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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick
Autoren: Georgette Heyer
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Dominica.
    »Ganz nahe. Ihr könnt an diese Wand klopfen, und er wird Euch hören. Mistress«, er sah Maria streng an, »kümmert Euch um die edle Dame!«
    »Was für eine Frechheit!« rief Maria. Aber die Tür hatte sich schon hinter Joshua Dimmock geschlossen.
    »Ein seltsamer Narr«, sagte Dominica. »Aber wie der Herr, so der Diener.« Sie ging zum Bullauge, erhob sich auf die Zehenspitzen und sah hinaus. Die Wogen zischten die Seiten der Venture entlang. »Ich kann unser Schiff nicht mehr sehen. Der Mann hat behauptet, daß es sinkt.« Sie trat wieder zurück. »Jetzt sind wir also auf einem englischen Schiff und in der Hand des Feindes. Was wird nur aus uns werden?« Aber diese Frage schien ihr keine Sorgen zu bereiten.
    »Sie sollen es nur wagen, Euch anzurühren!« sagte Maria und stemmte die Arme in die Hüften. »Zweimal sperrt man mich nicht in meine Kajüte ein, Señorita!« Sie ließ von ihrer kriegerischen Haltung ab und begann, das Gepäck ihrer Herrin auszupacken. Sie schüttelte ein Kleid aus scharlachrotem Brokat aus und seufzte auf. »Schade um das schöne Kleid. Ihr hättet es heute abend tragen sollen!« jammerte sie.
    Dominica lächelte verschmitzt. »Ich werde es auch tragen«, sagte sie.
    Maria starrte sie an. »Euer schönstes Kleid wollt Ihr für einen englischen Piraten verschwenden? Wenn es Don Juan wäre –«
    Dominica fuhr ungeduldig auf. »Don Juan! Ein Narr! Ein geschlagenes Großmaul! Wie ein Hahn ist er herumstolziert und hat geschworen, dieses Schiff auf den Meeresgrund zu schicken und den großen Beauvallet als Gefangenen nach Spanien zu führen. Ich hasse Männer, die sich besiegen lassen. Leg das Kleid zurecht, Mädchen. Ich werde es tragen. Und dazu die Rubine!«
    »Sagt das nicht, Señorita!« schrie Maria in ehrlicher Furcht auf. »Ich habe die Juwelen sicher in meinem Kleid versteckt. Sie würden sie Euch vom Hals reißen!«
    »Die Rubine!« wiederholte Dominica. »Wir sind hier als Gäste El Beauvallets, und wir werden diese Rolle mit allem Anstand spielen.«
    Es klopfte leise an der Tür, und Don Manuel trat ein. »Nun, mein Kind?« fragte er und blickte anerkennend um sich.
    Doña Dominica wies auf den Raum und ihre Habe. »Wie Ihr seht, Señor, geht es mir gut. Und Euch?«
    Er nickte und setzte sich neben sie. »Sie haben uns wirklich bequem untergebracht. Gerade eben gibt ein seltsames Individuum meinem Diener Befehle. Er behauptet, der Diener El Beauvallets zu sein. Ich verstehe diese englischen Diener nicht und weiß nicht, wieso sie sich so viel herausnehmen können. Dieser Mensch spricht ohne Unterlaß.« Er zog seinen Rock zurecht. »Wir müssen uns mit einer unerwarteten Situation abfinden«, klagte er und sah seine Tochter ernst an. »Der Kommandant hat uns zum Abendessen eingeladen. Wir dürfen nicht vergessen, Dominica, daß wir uns als Gäste auf diesem Schiff befinden.«
    »Nein«, bemerkte Dominica zögernd.
    »Wir werden Sir Nicholas freundlich gegenübertreten«, fuhr Don Manuel fort.
    »Ja, Señor«, erklärte Dominica, mit noch mehr Zögern in der Stimme.
    Eine Stunde später stand Joshua wieder an ihrer Tür. Er mel dete, daß angerichtet sei, und begleitete sie mit vielen Verbeugungen den Gang hinunter zur großen Kabine. Sie schritt wie eine Königin einher; die Rubine glänzten und funkelten an ihrem Hals. Das Dunkelrot ihres Kleides ließ ihre Haut noch weißer erscheinen; sie trug einen Fächer aus Federn in der Hand, und hinter ihrem Kopf prangte eine hohe, juwelenübersäte Spitzenkrause. Die Kabine war niedrig und wurde von zwei Lampen erhellt, welche an Ketten von den starken Deckenbalken hingen. Auf der Wand gegenüber der Tür hing ein Wappen mit einem Schräglinksbalken, unter dem die Devise »Sans Peur« zu lesen war.
    Der Tisch stand in der Mitte des Raumes, umgeben von hochlehnigen spanischen Stühlen. Neben einem dieser Stühle wartete Master Dangerfield, herausgeputzt mit einem abgesteppten seidenen Wams und den so modischen venezianischen Hosen. Er verbeugte sich, errötete, als er Dominica sah, und bemühte sich eifrig, ihren Stuhl zurechtzurücken.
    Mit Dangerfield hatte es keinen Zwist gegeben; sie lächelte ihn an und machte ihn damit augenblicklich zu ihrem Sklaven, während sie sich setzte und gelangweilt ihren Fächer bewegte.
    Plötzlich ertönte vor der Tür eine fröhliche, sonore männliche Stimme. Man wußte es immer, wenn sich Sir Nicholas Beauvallet näherte.
    Er kam herein, offensichtlich im Begriff, einen Witz zu
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