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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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einer höllisch schmerzenden Wunde, dämmerte ihm, dass diese elende Höhle nicht der passende Platz zum Sterben war.
    Er begann mühsam in Richtung auf die Tür zu kriechen. Selbst in seinem gegenwärtigen Zustand irrte er sich nicht in der Richtung. Nachdem er sich ein paar unendlich lange Meter weit vorwärtsgekämpft hatte, verließen ihn die Kräfte, und er hielt erschöpft inne.
    Nach einer langen Pause kroch er ein paar Meter weiter. Mit zitternden Fingern tastete er nach seinem Puls, konnte ihn jedoch nicht finden.
    Wieder eine Rast, wieder ein paar Meter. Dann wieder Rast, abermals ein Stück kriechen. Er spürte, wie er immer matter, die Verschnaufpause immer länger, die Kriechperiode immer kürzer wurde.
    Stunden später, so schien es ihm, erreichte er den Fuß der Treppe, über die er heruntergekommen war. Konnte er überhaupt daran denken, alle diese Stufen zu bewältigen, wenn er es schon nur mit Mühe und Not geschafft hatte, sich bis hierher kriechend vorwärtszuschleppen?
    Nun, versuchte er es nicht, würde er dadurch auch nicht länger leben.

 
20
     
    A nthony Fallon kam in einem sauberen Bett in einem fremden Zimmer zu sich. Als sein Blick klar wurde, erkannte er Dr. Nung.
    »Geht’s besser?« fragte Nung. Alsdann unterzog er ihn all den Prozeduren, die Ärzte durchzuführen pflegen, wenn sie den Gesundheitszustand eines Patienten feststellen wollen. Fallon erfuhr, dass er sich im Hause des Konsuls befand. Einige Zeit später ging der Arzt hinaus und kam gleich darauf mit zwei Erdenmenschen zurück. Der eine war Percy Mjipa, der andere ein lederartig wirkender Weißer.
    Mjipa sagte: »Fallon, das ist Adam Daly, einer meiner vermissten Erdenmenschen. Ich habe sie alle wiedergekriegt.«
    Nachdem er die Vorstellung mit seiner noch schwachen, kaum hörbaren Stimme erwidert hatte, fragte Fallon: »Was ist passiert? Wie bin ich hierhergekommen?«
    »Der Kamuran hat Sie zufällig auf seinem Triumphzug zum Königspalast in der Gosse liegen sehen und seine Lakaien angewiesen, Sie mit dem übrigen Unrat wegzuwerfen. Zum Glück für Sie war ich zufällig gerade in der Nähe. Ihr Zustand war so prekär, dass Sie nur noch ein paar Minuten zu leben gehabt hätten. Nung hat Sie gerade noch durchgebracht.«
    »Die Qaathianer haben also Zanid eingenommen?«
    »Kapitulation unter ehrenvollen Bedingungen. Diese Bedingungen habe ich ausgehandelt, hauptsächlich dadurch, dass ich den Kamuran davon überzeugen konnte, dass die Zaniduma sonst bis zum letzten Blutstropfen ihre Stadt verteidigen würden, und indem ich ihm drohte, mich höchstpersönlich vor das Geklan-Tor zu stellen, wenn er versuchen würde, es mit einem Rammbock aufzubrechen. Diese Eingeborenen respektieren Festigkeit, wenn sie glaubhaft mit ihr konfrontiert werden, müssen Sie wissen, und Ghuur ist nicht so dumm, sich mit Novorecife anzulegen. Es ist zwar nicht meine Aufgabe, mich in innerkrishnanische Angelegenheiten zu mischen, aber ich wollte auch nicht tatenlos zuschauen, wie Ghuurs Barbaren eine intakte, schöne Stadt zerstören.«
    »Und was waren das für Bedingungen?«
    »Oh, Balhib soll unter Chindor als Pandr seine lokale Autonomie behalten dürfen. Ein verräterisches Schwein, dieser Chindor, sicher, aber es bot sich sonst keine Alternative an. Und außerdem dürfen nicht mehr als zweitausend Qaathianer auf einmal in die Stadt gelassen werden, damit die Gefahr von Plünderungen und Übergriffen gegen die Zaniduma gar nicht erst entsteht.«
    »Haben Sie es denn geschafft, Ghuur dazu zu kriegen, sich an diese Abmachung auch zu halten, als die Tore erst einmal offen waren?«
    »Ja. Er ist im Gegensatz zu den meisten dieser Eingeborenenhäuptlinge bekannt dafür, dass er sein Wort hält. Außerdem, glaube ich, hatte er ein wenig Angst vor mir. Er hatte noch nie einen Erdenmenschen von meiner Hautfarbe gesehen, wissen Sie, und der abergläubische Ganove hat wahrscheinlich geglaubt, ich wäre so eine Art Dämon.«
    »Verstehe«, murmelte Fallon. Eines war ihm jetzt jedenfalls klar geworden: So altmodisch und diskussionswürdig Mjipas Einstellung bezüglich der Überlegenheit der Erdenmenschen gegenüber den ›Eingeborenem auch sein mochte – was ihn als Individuum betraf, so war er gewiss ein in Bezug auf Zivilcourage und Persönlichkeit hervorragendes Exemplar der Gattung Erdenmensch.
    »Und was war nun mit den vermissten Erdenmenschen?«
    »Ach so. Ghuurs Leute hatten sie entführt – auch so ein Coup Ihres verstorbenen Freundes Qais. Der
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