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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Autoren: Merelie Weit
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Sonnenaufgänge malte, mit Pastell oder Acryl? Oder nach den Kindern fragen? Aber das konnte den Eindruck erwecken, als wäre Mütterlichkeit eine Haupteigenschaft von Emilia.
    Es klingelte an der Wohnungstür. Wer konnte das sein? Die Post? Emilia erwartete niemanden und hatte auch nichts bestellt. Sie blieb sitzen und versuchte, sich weiter zu konzentrieren. Aber ihr fiel einfach kein erster Satz ein. Egal. Ging es nicht erst mal nur ums Antworten? Es klingelte noch einmal, länger und irgendwie dringlich. Emilia schrieb:
     
    … Dein Profil klingt ja gar nicht mal so inkompatibel! Gruß Emilia
     
    Sie klickte auf senden . Jetzt war‘s vollbracht. Am Anfang konnte man eigentlich nichts falsch machen. Emilia stand auf und lief zur Tür. Jo schlief entweder noch fest oder hatte schon wieder Kopfhörer auf, eins von Beidem. Sie drückte auf den Summer, aber es klopfte. Emilia schaute durch den Spion. Da stand Hilda, mit einem Päckchen in der Hand und machte seltsam zuckende Bewegungen. Emilia öffnete die Tür. Mit verheultem Gesicht hielt ihr Hilda einen Stapel Bücher entgegen. Unter Schluchzen brachte sie hervor:
    „Das Buch ist erschienen. Unser Buch.“
    Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase. Emilia nahm ihr die Bücher ab und kapierte im ersten Moment überhaupt nichts. Waren das Freudentränen? Aber so heftig? Hildas Gesicht sah eher schmerzverwüstet aus.
    „Hilda, was ist denn passiert? Was haben die angestellt mit unserm Buch?“
    Sie zog Hilda in die Wohnung und holte ein Taschentuch aus ihrer großen Einkaufstasche, die an der Garderobe hing. Hilda nahm es dankbar und schnäuzte sich die Nase.
    „Das Buch ist toll. Du musst es dir anschauen.“
    Emilia starrte Hilda an.
    „Na los, nimm Dir eins!“, befahl Hilda. „Ich muss ins Bad.“
    Und schon war sie verschwunden. Emilia legte den Bücherstapel ab und nahm sich das erste Buch vor. Da waren ihre Bilder, in einem Buch. Und vorne stand ihr Name drin: mit Zeichnungen von Emilia Liebig . War sie das? Ja, das war sie. Der neue Mensch, der bei Ikea arbeitete, eine eigene Wohnung hatte, Bücher illustrierte und sich mit fremden Menschen im Internet amüsierte. Ob Coolcad schon geantwortet hatte? Hilda kam aus dem Bad. Sie hatte sich augenscheinlich viel Wasser ins Gesicht geschüttet, aber ihr liefen schon wieder neue Tränen über die Wangen.
    „Hilda …“
    Hilda machte eine abwehrende Handbewegung. Dann warf sie sich plötzlich in Emilias Arm. So etwas hatte sie noch nie getan.
    „Ich bin ja so froh, dass du da bist!“
    Emilia drückte Hilda.
    „Was ist los? Jetzt aber raus mit der Sprache.“
    „So ein Mistsack. Der soll mir nie wieder unter die Augen kommen. Der hat eigentlich noch nie was getaugt. Ich war viel zu geduldig …“
    Hilda riss sich von Emilia los und fuchtelte wild mit den Händen.
    „… so ein Arschloch …Mistbock … Ficksau …“ Emilia zuckte bei jedem Kraftausdruck mit den Augenlidern, während Hilda um weitere Ausdrücke rang.
    „Wer denn?“
    „Na, wer? … Wer schon! Wer … Marco, das Schwein. Fremd gegangen ist er, zwei Mal sogar und dann sagt er mir das auch noch ins Gesicht!“
    „Fremd gegangen? Marco?“ Emilia verstand die Welt nicht mehr.
    „Aber warum denn?“
    „Warum, warum …“ Hilda zeterte, als wäre Emilia schuld. Aber Emilia blieb ruhig. Sie wusste, dass sie nicht schuld war, und dass sie gerade keine Chance hatte, etwas richtig zu machen. Sie beneidete Hilda sogar ein bisschen. So wie Hilda musste man ausrasten. Sofort! Das war gesund. Und nicht so zaghaft wie Emilia.
    „Weil ihm zu langweilig zu Hause ist. Weil Familienleben auf die Dauer keinen Spaß macht, weil alle Männer gleich sind … Schwanzgesteuert und sonst zu nichts zu gebrauchen. Warum will man mit denen überhaupt ein Leben aufbauen? So ein hirnverschissener Blödsinn!“
    Hilda tobte durch die Wohnstube. Dann sackte sie plötzlich neben Emilia auf dem Sofa zusammen und wurde wieder ganz weinerlich.
    „Du hattest recht. Ich bin ihm inzwischen zu fett. Ich habe nie Zeit für ihn. Ich fordere immer nur. Ich bin zu dominant. Ich kommandiere ihn herum. Ich nehme ihn nicht mehr ernst … ich ...“
    Hilda heulte und heulte an Emilias Schulter.
    „Hat er das alles gesagt?“
    „Ja, hat er. Und wahrscheinlich hat er sogar recht.“
    „Aber deshalb muss man doch nicht fremdgehen.“
    Hilda riss sich von Emilias Schulter los und versuchte, ihrer Stimme wieder Volumen zu geben.
    „Genau! Genau das habe ich auch gesagt.
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