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Der Totenerwecker (German Edition)

Der Totenerwecker (German Edition)

Titel: Der Totenerwecker (German Edition)
Autoren: Wrath James White
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Laufcomputer, an Geschwindigkeit zuzulegen. Den letzten Block absolvierte sie im Sprint. Sie wusste, dass sie noch umkehren und die sechs Kilometer zurück zum Motel laufen musste, sobald sie den Buffalo Drive erreicht hatte, aber im Moment war ihr das egal. Es war ein gutes Gefühl, an die eigenen Grenzen zu gehen.
    Als Sarah den Buffalo Drive erreichte, fühlten sich ihre Lungen an, als wollten sie platzen. Sie checkte die Zeit auf dem Computer. Ein persönlicher Rekord – sechs Kilometer in 31 Minuten. Schnaufend lehnte sie sich an das Straßenschild, um zu Atem zu kommen und ihren Sieg zu feiern. Sie wollte gerade den langen Rückweg über die Tropicana in Angriff nehmen, als der schwarze BMW, den sie eben schon bemerkt hatte, an der nächsten Straßenecke hielt. Eine Alarmglocke schrillte in ihrem Kopf, aber für eine Flucht war es nun zu spät. Die Wagentür flog auf und Dale stieg aus dem Wagen. Er zielte mit einer Pistole auf Sarahs Kopf.
    »Steig ein!«
    Sarah blickte den Tropicana Boulevard entlang und überlegte, ob sie einfach losspurten sollte. Es herrschte dichter Verkehr. Sie konnte es probieren und darauf hoffen, dass Dale es nicht wagte, vor so vielen Zeugen auf sie zu schießen. Doch dann fiel ihr ein, dass die Polizei ohnehin schon nach ihm fahndete. Er musste sich nicht mehr bemühen, unauffällig zu sein. Andererseits – wenn sie flüchtete, konnte sie Glück haben, dass ein Streifenwagen vorbeikam, bevor er sie einholte. Oder es hielt jemand an und kam ihr zu Hilfe. Doch jetzt kam Dale um den Wagen herum. Es war zu spät. Die Waffe zielte auf ihr Gesicht.
    »Wenn du wegläufst, erschieß ich dich. Jetzt steig endlich ein.«
    Er öffnete die Wagentür, packte Sarah am Arm und schob sie ins Innere. Sie fing an zu schreien und nach ihm zu schlagen. Dale hatte eine blutende Wunde am Kopf. Sie bemühte sich, die Stelle zu treffen. Aus einem vorbeifahrenden Wagen wurde etwas gerufen, und Sarah hoffte, dass jemand die Polizei alarmieren oder sie unterstützen würde, bevor sie mit Dale allein war. Aber in diesem Moment schlug er ihr die Pistole über den Schädel. Ihre Knie gaben nach, sie wurde in den Wagen gestoßen und die Tür fiel hinter ihr zu. Als Dale um das Auto herumlief, versuchte Sarah, den Verriegelungsknopf herunterzudrücken, bevor er die Fahrerseite erreichte. Doch da hatte Dale schon die Tür aufgerissen und stieß sie zurück auf den Sitz, rammte ihr die Pistole in die Rippen und lenkte den BMW in den Verkehr.
    »Warum tun Sie das?«
    »Ich weiß nicht. Halt die Klappe. Nicht reden.«
    Dales Benehmen haftete eine gewisse Verzweiflung an, die Sarah vorher nicht aufgefallen war. Dies war nicht der umsichtige, akribische Mörder, der sie und ihren Mann nach ihrer Ermordung gebadet, die Bettwäsche gewaschen und Wände und Boden gesäubert hatte. Der besessene Wahnsinnige, der sie mitten in der Rushhour auf einer belebten Straße entführte, war eine ganz andere Sorte von Mörder. Etwas hatte ihn verändert.
    »Sie hätten verschwinden können. Die Polizei hat Sie laufen lassen. Die hatten nichts gegen Sie in der Hand. Warum sind Sie zurückgekommen?«
    »Ich sagte: Halt die Klappe!« Er versetzte ihr einen Schlag, und Sarahs Kopf drehte sich.
    Sarah wusste, dass er sie vergewaltigen und quälen würde, ganz egal, was sie unternahm. Es gab nichts, womit er ihr drohen konnte. Was auch immer sie tat, die Qualen würden die gleichen sein.
    »Warum ich? Sie könnten jede Frau haben, die Sie wollen. Eine Frau, die Sie liebt, ganz für Sie allein. Ich bin verheiratet. Warum wollen Sie ausgerechnet mich?«
    Ruckartig drehte Dale sich zu ihr um, und Sarah wappnete sich schon für einen weiteren Schlag, aber er biss nur die Zähne zusammen und beantwortete ihre Frage. Sein Gesicht war vor Wut und tiefem emotionalen Schmerz verzerrt.
    »Jede Frau? Glaubst du das wirklich? Dass ich jede Frau haben kann? Frauen hassen mich! Meine eigene Mutter hat mich gehasst. Das hier ist doch die einzige Möglichkeit, die mir bleibt, damit mich eine Frau überhaupt beachtet! Deshalb hat Gott mir diese Macht gegeben – damit ich nicht allein bin, damit ich Nutten wie dich dazu bringen kann, mich zu lieben, ohne seine Gebote zu verletzen. Du sollst nicht töten. Ich kann sie alle zurückholen.«
    Dale lächelte selbstgefällig und stolz.
    »Aber in der Bibel steht auch: ›Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.‹ Ich bin verheiratet. Ich habe einen Ehemann. Gerade in diesem Augenblick versündigen Sie
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