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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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uns ein, Hen, was für eine Schinderei heute. Und das Schlimmste war, ich musste auch noch Ihre Ladyschaft vögeln! Mein Gott, was für ein Fettwanst. Als steigt man mit einer Preissau ins Bett. Und genau so klingt sie auch, wenn sie kommt, ihr wisst schon, wie ihre Schweine, wenn man denen den Kragen aufschlitzt. Iee, iee, iee, quieken die, und genau so macht es Daph. Iee, iee, iee – ah, mach weiter so, Alan – iee, iee, iee!«
    Lady Denham machte auf dem Absatz kehrt und eilte fort, erst als sie die Ställe erreichte, blieb sie stehen. Hier schüttete sie ihrem geliebten alten Pferd Ginger das Herz aus. Ihre Wut wurde von Schmerz verdrängt. Der Mann, dem sie sich überschwenglich hingegeben hatte, der Mann, dem sie vertraut und den sie sogar gemocht hatte, der Mann, der schon zu Lebzeiten von ihrer Großzügigkeit profitierte und noch mehr nach ihrem Tod profitieren würde, dieser Mann hatte sie verraten, hatte sie verspottet, hatte sich in Gesellschaft seiner niederen Verwandten über sie ausgelassen, hatte ihrem Erzfeind Hen Hollis eine Waffe an die Hand gegeben, mit der er sich über sie lustig machen konnte … Wie sollte sie diesen Schmerz, wie diese Schande ertragen?, fragte sie den geduldigen Ginger.
    Sie hörte etwas hinter sich. Sie drehte sich um und erblickte ein weiteres Objekt ihres Hasses, Schwester Sheldon, ihre Rivalin um die Gunst von Dr. Feldenhammer. Was hatte diese belauscht? Hatte sie irgendetwas zu dem Pferd gesagt, das Sheldon gegen sie verwenden konnte?
    Diese schreckliche Person wagte es doch glatt, eine mitfühlende Miene aufzusetzen, sie zu fragen, ob alles in Ordnung sei! Es war unerträglich! Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und machte sich daran, diese Person auf ihren Platz zu verweisen. Kurz darauf hatte sie sie zu einem zitternden Etwas herabgewürdigt, das nur noch zu der sinnlosen Geste imstande war, ihr ein Glas Wein übers Kleid zu schütten.
    Gestärkt durch diesen Triumph, verspürte Lady Denham erneut die Wut, die nunmehr wieder anstelle von Schmerz und Kummer, Gefühle eines Schwächlings, durch ihre Adern floss. Diese Hollis’ sollten sehen, wo der Hammer hängt!
    Zurück zum Grillschuppen. Schweigen breitete sich aus, als sie im Eingang erschien. Hinter ihr färbte sich der Himmel gespenstisch fahl. Das Unwetter zog auf, die Blitze in der Ferne ummalten grell ihre Silhouette.
    »Ollie Hollis«, rief sie, »du kannst dich morgen in der Früh nach einem neuen Job umsehen. Hen Hollis, du befindest dich unerlaubt auf meinem Grund und Boden. Wenn du nicht in fünf Minuten fort bist, lasse ich die Hunde auf dich hetzen. Und was dich angeht, Alan Hollis, eröffne ich dir, das Hope and Anchor zu verlassen. Und wenn du gehst, dann wirf noch mal einen langen Blick zurück, denn bis dahin werde ich deinen Namen aus meinem Testament getilgt haben, und das Hope and Anchor wird dir so fern sein, wie es Treue und Anstand deiner Seele sind!«
    Donnergrollen untermalte ihre Worte. Sie drehte sich um und ging triumphierend davon, überzeugt, dass alles, was Hollis sagen konnte, dem Ruf der Lady Daphne Denham so viel anhaben konnte wie ein Mückenstich ihrer Gesundheit.
    Dann spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie wandte sich um. Es war Alan Hollis. Seine einst ersehnte Berührung war ihr nun ein Greuel. Sie gab ihm eine Ohrfeige. Zu ihrem Entsetzen und Erschrecken schlug er zurück. Sie fiel nach hinten und stieß mit dem Kopf gegen einen Stein. Es sollte noch schlimmer kommen. Zum zweiten Mal an diesem Tag spürte sie sein Gewicht auf ihr. Wieder quiekte sie wie eine angestochene Sau, diesmal aber ging der Vergleich weiter. Denn er hatte ihr die Hände um den Hals gelegt, und jetzt lag sie wirklich im Sterben.
     
    Das, denke ich, kommt der Wahrheit so nahe wie jede Fiktion. Ollie, vermute ich, geriet wahrscheinlich in Panik und machte sich aus dem Staub. Hen bedachte nach anfänglicher Freude über den Tod seiner alten Feindin die Folgen für sich, konnte aber von Alan, der kühlen Kopf bewahrte, dazu überredet werden, Daphne ins hohe Gras zu zerren; dann dürfte er ihm gesagt haben, er solle verschwinden, es gebe keinen Grund, dass irgendjemand von seiner Anwesenheit erfahren sollte.
    Alan eilte in die Hall zurück. Das Unwetter rückte näher, es herrschte allgemeine Aufregung. Er entdeckte Clara und erzählte ihr, was vorgefallen war. Warum sollte er das tun?, fragen Sie. Weil, mein lieber Watson, ich aufgrund eines weiteren Bruchstücks meiner lokalen
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