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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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Sim-Karten-Fund gesagt haben. Verrät mir aber keiner. Ich steige wieder ins Auto und fahre nach Hause, um das Freitagsspiel der Fußball-Bundesliga zu schauen. Laurin übernachtet mal wieder bei Calvin-Manuel. Franziska ist nicht da. Sie ist mit der Schlampe bei einem Meditationsworkshop in Fulda. Das hat sie mir einfach so gesagt.
    Um 21.48 Uhr surrt mein Handy. Ah, endlich Markus, denke ich. Doch stattdessen lese ich eine SMS von Melina:
    «hilfe»

    Es ist schwer bis unmöglich zu beschreiben, was in einem Vater vorgeht, wenn er seine Tochter regungslos auf dem Boden liegen sieht und sich gleichzeitig ein junger Mann über sie beugt. Daher versuche ich es auch erst gar nicht.
    Der Reihe nach:
    In dem Moment, als mich Melinas SMS erreicht, springe ich sofort vom Sofa auf, hetze zum Auto und rase zum Kirmesplatz. Dabei rufe ich immer und immer wieder auf ihrem Handy an, doch stets meldet sich nur die Mailbox.
    Ich parke, renne ins Kirmeszelt und suche. Ich finde Melina nicht. Stattdessen donnern mir ohrenbetäubende Bass-Beats in den Ohren. Nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich eine ihrer Lisa-Freundinnen an der Sektbar. Ich laufe hin, frage sie nach Melina, worauf sie mir ins Ohr brüllend antwortet, Melina sei aus dem Zelt hinausgegangen. Wohin genau, wüsste sie allerdings nicht. Ich drängle mich also wieder durch die betrunkenen Jugendlichen-Massen, höre dabei «Shalalalala» und «Olé Olé Olé» von sich in den Armen liegenden jungen Männern.
    Draußen stoße ich auf wild herumknutschende Pärchen neben schwankend urinierenden «Männern».
    Mein Herz beginnt immer schneller zu schlagen, während ich ziellos die Gegend um den Zeltplatz ablaufe und laut Melinas Namen rufe.
    Dann entdecke ich ungefähr zweihundert Meter von mir entfernt zwei Männer im Dunkeln einen Weg jenseits des Baches in Richtung Zelt rennen.
    Intuitiv entscheide ich mich, wie Indiana Jones den mindestens einen Meter vierzig breiten Bach zu durchqueren und weiter dorfauswärts zu rennen. Mit nassen Füßen und komplett außer Atem stehe ich vor einer Wiese, und auf der Wiese liegt ein Körper.
    «MELINA», schreie ich. Der Mann, der vor ihr hockt, dreht sich zu mir um. Ohne hinzuschauen, stürme ich, so schnell ich kann, auf den Mann zu und stürze mich auf ihn.
    «Nein, stopp», ruft er. «Ich hab ihr …» Doch bevor er seinen Satz zu Ende bringen kann, habe ich ihm schon ins Gesicht geschlagen.
    Ein Volltreffer. Er fällt benommen zur Seite, und erst da erkenne ich, dass es Faton Thaqi ist.
    Melinas Gesicht ist blutverschmiert. Doch sie lebt. Sie ist bei Bewusstsein.
    «Papa», murmelt sie schwach.
    Ich stütze sie, während sie ihren Oberkörper aufrichtet.
    «Melina, was ist passiert? Was hat er mit dir gemacht?», frage ich sie atemlos mit Blick auf den noch immer wehrlos am Boden liegenden Faton Thaqi.
    «Nichts», flüstert sie. «Der hat mir geholfen …»
    Mit einen Taschentuch versuche ich, ihr Nasenbluten zu stillen.
    «Was ist passiert?», frage ich erneut und entdecke erst jetzt, dass ihre Bluse zerrissen ist. Ich gebe mir alle Mühe, beruhigend auf sie einzuwirken, doch inzwischen hat es fast den Eindruck, dass Melina deutlich ruhiger ist als ihr Vater.
    «Diese Wichser», flucht sie, «Sebi und Müllo waren das. Die haben mich dumm besoffen von der Seite angemacht, dass ich wissen würde, wo der AA ist und so. Und außerdem darf man einen AA nicht so behandeln, wie ich das getan hab, und so’n Scheiß ham die gelabert. Da habe ich denen irgendwann gesagt, dass ich vielmehr wüsste, was sie mit Lasse gemacht haben.»
    Oje, denke ich. Das war entschieden nicht sehr klug.
    «Und dann?», frage ich nervös, während sich Faton Thaqi langsam aufrichtet und sich die Nase hält. Ich nicke ihm mit entschuldigendem Blick zu.
    «Die haben mich gepackt, einfach so in die Zange genommen», fährt Melina fort. «Und mich vom Zeltplatz weggezerrt. Dann wollt ich schreien. Doch die Penner haben mich dann mit ’nem Messer bedroht.»
    «Was haben die dann mit dir gemacht?», frage ich noch etwas ungeduldiger.
    «Mich hierher gezerrt. Die waren hackedicht und ham mich dann so rumgeschubst. Dann hat Müllo in seiner Tasche nach ’nem Joint gesucht. Ich hab dir dann schnell diese SMS geschrieben. Das hat dann der Müllo gemerkt und mir dann doch tatsächlich mit der Hand auf die Fresse gehauen. Volles Rohr …»
    Ich atme tief durch.
    «Ich habe die drei vom Zeltplatz weggehen sehen», schaltet sich nun überraschend Faton ein.
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