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Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Titel: Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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offene Feuerstelle und darüber einen Spiegel.
    Und unzählige Kritzeleien.
    Hineingekratzte Worte und Flüche. Unverständliche Worte. Seltsame Zeichnungen, die mit einem spitzen Stein oder einer Metallspitze hineingeritzt worden waren.
    Festgehaltene Wutausbrüche. Hasserfüllte Graffitis.
    Er blieb stehen und überlegte lange, ob es nicht klüger wäre umzukehren. Er konnte sich denken, wer für diese Graffitis verantwortlich war.
    Zwischen all den Flüchen und Worten hatte er auch seinen Namen entdeckt: Ulysses Moore.
    Er war unterstrichen und von Kreuzen eingerahmt. Es waren Kreuze, wie man sie auf dem Lageplan eines Friedhofs sehen konnte. Auch die Namen der anderen standen da: Penelope, Peter, Black und Leonard. In großen, eckigen Buchstaben. Und der Totenschädel mit den gekreuzten Knochen, der unter der Liste der Namen stand, konnte nur eines bedeuten: Rache.
    Wehe, wenn du es gewesen bist, dachte Nestor. Ohne weiter zu zögern, war er aus der Ruine hinaus ins Freie gegangen.
    Weil das Geräusch der Wellen, die auf den Strand aufschlugen, und das Heulen des Windes hier wesentlich lauter waren als in der Ruine, hatte Nestor nicht gehört, wie die Tür zur Zeit zugeschlagen war. Jemand hatte den Stein beiseitegeschoben, der sie offen gehalten hatte.
    Ich hätte eine Waffe mitnehmen sollen, dachte Nestor, während er am Strand entlanghinkte. Etwas, das ihn gefährlicher aussehen ließ, falls er ihn traf. Einen Degen oder eine Pistole … Lieber eine Pistole, wenn er an das dachte, was letztes Mal passiert war.
    Doch er hatte keine Waffe dabei. Er war überstürzt aufgebrochen, mit nichts als Notizbüchern und kleinen Holzschiffen im Rucksack, den Kopf voller wirrer Ideen.
    Zuerst hatte er auch überlegt, die Schatulle mit den Schlüsseln mitzunehmen, um die anderen daran zu hindern, ihm zu folgen. Doch dann war er wieder von diesem Gedanken abgekommen. Sollten sie doch machen, was sie wollten, hatte er sich gesagt, das war schließlich nicht sein Problem. Nichts und niemand konnte ihn mehr von seinem Ziel abbringen: Er wollte Penelope finden, koste es, was es wolle.
    Und außerdem reiste er ohnehin am liebsten mit leichtem Gepäck.
    Auf jeden Fall aber war er naiv gewesen. Er hatte gehandelt, ohne vorher nachzudenken oder sich einen Plan zu überlegen. Und um ehrlich zu sein, hatte er gar nicht vorgehabt, sich zu dieser Insel bringen zu lassen. Er hatte sich erst im letzten Augenblick dazu entschlossen: In dem Moment, in dem er sich an Bord der 
Metis
 befunden und die Finger um die Knüppel des Steuerrads gelegt hatte, war ihm ein äußerst beunruhigender Gedanke gekommen.
    Und nun war er also hier.
    Jenseits der Reihe der bogenförmig gekrümmten Palmen lag das Meer, das in diesem Augenblick wie eine riesige Schlammlache aussah. Die Strandgräser waren nass: Vor Kurzem musste ein tropisches Gewitter vorbeigezogen sein.
    Nestor stieg über einen angespülten Baumstamm und ging zu anderen entwurzelten Bäumen hinüber, die von der Sonne so ausgebleicht waren, dass sie an Walskelette erinnerten.
    Er fragte sich, ob 
er
 ihn wohl gerade beobachtete.
    Lebte er noch?
    Und Penelope?
    Ein Vogel stieß einen Schrei aus. Erschrocken sah Nestor sich um. Dann ging er weiter. Hinter einer Landzunge stieß er auf die Überreste eines verlassenen Dorfes. Alte, eingestürzte Holzhütten. Ein Bootsanlegesteg. Zehn verrostete Glieder einer Ankerkette.
    Während Nestor von Palme zu Palme schlich, schaute er sich ständig nach allen Seiten um. Ihm fielen die zahllosen Löcher im Sand auf – Eingänge zu den Unterschlüpfen von Krebsen. Nach einer Weile lehnte er sich erschöpft und leise fluchend gegen eine Palme.
    Ich bin zu alt für diese Art von Abenteuern, sagte er sich. Und zu ungeduldig.
    Er beschloss, lieber auf übertriebene und anstrengende Vorsichtsmaßnahmen zu verzichten, und ging ganz normal weiter. Wenn an diesem gottverlassenen Ort außer ihm noch jemand anders sein sollte, dann war es wohl besser, ihm gleich zu begegnen. Gleichgültig, ob dieser jemand nun er war – oder Penelope.
    Während er weiterging, versuchte er, sich die Form der Insel und die Positionen der alten Siedlungen ins Gedächtnis zu rufen. »Das dort müsste das verlassene Piratendorf sein und somit …«
    Er drehte sich um, weil er ein Geräusch gehört hatte.
    Er lauschte
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