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Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)

Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)

Titel: Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
Autoren: Gena Showalter
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ging dieser süße Duft nicht aus.
    Nicolai hielt den Atem an und hoffte, dadurch seinen Verstand zu klären, wenn auch nur für einen Augenblick. Er war so verdammt hungrig nach der Quelle des Duftes – er musste sie sehen. Er blieb in der Mitte seines Käfigs stehen, hinter ihm seine Pritsche, vor ihm das schwere Gitter, und wartete. Wer würde sein Verlies als Nächstes betreten?
    Und dann sah er sie. Die Frau, die er herbeigerufen hatte. Seine „Odette“.
    Er atmete scharf ein. Sie. Sie war es. Ein zweites Knurren stieg in ihm auf, dieses Mal direkt aus seiner Seele. Muss das Weib kosten.
    Sie roch nicht wie die wahre Odette. Für alle anderen würde sie das. Sie würde nach dem zu starken blumigen Parfum riechen, vermischt mit dem widerlichen Gestank einer eiternden Wunde – der Beweis ihres verdorbenen Herzens. Aber für ihn … oh, für ihn … Er atmete noch einmal ein, er konnte nicht anders. Ein Fehler. Die Süße war jetzt dichter, fast, als könnte er sie berühren. Sie vernebelte ihm den Verstand. Muss. Kosten. Seine Fangzähne und sein Zahnfleisch schmerzten, so sehr wollte er von ihr trinken. Muss kosten.
    Er betrachtete sie, und sein Blut ging fast in Flammen auf. Jeder, der sie ansah, würde nur die Maske erblicken, die sein Zauber auf sie gelegt hatte. Eine mystische Illusion, die sie zu einer anderen Frau machte. Haar, so schwarz wie der Abgrund, die Augen funkelnde Smaragde und Haut so blass wie Schnee. Aber damit hatte sich die legendäre Schönheit ihres Vaters auch schon erschöpft, und die grausame Hässlichkeit ihrer Mutter zeigte sich. Odette war groß, aber kräftig gebaut, ihre Wangen durch zu viel Maßlosigkeit aufgequollen, ihr Kiefer breit und kantig. Ihre dunklen Augenbrauen waren buschig und berührten sich fast in der Mitte. Ihre Nase war lang und eindeutig krumm.
    Was Nicolai dagegen sah, war die Frau, die sein Suchzauber gewählt hatte. Die Frau aus seinen Träumen. Träume, in denen sie am Rand stand, ihn beobachtete und nie ein Wort sprach. Träume, die er nicht verstanden hatte. Bis jetzt. Die ganze Zeit hatte seine Magie gewusst, was er brauchte.
    Sie war genauso groß wie Odette, jedoch schlank wie ein Grashalm, und ihr Haar hatte die Farbe von Honig. Ihre Augen waren verführerisch katzenhaft, eine Schattierung dunkler als ihr Haar und voll düsterer Geheimnisse. Ihre Haut war leicht gebräunt und leuchtete, als wäre die Sonne darunter verborgen. Ihre Wangen waren perfekt modelliert, ihr Kinn stur und doch zart.
    Zart, ja. So sah sie aus. Verführerisch filigran, unglaublich fragil und herrlich weiblich. Fast … zerbrechlich. Würde er sie umbringen, wenn er von ihr trank? Und er würde von ihr trinken. Er würde nicht in der Lage sein, ihrem Duft lange zu widerstehen.
    In ihm regte sich ein Beschützerinstinkt – eine Empfindung, die er nicht kannte, erst recht nicht für eine Fremde – und verlangte, dass er sie in seine Arme nahm und weit fort von all den Schrecken brachte. Schrecken, für die er verantwortlich sein würde. Nicht nur durch seine dunkle Umarmung, sondern auch durch die Bosheit der Leute um sie herum. Den Bewohnern von Delfina wäre ihr Leben nichts wert, wenn sie erfuhren, wer sie in Wahrheit war. Sie würden sie umbringen. Unter Schmerzen.
    Willst du Freiheit oder das Mädchen beschützen? Beides kannst du nicht haben.
    Er verschloss sein Herz. Er wollte Freiheit.
    Ihre Blicke trafen sich eine Sekunde später, und ein Schock des Erkennens durchfuhr ihn. Vielleicht spürte sie es auch, denn sie keuchte auf und stolperte. Dann richtete sie sich auf und blieb an den Gittern seines Käfigs stehen. Ihre bernsteinfarbenen Augen waren weit aufgerissen, ihr sinnlich rosiger Mund offen über gleichmäßigen weißen Zähnen. Sie hielt ein Buch in der Hand.
    Koste sie …
    Er wünschte sich, ihre Zunge zu sehen. Wollte ihre Zunge mit seiner einfangen. Sein Verlangen überraschte ihn. Wie lange war es her, dass er wirklich erregt gewesen war?
    „Du bist echt“, flüsterte sie und legte ihre freie Hand um einen Gitterstab. Sie drückte so fest zu, dass ihre Knöchel weiß wurden. „Du bist wirklich hier. Und du siehst genau wie in meinen Träumen aus.“
    Er nickte steif – nicht das Einzige, was an ihm steif war. „Ich bin echt, ja.“ Sie hatte von ihm geträumt, wie er von ihr geträumt hatte? Die Vorstellung gefiel ihm.
    Er deutete mit dem Kinn auf ihre Dienerin. Mach, dass sie verschwindet.
    Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf das Mädchen, und sie
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