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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick
Autoren: Georgette Heyer
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Wieder zog er die Brauen hoch. »Was soll das? Zuerst wollt Ihr, und dann wollt Ihr wieder nicht? Ihr heißt mich eine Kreatur, weil ich es Euch unmöglich mache, nach Spanien zurückzukehren, und verflucht mich und nennt mich einen Schurken. Ich habe versprochen, meinen Fehler wiedergutzumachen: Ich werde Euch so rasch wie möglich nach Spanien bringen. Was habt Ihr also?«
    »Uns nach Spanien bringen?« wiederholte Don Manuel verständnislos.
    »Das könnt Ihr nicht!« rief Dominica ungläubig. »Das wagt Ihr nicht!«
    »Ich soll es nicht wagen? Bei Gott, ich bin doch Nick Beauvallet!« erklärte Sir Nicholas verwundert. »Bin ich nicht voriges Jahr in Vigo eingelaufen und habe alles verwüstet? Wer sollte mich daran hindern?«
    Sie hob die Hände, und der Dolch blitzte im Sonnenlicht auf. »Jetzt verstehe ich, warum sie Euch den verrückten Beauvallet nennen!«
    »Da irrt Ihr«, unterbrach sie Beauvallet spöttisch. »Man nennt mich den verrückten Nick. Ich würde mich freuen, wenn auch Ihr mich so nennt, Señora.«
    Don Manuel mischte sich ein. »Señor, ich verstehe Euch nicht. Ich kann nicht glauben, daß ihr ernst meint, was Ihr sagt.«
    »Señor, es ist mir sehr ernst damit. Ist Euch das Wort eines Engländers gut genug?«
    Don Manuel wußte keine Antwort darauf. Es blieb seiner Tochter vorbehalten, ein heftiges »Nein« hervorzustoßen. Aber die Antwort darauf war nichts als ein flüchtiger Blick und ein kurzes Auflachen.
    In diesem Augenblick kam Don Juan de Narvaez auf sie zu, hoheitsvoll sogar noch als Unterlegener. Er verbeugte sich tief vor Don Manuel, noch tiefer vor Doña Dominica, und übersah Beauvallet völlig. »Señor, das Boot wartet. Erlaubt mir, Euch zu begleiten.«
    »Steigt ein, Señor Punctilio«, sagte Sir Nicholas. »Don Manuel segelt mit mir.«
    »Nein«, sagte Dominica. Aber dieses Nein war ein klares Ja.
    »Ich sehe keinen Anlaß, auf Eure Späße einzugehen, Señor«, bemerkte Don Juan kühl. »Don Manuel de Rada kommt selbstverständlich mit mir.«
    Mit einer Handbewegung winkte Beauvallet dem Wächter. »Führt Don Juan zum Beiboot.«
    »Ich weiche keinen Schritt, wenn mich Don Manuel und seine Tochter nicht begleiten«, unterbrach ihn Narvaez mit heldischer Pose.
    »Bringt ihn weg«, gähnte Sir Nicholas gelangweilt. »Gute Fahrt, Señor.« Der widerstrebende Narvaez wurde weggeführt. »Señora, begleitet mich bitte an Bord der Venture. Diccon, kümmere dich sofort um ihr Gepäck!«
    Dominica wehrte sich, doch mehr, um die Wirkung ihrer Worte zu erproben. »Ich komme nicht«, stieß sie hervor und umklammerte den Dolch. »Wagt es, wenn Euch Euer Leben lieb ist!«
    »Ihr fordert mich heraus?« fragte Beauvallet. »Wie unvorsichtig! Ich habe Euch doch gesagt, daß ich eine Herausforderung nie ablehne.« Er trat auf sie zu und wehrte lachend den Dolch ab, ergriff ihr Handgelenk und faßte sie fest um die Taille. »Ergebt Euch, meine Schöne«, sagte er und nahm ihr den Dolch aus der Hand, den er wieder in die Scheide steckte. »Kommt!« rief er, hob sie hoch und trug sie über das Deck. Dominica wehrte sich nicht. Sie wußte, daß es sinnlos war und daß nur ihre Würde darunter leiden würde. Sie ließ sich gern auf diese Weise forttragen. In Spanien benahm man sich ganz anders. Der Arm, der sie hielt, war stark und fest, und die Sorglosigkeit dieses Mannes faszinierte sie. Ein seltsamer, verrückter Mensch, mit einer ganz eigenartigen Offenheit. Man mußte ihn näher kennenlernen.
    Er trug sie nach unten, wo die Seeleute gerade die Waren aufnahmen – chinesische Seiden, Leinen, Goldbarren, Silberbarren und Gewürze. »Räuber!« sagte Dominica leise.
    Er lachte. Es war aufreizend. Dann ging er mit ihr zur Reling, und sie fragte sich, was er nun tun würde. Leichtfüßig sprang er hinauf, blieb sekundenlang stehen und rief: »Willkommen an Bord der Venture, meine Teure!« Dann kletterte er, sie noch immer in den Armen haltend, hinunter auf das Deck seines eigenen Schiffes.
    Sprachlos und verwirrt sah sie um sich und bemerkte, wie man ihrem Vater behutsam die Seiten der hochragenden Galeone herunterhalf. Don Manuel schien verwirrt, aber auch erheitert zu sein.
    »Gebt ihnen ein gutes Quartier, Diccon«, befahl Beauvallet dem blonden Jungen und ging dorthin zurück, wo er hergekommen war.
    »Wollt Ihr mir bitte folgen, Señora?« stieß Dangerfield scheu hervor und verbeugte sich vor ihnen. »Eure Truhen werden bald hier sein.«
    Don Manuel lächelte schief. »Entweder ist dieser
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