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Der Tote im Grandhotel

Der Tote im Grandhotel

Titel: Der Tote im Grandhotel
Autoren: Eva Bellin
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reagierte Lucie genau so, wie er es erwartet hatte: Sie vergab nicht.
    Lucie dachte, daß sie den Seitensprung vielleicht doch hätte über-winden können. Man machte nicht so einfach einen Schlußstrich
    unter ein wichtiges Kapitel seines Lebens. Aber sie war nun sicher, 141
    daß ihr Mann diesen Knaben ermordet hatte. Nicht aus Liebe zu
    ihr, sondern um seine Reputation, seine Stellung, seine Familie zu behalten.
    Er leugnete, und das rechnete sie ihm eigentlich hoch an. Sie
    konnte ihr Gesicht wahren.
    »Ich habe noch einmal den Abend damals überdacht, nach dem
    der Kommissar mich fragte. Ich habe auch mit Anton gesprochen.
    Ich gebe dir dieses Alibi um all der Jahre willen, in denen ich mit dir glücklich war. Und natürlich auch Angelas wegen. Sie soll nicht mit dem Handicap belastet sein, daß ihr Vater ein Mörder ist. Jetzt bin ich sicher, daß ich mich geirrt habe. Ich habe da etwas durch-einandergebracht. Anton hatte recht. Ich will den Kommissar an-
    rufen und meine Aussage richtigstellen. Du warst an dem fraglichen Abend natürlich die ganze Zeit über zu Hause.«
    »Lucie!«
    »Hieß der Kommissar nicht Weber?«
    »Wedel.«
    »Gut. Es gibt eine Bedingung. Ich reiche die Scheidung ein. Du
    übergibst die Geschäftsleitung Herrn Buche, ich werde dann weiter-sehen. Du ziehst hier umgehend aus und bist weg, wenn Angela zu-rückkommt.«
    »Und was soll ich machen, deiner Meinung nach?«
    »Wir werden alles mit unseren Anwälten besprechen. Viel Mög-
    lichkeiten, meine Wünsche zu durchkreuzen, bleiben dir nicht,
    oder? Ein tüchtiger Mann wie du wird schon wieder etwas finden.
    Bist du einverstanden?«
    »Selbstverständlich. Du bist sehr großzügig.«
    Beinahe hätte er laut gelacht. Alles kaputt, das ganze Leben kaputt wegen ein paar leidenschaftlicher Umarmungen mit einer
    süßen fremden Frau. Zu alt für einen neuen Start. Er hatte die Makarow in den Kanal geworfen. Jetzt tat es ihm beinahe leid. Vielleicht wäre das der letzte Ausweg gewesen. Vielleicht war es ja wirk-142
    lich der einzige Ausweg?
    Bernd Wedel war der Held der Stunde. Er hatte einen Verbrecher-
    ring hochgehen lassen. Mady sonnte sich in seinem Glänze. Mo-
    nica war wieder einmal sehr stolz auf ihn. Im Falle Hornung allerdings hatte die Gattin nun doch ein wasserdichtes Alibi geliefert, das von dem Diener voll bestätigt wurde.
    Es blieb dieser Bodensatz. Stinkend, gammelig.
    Bernd Wedel dachte an den kleinen Pagen im Hotel, der ihm
    nicht die Wahrheit hatte sagen wollen, und an dessen Beerdigung später. Und an den ehrenwerten Kaufmann Richard Hornung.
    Er war es gewesen. Er, Wedel, wußte es. Er konnte es nicht beweisen, aber er würde ihn im Auge behalten. Jahrelang. Irgendwann
    würde er über seine eigenen Füße stolpern. Dann würde er da sein.
    Und gewiß nicht, um ihn aufzuheben. Strafe mußte sein. Hornung
    würde sie kriegen.
    So oder so.
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