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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Autoren: Merelie Weit
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ziemlich erwischt.
    „Wegen mir … eine Seite für Alte ... Na toll!“
    Emilia zog sich das Weinglas wieder rüber und nahm noch einen Schluck. Jo holte sich den Wein wieder zurück.
    „Man, du weißt doch, wie ich das meine. Du bist nicht alt! Leons Mutter, die ist zehn Jahr älter. Fast alle sind viel älter als du. Du bist überhaupt nicht alt! Du ...“
    „Weiter so, mehr davon, das tut gut!“
    Jo lachte.
    „Man, aber du musst dir mal diese Seite angucken. Wirklich. Da sind so Leute wie du, man kann …“
    „Alte Leute …“
    „Mama, hör doch mal zu …“ Emilia lachte.
    „Ja, ja, okay, okay ...“
    „Also, man kann die Stadt auswählen, Berlin, Hamburg oder München und dann baut man sich ein Profil mit Bild und kann 100 Fragen beantworten und chatten und … naja, so ganz normale Leute …“
    „Du meinst sicher Parship oder Elitepartner … Aber solche Seiten kosten doch was …“
    „Nein, das kostet nichts. Und da sind mehr Leute aus Großstädten …“
    „Nee, ich bin nicht so der Annoncentyp …“
    „Man, das hat doch nichts mit altmodischen Annoncen zu tun. Ich bin das beste Beispiel! Ich habe Lena gefunden!“
    „Naja, zu deiner Altersgruppe passt das auch.“
    „Aber das sind kaum welche in meinem Alter. Da sind …“
    „Alte, ich weiß …“ Emilia grinste.
    Jo verschränkte die Arme und verzog bockig das Gesicht.
    „Du bist blöd. Auf deinem Balkon wirst du auf jeden Fall niemanden kennenlernen. Und auf der Arbeit, das ging ja schon mal schief. Und wo bist du sonst noch so? Nirgends.“
    „Jo! Das finde ich jetzt aber nicht …“
    „Wieso, ich hab doch recht! Und wieso ist das altmodisch? Du chattest doch auch mit Hilda!“
    Emilia schaute Jo an, wie er sich ereiferte und immer aufgebrachter wurde und eine Welle von Liebe durchströmte sie. Er hatte nach Kontaktseiten im Internet gesucht, für sie. Weil er sich Gedanken um seine Mutter machte. Weil er ihr helfen wollte. Weil er wollte, dass sie glücklich war. Und dann selber neues Glück gefunden. Und nun wollte er umso mehr, dass sie auch ein neues Glück fand.
    „Ja, aber wie soll ich mir die Seite denn angucken, wenn ich gar nicht weiß, wie sie heißt?“, fragte Emilia scherzhaft.
    „Finya heißt die. www.finya.de“
     
    Emilia versprach, sich die Seite anzusehen, aber nur, wenn Jo bald Lena mitbrachte. Jo willigte ein. Emilia lag wach im Bett und konnte nicht schlafen. Sie hörte die Tür zum Badezimmer. Jo war auch noch wach. Ihm schien es genauso zu gehen. Wahrscheinlich musste er die ganze Zeit an Lena denken. Emilia erinnerte sich an das Hochgefühl, dass ihr Erik beschert hatte. Es gab nichts Schöneres, als verliebt zu sein. Es gab einfach nichts Schöneres, selbst wenn sich das Objekt der Liebe am Ende als völliger Fehlgriff herausstellte. Emilia merkte, dass sie neidisch auf Jo war. Er hatte recht. Von allein würde das Glück nicht an die Balkontür klopfen. Man durfte sich nicht unterkriegen lassen, musste aktiv bleiben, immer neue Wege finden, sein Glück selbst schmieden, so wie Jo es tat.
    Emilia setzte sich auf und fuhr ihr Laptop hoch. Auf finya.de waren noch erstaunlich viele Leute wach. Wahrscheinlich war die Nacht die beste Zeit, um mit potentiellen Partnern zu chatten, die man sich als Traumpartner vorstellen konnte, weil man sie noch nicht kannte. Emilia wollte sich einige Profile durchlesen. Das ging aber nur, wenn man sich selber anmeldete. Also legte Emilia sich ein Profil an. Schaden konnte es ja nichts. Sie klickte nicht geschieden , sondern ledig an. Geschieden war wie eine Brandmarke, eine total überholte Stigmatisierung, die sie nach ihrer Scheidung nie irgendwo ankreuzen würde. Sie war wieder Emilia, ganz allein, und ledig. Weiter nichts. Und sie hatte einen Sohn. Das gab sie an. Dazu stand sie. Es wurden Alter, Sprachen und Beruf abgefragt. Und natürlich sollte man ein Foto hinschicken, das von der Redaktion allerdings erst geprüft wurde. Was sollte Emilia für ein Foto nehmen? Sie besaß nur Fotos aus ihrem alten Leben. Auch wenn sie eigentlich noch genauso aussah, war sie doch inzwischen jemand anders. Ein Foto war wichtig. Man konnte sich täuschen, aber in den meisten Fällen wurde durch ein Foto bereits eine Menge klar. Emilia sah sich auch zuerst die Fotos an. Ein Typ stand vor seinem dicken BMW. Bestimmt wollte er zeigen, dass er ein schnittiger Typ mit Geld war. Den klickte Emilia gleich weg. BMW, das hatte sie schon durch. Der nächste in ihrem Alter zeigte sich in
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