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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Abend, Walter«, sagte Karin leise.
    »Guten Abend, Karin.«
    Paul Fabrici war baff. Sein Erstaunen hätte nicht größer sein können, besaß er doch nicht den geringsten Schimmer davon, was hier los war. Sein Blick wechselte von Karin zum neuen Syndikus, dann wieder zurück zu Karin, und dann wieder zum neuen Syndikus.
    »Ich habe das Gefühl«, sagte er schließlich, »daß mir hier eine Erklärung geschuldet wird.«
    »Mir aber auch«, pflichtete der Präsident der Industrie- und Handelskammer bei.
    Diesen Part konnte Mimmi übernehmen, wenigstens in groben Zügen. Sie fand jedoch, daß dabei die Kinder, wie sie im Geiste Karin und Walter schon nannte, nur stören würden, und sorgte deshalb für ihre Entfernung.
    »Karin«, sagte sie, »ich irre mich bestimmt nicht, wenn ich annehme, daß sich Herr Doktor Torgau ganz gern unseren Garten ansehen würde. Möchtest du ihn ihm nicht zeigen?«
    »Wenn du meinst, Mutti«, sagte Karin und strahlte Mimmi dankbar an.
    »Was soll der Quatsch?« fauchte hingegen Paul Fabrici seine Gattin an, nachdem die beiden Jungen verschwunden waren.
    Mimmi wußte, daß das, was jetzt bevorstand, keine leichte Geburt war. Sie stellte das Puddingschüsselchen, das sie immer noch in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch und setzte sich. Dann sagte sie, zur Tür zeigend: »Das ist er, Paul.«
    »Was ist er?«
    »Derjenige, Paul.«
    »Welcher derjenige?«
    »Du weißt schon.«
    »Nichts weiß ich, verdammich! Sprichst du von Doktor« – er blickte den Präsidenten an – »wie heißt er?«
    »Torgau.«
    »Ja«, nickte Mimmi, »von dem spreche ich.«
    Paul war geneigt, mit der Faust auf den Tisch zu hauen, unterließ es aber dann doch.
    »Von dem weiß ich nur«, polterte er, »daß er der neue Syndikus der Industrie- und Handelskammer in Düsseldorf ist.«
    »Und«, ergänzte Mimmi mit Betonung, »dein zukünftiger Schwiegersohn, wenn's nach Karin geht.«
    »Mach mich nicht verrückt!« fing Paul zu schreien an.
    Auch Präsident Bock blickte nicht mehr durch und ließ dies erkennen, indem er sagte: »Wenn Sie erlauben, meine Liebe, schließe ich mich der Forderung Ihres Gatten an.«
    Mimmi spannte die beiden nicht mehr länger auf die Folter und berichtete, was sich in Karins Zimmer zugetragen hatte. Nach Frauenart schilderte sie alles sehr breit, so daß z.B. auch nicht unerwähnt blieb, wie sie sich um den Teppich verdient gemacht hatte.
    Paul Fabrici war sprachlos. Er unterbrach Mimmis Bericht nicht ein einziges Mal. Als erster äußerte sich der Präsident. Er brachte einen Verdacht vor. Und zwar müsse er das so sehen, sagte er anklagend, daß hinter der ganzen Bewerbung des Mannes um eine Stellung in Düsseldorf nicht nur der Wunsch nach einem Job allein gesteckt habe.
    »Hoffentlich«, war Mimmi zu vernehmen.
    Bock widersprach: »Nein, meine Liebe, das wirft nämlich nicht das beste Licht auf die Arbeitsmoral eines solchen Angestellten.«
    »Finde ich auch«, knurrte Paul Fabrici.
    »Für unsereinen«, bekräftigte Bock, »hat es so etwas im ganzen Leben nicht gegeben – oder, Paul?«
    »Du hast recht, Willem.«
    Mimmi richtete sich auf, um ihren Mann auf die Hörner zu nehmen. Dies war nämlich jetzt eine Minute, in der sie sich von ihm um keinen Preis einschüchtern lassen wollte. Das Glück ihrer Tochter stand auf dem Spiel. Was Bock sagte, war ihr egal – aber nicht das, was Paul von sich gab. Sie funkelte ihn an.
    »Nur so zu, Paul«, sagte sie. »Das ergibt die richtige Basis für den Start deines Nachfolgers in deiner Firma.«
    Paul blickte sie an wie eine Geistesschwache.
    »Meines was?« stieß er hervor.
    »Deines Nachfolgers.«
    »Hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?«
    »Doch, ich schon, aber dir fehlen offenbar ein paar.«
    Fassungslos schwieg er. War das noch seine Frau? Sein Schatten? Seine Sklavin?
    »Dir fehlen sogar alle, scheint es«, fuhr Mimmi fort. »Wer erbt denn einmal deinen ganzen Kram?«
    »Karin natürlich?«
    »Und wer führt die Firma? Etwa auch sie?«
    »Das kann sie nicht.«
    »Eben. Wer also? Dein Schwiegersohn. Oder nicht?«
    Paul schwieg, er blickte herum, als suche er nach einer Zigarre.
    »Seit Jahren habe ich ja auch nichts anderes aus deinem Mund gehört«, fuhr Mimmi fort, ihm die Leviten zu lesen. »Weshalb bist du denn auf den Krahn verfallen … auf dieses Würstchen … weshalb denn?«
    Sie wartete auf eine Antwort, aber Pauls Lippen blieben geschlossen.
    »Weshalb wolltest du Karin denn in eine Kaufmannslehre stecken, obwohl du
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