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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Vince Flynn
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die andere, von Sonnenaufgang bis Mitternacht, und sie und ihre Leute hatten jeden Augenblick wachsam zu sein.
    Diese Präsidentschaftswahl verlangte allen Beteiligten Ungeheures ab – den Politikern und ihren Mitarbeitern, aber noch mehr den Sicherheitskräften, deren Aufgabe es war, sie zu beschützen. Special Agent Rivera leitete das Secret-Service-Sicherheitsteam des Kandidaten Josh Alexander. Dreizehn Jahre war sie jetzt im Secret Service tätig, in denen sie in Los Angeles, Miami und New York eingesetzt war. Sie hatte auch schon zwei Sicherheitskommandos für den Präsidenten angehört und war schneller die Karriereleiter nach oben geklettert als jeder andere Agent, der die Ausbildung mit ihr absolviert hatte. Zwischendurch war sie einmal kurz verheiratet gewesen, was zum Glück mit einer raschen Scheidung geendet hatte. Das war schon fast zehn Jahre her. Die Trennung war Rivera nicht schwergefallen. Sie hatte den Mann, einen Bundesanwalt, durch eine Spezialeinheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens kennengelernt, und er verdrehte ihr so richtig den Kopf. Rückblickend betrachtet hätte sie wissen müssen, dass es ein Fehler war, einen Anwalt zu heiraten. Vier Monate nach der Hochzeit kam sie eines Tages ins Büro ihres Mannes, um ihn zu überraschen, und ertappte ihn auf frischer Tat. Mitten am Nachmittag fand sie ihn auf seiner Couch vor, wie er gerade eine New Yorker Polizistin bumste. Rivera schlug ihn k.o. und reichte noch am selben Nachmittag die Scheidung ein.
    Maria Riveras Familie war schon vor zwei Generationen in die USA eingewandert, doch sie sprach fließend Spanisch dank ihrer Großmutter, die immer noch jeden Tag dafür betete, dass ihre Ehe eine zweite Chance bekommen möge. Grandma Rivera war zutiefst bestürzt gewesen, als Maria sich von dem brillanten jungen Anwalt trennte. Er war ein guter katholischer Junge und ein richtiger Charmeur. Rivera brachte es nicht übers Herz, ihrer Großmutter zu sagen, dass der Harvard-Absolvent ein hoffnungsloser Weiberheld war.
    Als sie die eheliche Bindung hinter sich hatte, nahm Rivera mit Freuden jede noch so anspruchsvolle Aufgabe an, die ihr der Secret Service übertrug. Sie hatte im Laufe der Jahre an einigen großen Fällen von Falschgeld und Kreditkartenbetrug gearbeitet und dazwischen immer wieder dem Sicherheitskommando des Präsidenten angehört. Vor einem Jahr war sie zum Assistant Special Agent, kurz ASAC, für das Kommando von Präsident Hayes befördert worden. Als der Wahlkampf begann, riefen ihre Chefs sie ins Hauptquartier und teilten ihr mit, dass sie ihre Sachen packen solle. Sie betrauten sie mit der Leitung von Josh Alexanders Sicherheitsteam und fügten hinzu, dass sie die Aufgabe nicht vermasseln solle und dass sie in der engeren Wahl für die Leitung des Sicherheitskommandos des nächsten Präsidenten sei.
    Dieser Job war der Traum eines jeden Secret-Service-Agenten – ein Traum, der sich bisher nur Männern erfüllt hatte. Wenn Rivera ihre Sache gut machte, hatte sie ausgezeichnete Chancen, die erste Frau zu werden, die das Sicherheitskommando des Präsidenten leitete. In den vergangenen neun Monaten hatte sie an kaum etwas anderes denken können. Der Wahlkampf war die meiste Zeit in einem erträglichen Rhythmus verlaufen. Alexander lag in den Umfragen weit vorne und schien sich für den Erfolg nicht mehr übermäßig anstrengen zu müssen. Er war ein frisches, unverbrauchtes Gesicht und der politische Liebling der Öffentlichkeit. Beim Parteikonvent der Demokraten im August war er mit einem überwältigenden Vertrauensbeweis ausgestattet worden und hatte außerdem einen neuen Kandidaten als Vize zur Seite gestellt bekommen.
    Wenig später kam der große Einbruch. Rivera hatte schon erwartet, dass der Wahlkampf heftiger werden würde, wenn es in die Zielgerade ging, aber was dann auf sie und ihre Kollegen zukam, überraschte sie doch ein wenig. Alexanders Gegner starteten eine ätzende Kampagne, in der sie die Neigung des jungen Gouverneurs anprangerten, die Wahrheit zu beschönigen und manchmal Dinge zu erfinden. Es wurde auf seine Jugend und relative Unerfahrenheit hingewiesen und seine Integrität in Zweifel gezogen. Bis zum Labor Day Anfang September hatte sich der Vorsprung von fünf Prozent in nichts aufgelöst.
    Die Reaktion von Alexanders Lager bestand darin, den Wahlkampfmanager zu feuern und die eigenen Anstrengungen zu verstärken. In den ersten beiden Septemberwochen tourte man mit der Bahn kreuz und quer
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