher nicht ohne Folgen bleiben, wenn man dem politischen System Amerikas einen solchen Schlag versetzte. Er sagte sich, dass er sich darum später kümmern würde. Jetzt war es Zeit, sich zur Herde zu schleichen und zu hoffen, dass er nicht zertrampelt wurde.
     
    Special Agent Rivera stand bei der Tür und blickte in den großen Konferenzraum. Mit ihren fünfunddreißig Jahren war es ihr gelungen, ihre schlanke Figur zu behalten, indem sie regelmäßig ihre Kollegen vermöbelte. Karate verbrannte eine Menge Kalorien, und Rivera arbeitete an ihrer Technik, als wäre es eine Religion. Der Wahlkampf hatte es mit sich gebracht, dass sie nicht mehr so viel trainieren konnte – außerdem hatten ihre Kollegen inzwischen mitbekommen, dass sie Trägerin des zweiten schwarzen Gürtels war. Sie hatten keine Lust mehr, sich als Sparringspartner herzugeben, und so empfand sie eine gewisse Langeweile. Auch wenn sie sich in letzter Zeit nicht auf die Waage gestellt hatte, spürte sie doch genau, dass sie das eine oder andere Pfund zugelegt hatte. Noch zwei Wochen, sagte sie sich. Dann würde sie sich in Arizona erholen. Sie würde nichts tun als schlafen, essen und irgendwelchen Trainingspartnern in den Arsch treten. Sie freute sich schon darauf, ihr Dojo, ihre alte Karate-Schule, zu besuchen und den Leuten dort zu zeigen, wer jetzt der Boss war. Vielleicht würde ihr sogar ein richtiger Mann über den Weg laufen. Jemand, der ungebunden und nicht auf etwas Ernstes aus war. Junge, das wäre wirklich nett, dachte sie sich. Sie konnte sich gar nicht mehr erinnern, wie lange es schon her war.
    Ihre Jungs saßen am Ende des U-förmigen Tisches. Man hatte die Reporter nur für die ersten fünfzehn Minuten der Konferenz hereingelassen und sie dann gebeten, den Saal zu verlassen. Alexanders Wahlkampfmanager hatte gemeint, dass das Ganze auf diese Weise seriöser wirken würde. Wenn es um Fragen der nationalen Sicherheit ging, dann musste man irgendwann die Medien ausschließen, um wenigstens so zu tun, als ginge es um wichtige Staatsgeheimnisse.
    Maria Rivera war eine Frau, die einiges aushielt, aber auch sie war mittlerweile erschöpft. Es war eine unmenschliche Wahlkampagne gewesen. Jeden Tag war eine andere Stadt an der Reihe, und das bedeutete ein weiteres nichtssagendes Hotelzimmer, fades Hotelessen und ein volles Fitnessstudio. Jeden Morgen kam ein Weckanruf von einem ihrer Kollegen, der ihr nicht nur sagte, wie spät es war, sondern sie auch daran erinnerte, wo sie gerade war und wo es heute noch hinging. An manchen Tagen standen nicht weniger als vier Bundesstaaten auf dem Programm. Eine Veranstaltung jagte
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