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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick
Autoren: Georgette Heyer
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Spanien viel verwendete, und runzelte die Stirn, enthielt sich aber aus Höflichkeit jeder Bemerkung.
    »Ihr habt meine Becher gesehen, Señor?« fragte Beauvallet, dem dieses Feingefühl mangelte. »Sie stammen aus Andalusien.« Er sah, wie sein Gast zusammenzuckte, und lachte erheitert auf. »Nein, nein, Señor, sie haben niemals eine spanische Galeone gesehen – ich habe sie vor Jahren auf meinen Reisen erstanden.«
    Durch diese Bemerkung machte er Don Manuel verlegen, der sich bemühte, eilig das Thema zu wechseln. »Ihr kennt mein Land, Señor?«
    »Aber ja, ein wenig«, gab Beauvallet zu. Er sah Dominica an, die ihr Gesicht abgewendet hatte. »Darf ich Euch einschenken, Señora?«
    Die Dame war so sehr in ihre Unterhaltung mit Dangerfield vertieft, daß sie ihn nicht zu hören schien. Beauvallet beobachtete sie einige Augenblicke lang erheitert und wandte sich dann an Don Manuel. »Glaubt Ihr, Señor, daß Eure Tochter Wein aus meinen Händen nehmen wird?«
    »Dominica, man spricht mit dir!« sagte Don Manuel scharf.
    Sie zuckte gekonnt zusammen und wandte sich um. »Señor?« Sie blickte direkt in Beauvallets vergnügt zwinkernde Augen. »Verzeiht, Señor!« Er hielt ihr einen Becher entgegen. Sie nahm ihn und drehte ihn, um ihn genau zu betrachten. »Kommt er von der Santa Maria?« fragte sie unschuldig.
    Don Manuel errötete ob der schlechten Manieren seiner Tochter und stieß einen abfälligen Laut aus. Beauvallet hingegen schüttelte sich vor Lachen. »Den habe ich ganz ehrlich erworben, Señora!«
    Das Mahl nahm seinen Fortgang. Don Manuel, welcher über die Starrköpfigkeit seiner Tochter, die ihre Aufmerksamkeit ausschließlich Dangerfield schenkte, erschüttert war, bemühte sich, nun selbst eine Unterhaltung mit Dangerfield zu beginnen, und brachte es auf diese Weise zustande, Dominica zum Schweigen zu bringen. Wütend biß sie sich auf die Lippen und wandte nun ihre ganze Aufmerksamkeit einer Schüssel Marzipan zu. Zu ihrer Linken lehnte sich Beauvallet lässig in seinen Stuhl zurück und spielte mit seiner Ambrakugel. Dominica warf ihm einen verstohlenen Blick zu, sah den seinen auf sich gerichtet, fühlte den Spott unter den gesenkten Lidern und errötete heftig. Sie begann, an einem Stück Marzipan zu knabbern.
    Sir Nicholas ließ die duftende Kugel fallen und richtete sich wieder auf. Seine Hand fuhr an den Gürtel; er zog den Dolch aus der Scheide. Es war ein schön gearbeitetes Stück, mit einem Griff aus ziseliertem Gold und einer blitzenden Klinge. Er beugte sich vor und bot der Dame den Griff.
    »Ich schenke ihn Euch, Señora«, meinte er demütig.
    Dominica warf zornig den Kopf hoch und versuchte, den Dolch von sich zu schieben. »Ich will ihn nicht.«
    »Aber nicht doch!«
    »Ihr wollt mich nur verspotten, Señor. Ich brauche Euren Dolch nicht!«
    »Aber Ihr würdet mich so gern töten«, sagte Sir Nicholas leise.
    Dominica sah ihn zornig an. Er war unausstehlich, und was noch schlimmer war – sein Lächeln machte das Herz eines schutzlosen Mädchens klopfen.
    »Ihr lacht mich aus. Aber macht nur weiter, wenn Euch das gefällt: Ich werde mich durch Euren Spott nicht verwirren lassen!«
    »Ich?« fragte Beauvallet und ergriff ihr Handgelenk. »Seht mir einmal ins Auge und sagt mir dann, ob ich Euch wirklich auslache.«
    Dominica sah statt dessen ihren Vater an, doch dieser hatte sich abgewandt und traktierte Master Dangerfield mit seiner Meinung über die Werke des Livius.
    »Nun«, drängte ihr Peiniger. »Wie – Ihr habt doch nicht Angst?«
    Sie war getroffen und sah ihn an. Trotz blitzte in ihren Augen. Sir Nicholas blickte sie unverwandt an, hob dann ihre Hand an die Lippen, küßte sie flüchtig und hielt sie noch immer in der seinen fest. »Ihr werdet mich noch besser kennenlernen«, sagte er.
    »Danach gelüstet mich nicht«, antwortete Dominica, doch fehlte ihren Worten die Überzeugungskraft.
    »Wirklich nicht? Seid Ihr da sicher?« Sein Griff wurde fester; seine Augen funkelten, doch dann ließ er sie los. Sie war seltsam verwirrt; dieser Mann durfte sie nicht so herausfordernd ansehen!
    Sie schwiegen beide; Don Manuel war von seinem Thema fortgerissen worden und hatte sich den Werken des Horaz zugewandt, mit dessen Zitaten er Master Dangerfield überschüttete.
    »Was habt Ihr mit Don Juan getan, Señor?« fragte Dominica, durch das Schweigen verwirrt.
    »Wahrscheinlich hat er Kurs auf die Insel genommen, die Euren Namen trägt, Señora«, sagte Beauvallet und verzog fröhlich
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