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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann
Autoren: Philip K. Dick
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Achtzehn- Jahres-Reise.
Sein Problem war . . .
Warum er überhaupt gehen sollte, wenn Dr. von Einems
Telpor-Gerät, das zu einem nominellen Preis in jeder der zahl-
reichen irdischen Außenstellen von Auf Hoffmanns Spuren zur
Verfügung stand, die Reise zu einem bloßen Katzensprung von
fünfzehn Minuten machte, und noch dazu zu einem, der selbst
für die — einkommensmäßig gesprochen —
bescheidenste terranische Familie erschwinglich war.
Laut sagte er: »Freya, die Reise per Telpor nach Walmaul das
klingt gut.« Und vierzig Millionen terranische Bürger hatten
sich das zunutze gemacht. Und die Berichte, die in Bild und Ton
über das Telpor-Gerät zurückkamen, erzählten alle
begeistert von einer noch nicht übervölkerten Welt, von hohem
Gras, von seltsamen, aber gutartigen Tieren, von neuen und lieblichen
Städten, die von Robothelfern erbaut worden waren, die man auf
Kosten der UN nach Walmaul hinüber gebracht hatte. »Aber . .

»Aber«, fuhr Freya an seiner Stelle fort, »das
Merkwürdige ist, daß es sich um eine Einwegreise
handelt.«
Eindringlich nickte er. »Ja, genau das ist es. Keiner kann zurückkommen.«
»Das läßt sich leicht erklären. Das Sol-System
befindet sich auf der Achse des Universums; die Flucht der
extragalaktischen Nebel beweist das Theorem Eins von Einems, dem
zufolge . . .«
»Es muß«, unterbrach er sie, »unter den vierzig
Millionen Auswanderern doch ein paar geben, die wieder zurück
wollen. Aber die Berichte im Fernsehen und in den Zeitungen behaup-
ten, sie seien alle überschäumend glücklich. Sie haben
die endlosen Fernsehshows vom Leben in Neukolonisiertland gesehen. Es
ist . . .«
»Zu perfekt, Rachmael?«
»Statistisch gesehen müssen Unzufriedene existieren. Warum
hören wir nie etwas von ihnen? Und wir können nicht einfach
hingehen und nachschauen.« Denn wenn man per Telpor nach Walmaul
reiste und nachsah, dann war man dort, und zwar für immer. Wenn
man also Unzufriedene fand — was hätte man für sie tun
können? Zurückholen konnte man sie nicht; man konnte sich
ihnen höchstens anschließen. Und er hatte das vage
Gefühl, daß das irgenwie nicht viel nützen würde.
Sogar die UN ließen Neukolonisiertland in Ruhe. Die zahllosen
UNWohlfahrtsorganisationen, die Mitarbeiterstäbe und Büros,
die vom derzeitigen Generalsekretär Horst Bertold aus dem Neuen
Einigen Deutschland, der größten politischen Einheit in
Europa, neu eingerichtet worden waren — selbst sie hielten an den
Telpor-Toren inne. Das Neue Einige Deutschland . . . N.E.D. Bei weitem
mächtiger als das heruntergekommene, verfallende französische
Empire oder das United Kingdom — nur noch bleiche Schatten der
Vergangenheit.
Und das Neue Einige Deutschland war — das zeigte auch die Wahl
Horst Bertolds zum Generalsekretär — die Welle der Zukunft .
. . wie die Deutschen selbst es gerne nannten.
»Mit anderen Worten«, sagte Freya, »wollen Sie also
ein leeres Passagierraumschiff ins Fomalhaut-System lenken und dabei
achtzehn Jahre auf die Überfahrt verwenden, Sie, der einzige
unteleportierte Mann unter den sieben Milliarden Einwohnern Terras, mit
der Idee — oder sollte ich sagen: der Hoffnung? — ,
daß Sie, wenn Sie schließlich im Jahre 2032 auf Walmaul
ankommen, ein Passagierkontingent, so um die fünfhundert
unglückliche Seelen, finden, das hinaus will? Und auf diese Weise
könnten Sie dann wieder ins Geschäft einsteigen . . . von
Einem bringt sie in fünfzehn Minuten hin, und dann, achtzehn Jahre
später, schaffen Sie sie nach Terra zurück, heim ins
Sol-System.«
»Ja«, bestätigte er grimmig.
»Plus weitere achtzehn Jahre - auch für die Passagiere -
für den Rückflug. Für Sie alles in allem
sechsunddreißig Jahre. Sie würden nach Terra
zurückkehren im Jahr . . .« Sie rechnete nach. »2050
n.Ch. Ich wäre dann einundsechzig Jahre alt; Theodoric Ferry, ja
selbst Horst Bertold, wären tot; Auf Hoff- manns Spuren würde
vielleicht längst nicht mehr existieren . . . und Dr. Sepp von
Einem wäre ganz bestimmt schon seit Jahren tot; mal sehen, er ist
jetzt über achtzig . . . Nein, er würde nicht einmal Ihre
Ankunft auf Walmaul erleben, von der Rückkehr ganz zu schweigen.
Wenn das alles also nur dazu dienen soll, ihm eins auszuwischen . .

»Ist es denn verrückt«, sagte Rachmael, »erstens
einmal zu glauben, daß wenigstens ein paar unglückliche
Menschen auf Walmaul festsitzen müssen . . . und doch hören
wir über das AHS-Monopol aller Info-Medien, aller zu
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