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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick
Autoren: Georgette Heyer
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Warte auf mich!« Er kam zurück, machte eine weitausladende Geste und hob dann bedeutungsvoll die Achseln. »Schenkt ihm keine Beachtung, Señora. Ein dummer Narr! Master Dangerfields Diener. Aber wir werden alles gleich in Ordnung bringen.«
    »Ich vertreibe Master Dangerfield ungern aus seiner Kabine«, bemerkte Dominica. »Gibt es denn keine andere, wo man mich unterbringen könnte?«
    »Edle Dame! Verschwendet keinen Gedanken daran!« unterbrach sie Joshua schockiert. »Master Dangerfield, wer ist denn das schon! Ein netter Herr, aber doch noch ein Grünschnabel, kaum seiner Amme entwachsen. So viele Gewänder! Aber diese jungen Männer sind ja alle gleich! Mindestens ein Dutzend Hemden! Sir Nicholas selbst besitzt deren nicht so viele!« Er warf den Rest von Master Dangerfields Gewändern aus der Kabine und schloß die Tür vor dem entrüsteten Diener.
    Dominica sah ihm zu, wie er ihre Habe einräumte. »Ihr seid sicher ein sehr bedeutender Mann«, sagte sie mit leichter Ironie.
    »Das stimmt, Señora, das stimmt. Ich bin der Diener von Sir Nicholas. Mir hört man zu, mir gehorcht man. Das ist so, wenn man der Diener eines bedeutenden Mannes ist«, bemerkte Joshua voll Überzeugung.
    »Ist denn Sir Nicholas Eurer Meinung nach ein bedeutender Mann?«
    »Es gibt keinen größeren als ihn, meine Dame«, antwortete Joshua wie aus der Pistole geschossen. »Ich diene ihm schon seit fünfzehn Jahren und habe keinen besseren gefunden. Und ich kenne die Welt, glaubt mir. Wir sind schon viel herumgekommen. Ich muß zugeben, daß Sir Francis Drake auch nicht übel ist, aber ihm fehlt es eben an den Dingen, in denen wir ihm überlegen sind. Seine Abstammung kommt der unseren nicht gleich. Und Raleigh? Ha, er ist nicht witzig; wir lachen über sein saures Gesicht. Howard? Darüber schweige ich lieber und lasse Euch selber ein Urteil bilden. Und dieser Hampelmann Leicester? Er fällt überhaupt nicht ins Gewicht. Wir, und wir allein, haben noch nie einen Mißerfolg verzeichnet. Und warum, das frage ich Euch? Ganz einfach, Señora: Wir sind, ›unverzagt‹. Das hat Ihre Majestät, die Königin, mit eigenem Mund gesagt. ›Zur Hölle!‹ sagte sie – ihr Lieblingsfluch, müßt Ihr wissen –, ›zur Hölle, Sir Nicholas, Ihr solltet unverzagt als Euer Motto nehmen!‹ Mit gutem Grund, edle Dame, wir verzagen wirklich nie. Wir werfen jedem, der es so haben will, den Fehdehandschuh hin. Wir nehmen uns, was wir wollen: Das ist so Beauvallets Art!«
    Maria rümpfte die Nase. Joshua sah sie streng an. »Merkt Euch, Mistress: Das gilt für uns beide: unverzagt!«
    »Er ist ein kühner Mann«, sagte Dominica halb zu sich selbst.
    Joshua blickte sie wohlwollend an. »Da habt Ihr recht, Señora. Kühn, ja! Wie ein Panther! Angst verlachen wir. Das ziemt sich nur für niedrige Menschen. Wenn’s Euch beliebt, werde ich jetzt diese Bündel aufschnüren.«
    »Wer ist er? Woher stammt er?« fragte Dominica. »Ist er ein Edelmann oder ein Gemeiner?«
    Joshua legte seine ganze verletzte Würde in seinen Blick. »Würde ich einem Mann von niedriger Herkunft dienen, Señora? Nein! Wir sind von sehr edler Abstammung. Wir brauchen nicht zum Ritter geschlagen zu werden, um uns Würde zu verleihen. Eine Ehre, die uns nach unserer Reise um die Welt, die wir mit Drake machten, zuteil wurde. Es stand uns zu, war aber nicht notwendig. Sir Nicholas erbt den Titel eines Barons, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Ach ja?« fragte Dominica interessiert.
    »Ja, meine Dame. Er ist der Bruder von Lord Beauvallet. Ein gesetzter Mann, Señora, dem vielleicht unser sprühender Geist abgeht, aber ein kluger, freundlicher Herr. Ihm ist das Herumtreiben auf hoher See gar nicht recht.« Einen Augenblick lang vergaß Joshua seine Rolle als treuer und bewundernder Diener. »Und damit hat er auch recht! Immer in der ganzen Welt auf und ab, nirgendwo zu Hause – das schickt sich nicht. Wir sind ja kein kleiner Knabe mehr, der sich die Zeit mit verrückten Plänen und gefährlichen Abenteuern vertreibt. Aber was soll man tun? Wir sind wie besessen: Wir können es nicht lassen, überall die Gefahr aufzuspüren.« Er rollte die Schnüre auf, die er von den Bündeln gelöst hatte. »Ich verlasse Euch jetzt, Señora! Ah! Wir legen ab!« Er stürzte ans Bullauge und sah hinaus. »Gerade rechtzeitig; das andere Schiff sinkt schon. Ich werde jetzt nachsehen, wie man Euren edlen Vater untergebracht hat. Wenn Ihr gestattet, Señora.«
    »Wo ist mein Vater?« fragte
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