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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist
Autoren: Deon Meyer
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eigenartige
     Art. Die Kinder … mittlerweile dreht sich unsere Existenz um die Kinder.« Sie schaute in Richtung des Schlafzimmers, in dem
     ihre Mutter nun die Kinder betreute.
    Die Stille wuchs. Dann sprach Joubert. Er fand seine Stimme künstlich und übermäßig mitleidig. »Mrs. Wallace, laut Gesetz
     müssen Sie Ihren Mann im Leichenschauhaus identifizieren …«
    »Das kann ich nicht.« Ihre Stimme war gedämpft; gleich würden ihr wieder die Tränen kommen.
    |47| »Gibt es jemand, der das könnte?«
    »Das muß jemand aus dem Büro machen. Walter Schutte vielleicht, der geschäftsführende Direktor.« Sie nannte ihnen eine Telefonnummer,
     die Joubert aufschrieb.
    »Ich werde ihn anrufen.«
    Sie standen auf. Sie tat es ihnen gleich, aber sie zögerte, denn sie wußte, daß nun die Nacht vor ihr lag.
    »Wenn wir etwas für Sie tun können …«, sagte Griessel, und er klang, als meinte er es ernst.
    »Wir schaffen das schon«, sagte Margaret Wallace und begann wieder bitterlich zu weinen.
     
    Die Blondine hockte auf einem der Schlafzimmerstühle des Hotels. Sie hieß Elizabeth Daphne van der Merwe.
    Joubert saß auf dem anderen Stuhl. Griessel, Louw und O’Grady hatten auf dem Rand des großen Doppelbettes Platz genommen,
     die Arme überkreuzt, wie Richter.
    Ihr Haar war strohfarben getönt. Ihr Gesicht lang und schmal, die Augen groß und braun, mit langen Wimpern, die Nase klein
     und schmal. Tränen hatten Mascara-Spuren über ihre Wangen gezogen. Lizzie van der Merwe hatte echte Schönheit knapp verfehlt,
     denn ihr Mund paßte nicht zu ihrem Gesicht. Ihre Schneidezähne sahen ein wenig hasenhaft aus, die Unterlippe war zu dünn,
     zu nah an dem schwachen Kinn. Sie war schlank und großgewachsen und hatte kleine, feste Brüste unter einer weißen Bluse. Über
     ihren hervorstehenden Hüftknochen spannte sich ein schwarzer Rock, der zuviel von ihren Beinen zeigte, die in beigefarbenen
     Strumpfhosen steckten, die in eleganten hochhackigen Schuhen endeten.
    »Wo haben Sie den Verstorbenen kennengelernt?« Jetzt lag kein Mitgefühl mehr in Jouberts Stimme.
    |48| »Ich habe ihn heute nachmittag kennengelernt.« Sie zögerte und sah auf. Die Detectives starrten sie alle an, die Gesichter
     ungerührt. Die langen Wimpern tanzten über ihre Wangen. Keiner reagierte.
    »Ich arbeite für ›Zeus Computer‹. In Johannesburg. Ich habe letzte Woche angerufen. Wir bieten neue Produkte an … James …
     äh … Mr. Wallace … Sie haben mich an ihn verwiesen. Er ist ihr Berater in Sachen Computer. Also bin ich heute morgen hierhergeflogen.
     Ich hatte einen Termin um elf. Dann hat er mich zum Mittagessen eingeladen …« Ihr Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht. Sie
     suchte nach einem, das Mitgefühl zeigte.
    Sie warteten schweigend. Wieder tanzten ihre Wimpern. Die Unterlippe zitterte und betonte dadurch noch die beiden Schneidezähne,
     die sie zu verbergen versuchte.
    »Und dann?« fragte Joubert sanft. Sie schätzte seinen Tonfall und wandte ihm ihre großen Augen zu.
    »Er … Wir tranken Wein. Und wir redeten. Er sagte, er sei unglücklich mit seiner Ehe … seine Frau würde ihn nicht verstehen.
     Da war etwas zwischen uns. Er war so verständnisvoll. Er ist Widder. Ich bin Jungfrau.«
    Joubert runzelte die Stirn.
    »Sternzeichen …«
    Die Stirnfalten verschwanden. »Dann kamen wir her. Ich habe ein Zimmer, weil ich über Nacht bleibe. Ich habe morgen noch einen
     Termin. Mit jemandem von einer anderen Firma. Er ist nach sechs gegangen. Ich bin nicht sicher, wann genau. Aber da habe ich
     ihn das letzte Mal gesehen.« Wieder klimperte sie mit den Wimpern.
    Basie Louw räusperte sich. »Was ist hier geschehen? In diesem Zimmer?«
    |49| Sie weinte noch mehr.
    Sie stand auf und ging ins Bad. Die Polizisten hörten, wie sie sich schneuzte. Wasser wurde aufgedreht. Dann Stille. Dann
     schneuzte sie sich noch einmal. Sie kam zurück und setzte sich. Die Mascara-Spuren waren verschwunden.
    »Sie wissen, was hier geschehen ist. Hier …«
    Die drei Polizisten schauten sie erwartungsvoll an.
    »Wir haben uns geliebt.« Sie weinte wieder. »Er war so zärtlich …«
    »Miss, kennen Sie noch jemand anderen in Kapstadt?« fragte Mat Joubert.
    Sie zog ein Taschentuch aus dem Ärmel ihrer weißen Bluse und putzte sich erneut die Nase. »Ich habe Freunde hier, aber ich
     habe sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.«
    »Gibt es jemanden, der … unglücklich wäre, wenn Sie mit anderen Männern schlafen?«
    Ihr Kopf
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