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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote
Autoren: Jaques Buval
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wie man eben auf sich aufmerksam macht, wenn man eine Panne hat«, erhält er zur Antwort.
    »Die Männer waren sich offensichtlich ganz sicher«, versucht Onoprienko zu erklären, »dass ein einzelner Mann keine Gefahr darstellt – trotz dieser ungewöhnlichen Zeit. Es war ja inzwischen dunkel geworden. Was sollte ein einziger Mann schon gegen sie ausrichten, dachten sie sich wohl. Das konnte man auch spüren. Ich glaube, sie waren von einer Sauftour zurückgekehrt. Jedenfalls konnte man den Alkohol sehr stark riechen, als der Fahrer die Scheibe herunterdrehte.«
    »Hatten Sie eine Waffe bei sich?«, will man von Onoprienko wissen.
    »Mein Gewehr hatte ich immer bei mir. Was hätte ich sonst gegen diese Überzahl an erwachsenen Männern ausrichten können?«
    Der Staatsanwalt winkt einen der Polizisten herbei: »Bringen Sie uns die Gewehrattrappe, die ich vorbereiten ließ.«
    Man holt ihm eine circa 40 cm lange Papierrolle. Sie soll Onoprienko als Ersatz für seine Waffe dienen.
    »Nehmen Sie, etwas Ähnlicheres hatten wir leider nicht«, entschuldigt sich der Staatsanwalt.
    Onoprienko nimmt den Ersatz für sein »Lieblingsinstrument«, wie er einmal sein abgesägtes Schrotgewehr nannte, entgegen und schüttelt nur den Kopf. Unaufgefordert stellt er sich an das Fenster des Fahrers.
    »Das Fenster war heruntergedreht, das sagte ich doch schon«, klärt er auf.
    Eilig dreht der Beamte die Scheibe im Fahrzeug herunter und fragt: »War es so weit heruntergelassen?«, fragt er Onoprienko.
    »Nein etwas weiter«, stellt er kurz fest, worauf der Beamte das Fenster noch weiter nach unten kurbelt. Er schließt wieder die Türe und gibt Onoprienko den Platz frei.
    »Stellen wir uns also vor, das Fahrzeug hat hier angehalten«, sagt der Staatsanwalt. »Was haben die Männer zu Ihnen gesagt, als Sie das Fenster herunter gedreht hatten?«
    »Hast du eine Panne oder können wir dich irgendwohin mitnehmen?«, antwortet Onoprienko und fährt mit seinen Ausführungen bereitwillig fort.
    »›Nein, du nicht mehr, denn du trittst nun eine weite Reise an‹, sagte ich ihm. Er konnte nicht verstehen und lachte, wie alle Insassen des Wagens. Als ich meine Waffe erhob, die ich unter dem Fenster versteckt hielt und ihn mit nur einem Schuss schwer verletzte, wusste er, was ich damit meinte.«
    »Hat sich der Mann nicht gewehrt?«, will der Staatsanwalt wissen.
    »Wie sollte er? Ich hob blitzschnell meine Waffe an seinen Kopf und drückte ab. Das Blut schoss in Strömen aus seinem Kopf, und das schockte offensichtlich seine Freunde. Sie saßen wie gelähmt in ihren Sitzen. Schauten mich alle mit großen Augen an. Niemand rührte sich von der Stelle.«
    »Gab es keinerlei Abwehrreaktionen der Männer?«, fragt der Staatsanwalt nach.
    »Was sollten die Leute tun? Sie sahen ihren Freund. Der Beifahrer schrie immer wieder und immer lauter: ›So helft mir doch!‹ Aber niemand konnte ihm helfen, denn ich hatte meine Waffe längst auf ihn abgefeuert. Er sackte im Sitz zusammen.
    Dann war alles nur noch Routine.«
    »Was geschah dann mit den Männern auf der Rückbank?«
    »Sie konnten nicht raus aus dem Fahrzeug. Es war ein zweitüriger Wagen. Was sollten sie also tun? Auf den Vordersitzen saßen ihre schwerverletzten Freunde, die wie verrückt schrien. Aussteigen konnten sie nicht mehr. Schon gar nicht mehr, als ich erneut auf sie schoss. Dann, glaube ich, waren sie wirklich tot. Sie gaben keinen Laut mehr von sich.
    Dafür schrien die Männer auf den Rücksitzen umso mehr, und dabei musste ich laut lachen.«
    »Wie kann man dabei lachen, wenn zwei Menschen ihr Leben verlieren?«, fragt der Staatsanwalt brüskiert.
    »Na, das war schon lustig anzusehen. Dem Fahrer spritzte das Blut aus der Schläfe, seinem Beifahrer genau ins Gesicht.«
    »Wie ging es dann weiter?«

    »Plötzlich stieß einer, der auf dem Rücksitz saß, die Lehne des Beifahrers nach vorne, sodass sein verletzter Freund an das Armaturenbrett knallte. Er wollte sicher flüchten. Da habe ich auf ihn geschossen. Nun hing der Mann mit seinem ganzen Gewicht über dieser Lehne, und für die beiden anderen gab es keinen Fluchtweg mehr. Sie schrien immer wieder: ›Lass mich am Leben!‹ Ja, sie bettelten ständig um ihr wertloses Leben.
    Das ärgerte mich sehr. Als einer wieder seinen Mund so weit aufriss, habe ich mit meinem Gewehr direkt auf seinen Mund gezielt und abgedrückt. Dann war auch er ruhig. Ich wollte die Sache nun beenden und tötete noch den letzten
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