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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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Kenntnisse, die ich mir mit Hilfe meiner scharfen blauen Äuglein erworben habe, weiß, dass die ruhige und gefasste Clara Tantchens Beispiel gefolgt und sich ebenfalls an Alan gütlich getan hatte! Sie, vermute ich, dürfte auch die schlaue Idee ausgeheckt haben, den Verdacht auf Ted zu lenken. Ich meine, er war der offensichtlichste Verdächtige, und zufällig wusste sie, wo er seine Sachen und seine Uhr abgelegt hatte, als er sich zum Schwimmen umzog. Während sich also Alan darum kümmerte, die Getränke ins Haus zu schaffen, schlüpfte sie davon, brach die Schließe am Armband ab und steckte sie Daph ans Kleid. Dann kehrte sie zurück, und sie und Alan halfen sich gegenseitig mit einem Alibi für den fraglichen Zeitraum aus.
    Später an jenem Abend erschien Ollie im Pub, noch immer durcheinander. Sein Asthma war so schlimm, dass er sich zu Miss Lee zur Behandlung begab. Alan war bewusst, dass er sich auf Ollie nicht verlassen konnte. Früher oder später würde er damit herausrücken, was vorgefallen war. Als kurz darauf Hen auftauchte, machte er ihm als Erstes klar, dass sie in den Augen des Gesetzes gleichermaßen schuld sein würden. Okay, Hen könnte mit einer leichteren Strafe davonkommen, weil er Daphne nicht erwürgt hatte, aber er würde trotzdem ins Gefängnis wandern. Und, hier kommt das entscheidende Argument, wahrscheinlich würde er nicht Millstone Farm erben können. (Juristisch interessant ist natürlich, dass die Farm aufgrund von Hogs Testament, nicht dem von Daphne, an Hen zurückfallen sollte, aber ich glaube kaum, dass er in seinem Gemütszustand solche Spitzfindigkeiten in Erwägung gezogen hatte!)
    Dann sagte er ihm, wo Ollie zu finden war. Ich will ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen – vielleicht hatte er lediglich gewollt, dass Hen mit ihm reden und ihn zur Vernunft bringen solle, doch als sich herausstellte, dass Hen übers Ziel hinausschoss und dem armen Kerl eine Nadel durchs Rückgrat stach, musste es ihm als Fingerzeig Gottes erschienen sein, dass alles nach seinem Plan lief.
    Blieb als alleiniger Schwachpunkt Hen. Das war leicht erledigt. Alan weiß, wo er sich aufhält, und noch in der gleichen Nacht fuhr er mit einer Flasche Scotch nach Millstone hinaus.
    Es könnte natürlich sein, dass Hen bereits die Tat vollbracht hatte, doch das glaube ich nicht. Wie auch immer, als Alan jedenfalls wieder abfuhr, baumelte Hen an einem Seil im Treppenhaus, auf dem Küchentisch lag ein Abschiedsbrief, und Alan hatte mit einem Schlag den einzig verbliebenen Zeugen erledigt und der Polizei einen Täter geliefert, der sich selbst des Mordes bezichtigte.
    Wie sich herausstellt, hat dies einen weiteren positiven Effekt. Nachdem Ted nun nicht mehr der Tat verdächtig ist, kann ihn nichts mehr davon abhalten, sein rechtmäßiges Erbe anzutreten. Clara hatte bereits versucht, an Teds gewaltiges Erbe zu kommen – indem sie drohte, das zweite Testament zu veröffentlichen. Was natürlich zwecklos war, jeder wusste, dass es sich um eine Fälschung handelte. Aber sie hatte noch einen weiteren Trumpf im Ärmel. Ist sie von allein gestürzt, oder wurde sie gestoßen? Nun, ich habe keine Ahnung. Wenn man Ted kennt, ist beides möglich. So oder so, die Drohung, Clara könnte plötzlich ihr Gedächtnis zurückerhalten, wird noch sehr nützlich sein.
    Aber Sie müssen sich keine Sorgen machen, Andy. Ich persönlich werde dafür sorgen, dass Ted nichts zahlt, bevor sie nicht öffentlich kundtut, dass es ein Unfall gewesen ist. Das sollte ein paar Tausender wert sein, oder? Außerdem hat Clara eine Aufbesserung ihrer mageren Erbschaft verdient, finde ich. Daph war sie eine meistenteils gute und treue Dienerin.
    Die große Frage, die sich einem solch großen Anhänger der Gerechtigkeit wie Ihnen stellt, lautet natürlich: Was macht man mit dem hinterhältigen, skrupellosen Alan Hollis?
    Seien Sie unbesorgt, Andy. Es gibt Formen der Gerechtigkeit, die man am besten in den Händen Gottes belässt. Warum es nicht ihm überlassen, Alan vor das große Gericht im Himmel zu zitieren, wo er, daran zweifle ich nicht, seine Gerechtigkeit ausübt, assistiert zu seiner Rechten von der lieben alten Daphne Denham, zu seiner Linken vom alten widerlichen Hen Hollis. Wäre es nicht überaus passend, wenn der Herr die Dinge so hindreht, dass Alans wohlverdiente Strafe, wenngleich auf Umwegen, auf Daphne selbst zurückzuführen wäre?
    Nun, nichts ist unmöglich, Andy. Wer sollte das besser wissen als ich selbst?
    Das war es
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