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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann
Autoren: Philip K. Dick
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Spuren sehr zustatten, ist alles, was wir via Telpor von
Walmaul als Rückmeldung bekommen, ein elektronisches Signal,
nichts als reine Energie — und das entpuppt sich jetzt als
Fälschung; als Ermittlungsbüro hätte ich das schon vor
langer Zeit herausfinden müssen. Angesichts all seiner ihn mit
Strahlballons hetzenden Gläubiger, die ihn Tag und Nacht wach
halten, ihn mit unzähligen technologischen Mitteln bear- beiten,
ihn nicht einmal in Ruhe seine Alltagsgeschäfte verrich- ten
lassen, hat Rachmael diese Fälschung aufgedeckt, und ich —
verdammt. Da habe ich wirklich nicht aufgepaßt, dachte Matson. Er
fühlte sich niedergeschlagen.
»Cutty Sark-Scotch mit Wasser?« fragte Freya.
Er nickte abwesend, während Freya, die seine Geliebte war, im
Getränkekabinett der Villa verschwand, um nachzusehen, ob die
1985er Flasche — ein Vermögen wert — schon leer war.
Aber auf der Habenseite durfte er immerhin verbuchen, daß er
mißtrauisch gewesen war.
Von Anfang an hatte er das sogenannte >Theorem Eins< Dr. von
Einems angezweifelt; sie klang zu sehr nach einer Tarnung, diese
Einweg-Transmission durch die Techniker in den zahlrei- chen
AHS-Außenstellen. Schreib nach Hause von Walmaul, Sohn, wenn du
ankommst, dachte er bitter; erzähle deiner alten Mutter, wie es
auf der Kolonialwelt ist mit ihrer frischen Luft, dem Sonnenschein, all
diesen niedlichen kleinen Tierchen, diesen erstaunlichen Gebäuden,
die die AHS-Roboter errichtet haben . . . und die Rückmeldung, der
Brief, war ordnungsgemäß angekommen, als elektronisches
Signal. Aber der geliebte Sohn, er konnte nicht persönlich, nicht
direkt berichten. Konnte nicht nach Hause zurückkehren, um seine
Geschichte zu erzählen, und wie in der altern Geschichte von der
Höhle des Löwen führten alle Fußspuren der
arglosen Geschöpfe in die Höhle hinein, doch keine einzige
wieder hinaus. Es war ganz genau wie in der alten Fabel, aber diesmal
kam noch etwas Bedrohlicheres hinzu. Das, was sich mehr und mehr als
sorgfältig gelegte falsche Fährte, die hinausführende
Spuren vortäuschen sollte, entpuppte: die elektronischen
Nachrichtenimpulse. Und diese falsche Fährte hat jemand gelegt,
der sich mit hochentwickelten technischen Geräten auskennt, dachte
Matson; jemand pfuscht da herum, und gäbe es einen Grund, weiter
zu blicken als auf die Gestalt Dr. Sepp von Einems
höchstpersönlich, des Erfinders des Telpor, und die
überaus tüchtigen Techniker des Neuen Einigen Deutschlands,
die Ferrys Außenstellenapparat betreiben?
An diesen deutschen Technikern, die die Telpors bedienten, war etwas,
was ihm nicht gefiel. Sie waren so geschäftsmäßig. Wie
es ihre Vorfahren gewesen sein mußten, sann Matson. Damals im
zwanzigsten Jahrhundert, als diese Vorfahren mit derselben
gefühllosen Ruhe Leichen in Öfen schoben oder lebende
Menschen in falsche Duschbäder schickten, die sich als
Zyklon-B-Wasserstoffzyanid-Gaskammern erwiesen. Finanziert von den
ehrenwerten Großindustriellen des Dritten Reiches, allen voran
die Herren Krupp & Söhne. Genau wie von Einem von Auf
Hoffmanns Spuren finanziert wird, deren gewaltige Zentralbüros
sich in Groß-Berlin befinden - der neuen Hauptstadt des Neuen
Einigen Deutschlands, der Stadt, aus der unser hervorragender
UN-Generalsekretär stammt. »Bring mir«, sagte Matson
zu Freya, »statt des Scotch mit Wasser das Dossier über
Horst Bertold.«
Im anderen Zimmer wählte Freya die autonome Datenanlage an, die in
die Wände der Villa eingelassen war . . . größtenteils
miniaturisierte elektronische Apparaturen zum Beschaffen und Ordnen von
Informationen, dazu die Dossierkartei und . . . Gewisse nützliche
Einrichtungen, die nichts mit Datenverarbeitung zu tun hatten,
dafür aber um so mehr mit atomspreng- kopfbestückten
Hochgeschwindigkeitspfeilen, die, sollte der Satellit jemals von
irgendeiner Waffe aus dem OffensivwaffenArsenal der UN angegriffen
werden, den Kampf aufnehmen und die Geschosse unschädlich machen
würden, bevor sie ihr Ziel erreichten.
In der Villa auf seinem Brocard-Ellipsen-Satelliten war Matson sicher.
Und zur Vorsicht führte er so viele Geschäfte wie
möglich von diesem Ort aus — drunten, in New York, in den
Büros von Lies Incorporated, fühlte er sich immer nackt.
Spürte sogar die allgegenwärtige Nähe der UN und Horst
Bertolds Legionen von >Friedenswerkern<, jenen bewaffneten,
graugesichtigen Männern und Frauen, die im Namen einer Fax Terrae
die Welt durchstreiften, sogar bis in die kläglichen
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