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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann
Autoren: Philip K. Dick
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meiner Datei deutlich von Ihrem Vater, dem verstorbenen Maury Apple- baum, unterscheiden. Darf ich Sie also Rachmael nennen?« »J-ja«, stotterte er, aufgebracht von ihrer Kühle, ihrer schma- len, festen Haltung — und dem Computerbogen, der vor ihr lag. Lange bevor er den Dienst für Logistik, Informationsbeschaffung und Entscheidungshilfen — oder, wie der Volksmund ihn mit von den UN angestacheltem Spott nannte, Lies Incorporated, die Lügen-AG — konsultiert hatte, waren von der Polizeiagentur mit ihren zahllosen Monitoren alle Informatio- nen zusammengetragen worden, die ihn und den durch plötzliche technologische Überalterung verursachten Zusammen- bruch des einstmals gewaltigen Applebaum-Unternehmens betrafen. Und . . .
»Ihr verstorbener Vater«, sagte Freya Holm, »fand allem äußeren Anschein nach von eigener Hand den Tod. Offiziell führt die UN-Polizei es als Selbstmord. Wir jedoch . . .« Sie hielt inne, konsultierte den Bogen. »Hmmm.«
Rachmael sagte: »Ich bin nicht zufrieden damit, aber ich habe resigniert.« Schließlich konnte er seinen schwergewichtigen, ständig überlasteten Vater mit dem roten Gesicht und den kurzsichtig blinzenden Augen nicht mehr zurückholen, Selbstmord, wie es in Deutsch, der amtlichen UN-Sprache hieß, oder nicht. »Miss Holm«, setzte er an, aber sie unter- brach ihn sanft.
»Rachmael, die in den verschiedenen Interplan-Laboratorien von Auf Hoffmanns Spuren entwickelte elektronische Telpor- Einheit Dr. Sepp von Einems konnte gar nichts anderes bewir- ken, als das Chaos über das Beförderungsgewerbe zu bringen. Theodoric Ferry, der Aufsichtsratsvorsitzende von AHS, muß das gewußt haben, als er Dr. von Einem in seinen Schweinfurter Labors finanzierte, wo der Telpor . . .«
Ihre Stimme verklang.
Rachmael ben Applebaum saß mit einem Kreis von Freunden um ein überlegenes Wesen herum, das sehr weise und uralt war. Sie nannten es Abba, was Väterchen hieß. Wenn Abba sprach, hörte die ganze Siedlung zu, und so gut sie es vermochten, lernten die einzelnen das auswendig, was Abba ihnen sagte. Denn das, was dieses uralte Wesen ihnen sagte, hatte etwas Absolutes an sich; Abba entstammte nicht der Siedlung, sondern wußte Dinge, die niemand sonst wußte, und er führte sie alle.
». . . Durchbruch gelang«, sagte Abba mit seiner leisen sanf- ten Stimme. »Und doch gehörte AHS neben dem Ihres Vaters der größte einzelne Aktienanteil der jetzt eingegangenen Applebaum-Unternehmensgruppe. So wisset denn dies, meine Kleinen: Auf Hoffmans Spuren hat mit voller Absicht eine Firma ruiniert, an der sie in bedeutendem Umfang finanziell beteiligt war . . . und das, so muß ich zugeben, kam uns merkwürdig vor.«
Der weise, ältliche Abba wurde ausgeblendet. Freya Holm sah rasch auf, warf die Masse ihres schwarzen Haars zurück. »Und jetzt sind sie wegen einer Entschädigung hinter Ihnen her, richtig?«
Rachmael blinzelte; es gelang ihm, stumm zu nicken.
Ruhig erkundigte sich Miss Holm: »Wie lange benötigte ein Passagierschiff der Gesellschaft Ihres Vaters, um Walmaul mit einer Ladung von, sagen wir, fünfhundert Kolonisten plus ihrem persönlichen Besitz zu erreichen?«
Nach einer gequälten Pause gestand er: »Wir — haben es nie auch nur versucht. Jahre. Sogar bei Überlicht.«
Das Mädchen ihm gegenüber wartete immer noch, wollte hören, wie er es aussprach.
»Mit unserem schnellsten Transporter«, fuhr er fort, »acht- zehn Jahre.«
»Und mit Dr. von Einems Teleportationsgerät . . .«
»Fünfzehn Minuten«, sagte er rauh. Und Walmaul, der neunte Planet des Fomalhaut-Systems, war bis heute der einzige von bemannten oder unbemannten Erkundungsschiffen entdeckte Planet, der wirklich bewohnbar war — ein wirkliches zweites Terra. Achtzehn Jahre . . . und selbst Tief schlaf würde angesichts einer so langen Zeitspanne nichts nützen; trotz der Verlangsamung oder obwohl das Bewußtsein herabgedämpft war, fand immer noch ein Alterungsprozeß statt. Alpha'und Prox, das war noch angegangen; die Entfernungen dorthin waren gering genug gewesen. Aber Fomalhaut, vierundzwanzig Lichtjahre weit draußen . . .
»Wir waren einfach nicht wettbewerbsfähig«, gab er zu. »Wir konnten ganz einfach keine Kolonisten so weit befördern.« »Hätten Sie es denn versucht, ohne von Einems TelporDurchbruch?«
Rachmael setzte an: »Mein Vater . . .«
»Dachte darüber nach.« Sie nickte. »Aber dann starb er, und es war zu spät, und jetzt haben Sie praktisch alle Ihre Schiffe verkaufen
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