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Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Verzweifelte reist im Winter. Damon strengte seine Augen an, um die fernen Reiter zu erkennen, aber er war seit seiner Kindheit ein wenig kurzsichtig und konnte nur verschwommene Flecken ausmachen.
Eure Augen sind besser als meine. Was meint Ihr, Eduin, sind es bewaffnete M ä nner?
Ich glaube nicht, Lord Damon. Es reitet eine Dame mit ihnen.
Zu dieser Jahreszeit? Das kann man sich kaum vorstellen , antwortete Damon. Was konnte eine Frau veranlassen, in die Unsicherheit des sich n ä hernden Winters hinauszuziehen?
Es ist ein Hastur-Banner, Lord Damon. Aber Lord Hastur und seine Dame w ü rden Thendara zu dieser Jahreszeit nicht verlassen. Wenn sie aus irgendeinem Grund nach Burg Hastur ritten, w ü rden sie auch nicht diese Straße nehmen. Ich kann es nicht verstehen. Doch noch bevor er den Satz beendete, war Damon klar, welche Frau ihm mit der kleinen Eskorte von Gardisten und Begleitern entgegenritt. Nur eine Frau auf Darkover w ü rde allein unter einem Hastur-Banner reiten, und nur eine Hastur hatte Grund, diesen Weg zu nehmen.
Es ist die Lady von Arilinn , erkl ä rte er schließlich widerstrebend und sah die Verwunderung und Ehrfurcht in Eduins Gesicht. Leonie Hastur. Leonie von Arilinn, Bewahrerin des ArilinnTurms. Damon wusste, die H ö flichkeit erforderte, dass er seiner Verwandten entgegenritt und sie willkommen hieß. Und doch blieb er wie erstarrt auf seinem Pferd sitzen und rang nach Selbstbeherrschung. Die vergangene Zeit schien ausgel ö scht. In einer gefrorenen, zeitlosen, widerhallenden Kammer seines Geistes stand ein j ü ngerer Damon zitternd vor der Bewahrerin von Arilinn und beugte den Kopf unter den Worten, die sein Leben zerst ö rten:
Es ist nicht so, dass du uns entt ä uschst oder mein Missfallen erregt h ä ttest. Aber du bist viel zu empfindsam f ü r diese Arbeit, zu verletzlich. W ä rst du als M ä dchen geboren, k ö nntest du Bewahrerin werden. Aber wie die Dinge liegen . Ich habe dich jahrelang beobachtet. Diese Arbeit wird deine Gesundheit, deinen Verstand zerst ö ren. Du musst uns verlassen, Damon, zu deinem eigenen Besten.
Damon war ohne Widerspruch gegangen, denn er hatte ein Gef ü hl der Schuld. Er hatte Leonie geliebt, geliebt mit all der verzweifelten Leidenschaft eines einsamen Mannes, aber in Keuschheit, ohne ein Wort oder eine Ber ü hrung. Denn Leonie hatte wie alle Bewahrerinnen gelobt, Jungfrau zu bleiben. Kein Mann durfte sie mit einem sinnlichen Gedanken ansehen, kein Mann durfte sie je ber ü hren. Hatte Leonie das irgendwie erkannt? Hatte sie gef ü rchtet, eines Tages werde er die Beherrschung verlieren und sich ihr – auch wenn es nur in Gedanken war – auf eine Weise n ä hern, die gegen ü ber einer Bewahrerin verboten war?
Damon war geflohen, vernichtet. Jetzt, Jahre sp ä ter, schien ein Lebensalter zwischen dem jungen Damon, der in eine unfreundliche Welt hinausgestoßen wurde, um sich ein neues Leben aufzubauen, und dem heutigen Damon zu liegen, der volle Kontrolle ü ber sich selbst hatte und Veteran dieses erfolgreichen Feldzugs war. Die Erinnerung war noch lebendig in ihm – der Schmerz w ü rde ihm bis zum Tod bleiben –, aber Damon wappnete sich, als Leonie n ä her kam, mit dem Gedanken an Ellemir Lanart, die ihn in Armida erwartete.
Ich h ä tte sie heiraten sollen, bevor ich ins Feld zog. Er hatte es gewollt, aber Dom Esteban hielt eine so hastig geschlossene Ehe f ü r unschicklich unter Adligen. Er wollte seine Tochter nicht in aller Eile ins Brautbett geleitet sehen, als sei sie eine schwangere Dienstmagd! Damon hatte dem Aufschub zugestimmt. Die Existenz Ellemirs, seiner versprochenen Braut, sollte jetzt auch die schmerzlichsten Erinnerungen bannen k ö nnen. Indem er die in seinem ganzen Leben errungene Willenskraft zusammenraffte, ritt Damon schließlich vorw ä rts. Eduin hielt sich an seiner Seite.
Ihr erweist uns Gnade, Verwandte , sagte er ernst und verbeug
    Es ist f ü r eine Reise in den Bergen sp ä t im Jahr. te sich im Sattel.
    Wohin wollt ihr? Leonie erwiderte die Verbeugung mit der steifen F ö rmlichkeit
einer Comyn-Dame in Gegenwart von Außenseitern.
Ich gr ü ße dich, Damon. Ich reite nach Armida – unter anderem,
um an deiner Hochzeit teilzunehmen.
Es ist mir eine Ehre. Die Reise von Arilinn war lang und zu
keiner Zeit des Jahres ohne M ü hsal. Aber sicher ist es nicht nur
meiner Hochzeit wegen, Leonie?
Nicht nur. Doch die Wahrheit ist, dass ich dir alles Gl ü ck
w ü nsche, Cousin.
Zum ersten Mal trafen sich –
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