Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unendliche Raum

Der unendliche Raum

Titel: Der unendliche Raum
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
verdampfen wir. Ich …“
    Der Kommandant schaltete auch diese Bild-Sprechverbindung ab, und damit verstummte Dr. Facer.
    „Noch acht Sekunden, Sir“, rief der Mathematiker Rolins mit einer Stimme, deren Tonfall bewies, daß er schon aufgegeben hatte.
    Durch den Giganten, der mit der Wucht von fast fünf Millionen Tonnen Strahlschub vorangerissen wurde, ging ein berstendes Geräusch, das sich schließlich zu einem infernalischen Gekreische steigerte.
    Hamer sah das irrlichtende Zucken in den Abwehrschirmen, die im gleichen Augenblick nachgaben, als er den Impulsschalter drückte.
    Diesmal sah er nicht die Leere, die zwischen den unsichtbaren Ultra-Photonen und dem Schiffskörper entstand, denn dort gab es keinen leeren Raum mehr.
    Er empfand aber den kurzen, ziehenden Schmerz, der bei einer Transition immer eintrat.
    Das heulende Geräusch war nicht mehr, und die „Hyper-Space“ war auch nicht mehr. Im Bruchteil einer Sekunde war sie durch ihren Stoßimpuls von dreißigfach Licht in den Hyperraum gerissen worden.
    Hamer vernahm das eigenartige Flüstern und Raunen, und in dem Augenblick sah er das Wesen vor sich, dem er die Strahlenmasse zu verdanken hatte. Er sah es nicht direkt, aber er erahnte es.
    Dann begannen die Bildflächen schon wieder zu flimmern, und das Gefühl der Leere wich dem unangenehm lastenden Druck, der ein Zeichen der Rematerialisierung war.
    Dort wo eben noch nichts gewesen war, entstand die „Hyper-Space“ im intergalaktischen Raum eines Universum.
    Leise stöhnend richtete er sich in seinem Kontrollsessel auf. Erst später erfuhr er, daß er besinnungslos gewesen war.
    Vor ihm stand Professor Klings, der ihm soeben eine Injektion verabreicht hatte. Er erkannte auch die anderen Abteilungschefs des Fernraumers, und da huschte ein verzerrtes Lachen über seine Lippen.
    „Nun …“, brach es rauh aus ihm hervor, „nun – sind wir durch?“
    Er sah die lächelnden Gesichter, auf denen noch die Spuren ausgestandener Todesangst lagen.
    Stumm deutete Facer auf die Heckbildflächen, auf denen ein faustgroßer Glutball sichtbar war.
    Schwankend trat Hamer näher. Seine Blicke saugten sich daran fest.
    „Das ist also eine ganze Milchstraße“, hauchte er, und seine schmalen Lippen zitterten. „Das ist eine Sonne, die so groß ist wie fünfhundert Milliarden Sterne zusammen. Das ist die Geburtsstunde eines ganzen Sternensystems, denn eines Tages wird sich dieser hunderttausend Lichtjahre durchmessende Glutball in viele Fragmente auflösen, und daraus werden wieder Einzelsonnen entstehen. Aus ihnen werden sich Planeten bilden, und die werden Monde haben. Erst dann kommt das Leben. Doch dies dauert länger, als wir es begreifen können.“
    Professor Gaiser, der Chef-Astronom des Schiffes, fieberte. Hamer hatte kaum ausgesprochen, als er mit sich überschlagender Stimme einfiel:
    „Drehen Sie sich einmal um, und sehen Sie auf die Galaxis, die so dicht vor uns im Raum hängt, daß wir sie in ihrer zusammengeballten Form mit den bloßen Augen sehen können, Drehen Sie sich um.“
    Langsam wandte Hamer den Kopf, und dann sah er das linsenförmige Gebilde aus Milliarden Einzelsternen und Sternhaufen, das die große Frontbildfläche von einem Rand bis zum anderen ausfüllte.
    „Das ist eine ganze Galaxis, und wir sind etwa hunderttausend Lichtjahre entfernt. Bemerken Sie denn nichts? Sehen Sie nicht die bekannten Einzelsterne?“
    Hamer wachte auf. Gedehnt und in seinem innersten Ich aufgewühlt, hauchte er:
    „Wollen Sie etwa sagen, daß es sich um unsere eigene Milchstraße handelt?“
    „Nein, aber es ist der Andromeda-Nebel“, schrie der Astronom begeistert. „Hamer – wissen Sie auch, daß wir gar nicht im falschen Universum herausgekommen sind, nachdem Sie den wahnwitzigen Sprung riskiert hatten? Wir verblieben nur längere Zeit im Hyperraum, da der Stoßimpuls zu hoch war. Als wir ausgestoßen wurden, kamen wir in unserem eigenen Raum heraus, so wie Sie es berechnet hatten.“
    Der Kommandant sagte nichts mehr. Müde ließ er sich in den Kontrollsessel sinken. Dabei starrte er auf den faustgroßen Glutball, der sie beinahe verschlungen hätte.
    „Und das da! Was ist das? Welche Galaxis war das?“
    „Weiß ich nicht. Sie wurde schon immer verdeckt durch den Andromeda-Nebel. Es steht fest, daß sie zu unserem Raum gehört. Nun, da sie sich zu einer galaktischen Ursonne aufgelöst hat, wird man diese Milchstraßen-Nova auch von der Erde aus sehen können. Sie strahlt so intensiv, daß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher