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Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Titel: Der Tod des Landeshauptmanns
Autoren: Eugen Freund
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Jetzt fiel ihm ein, dass er das Bild im Führerschein nur ganz oberflächlich betrachtet hatte, er erinnerte sich an ein Milchbuben-Gesicht, wie so oft war eine Ähnlichkeit mit dem Besitzer zwanzig oder dreißig Jahre später kaum mehr auszumachen. „Was heißt, das ist sein Bruder?“ Jasmins Herz schlug immer heftiger. Sie war fest darauf vorbereitet gewesen, Stefan tot vorzufinden, oder eigentlich war sie nur überzeugt, dass Stefan tot war, schließlich hatte sie das ja von kompetenter Seite übermittelt bekommen, aber jetzt öffneten sich völlig neue Perspektiven. Stefans Bruder war erst vor einigen Tagen ganz plötzlich verstorben, er war fünfzig Jahre alt geworden, man vermutete einen Gehirnschlag, aber Genaueres würde man erst bei der Obduktion erfahren. Obwohl sie nur zwei Jahre auseinander waren, hatten Stefan und sein Bruder in der jüngeren Vergangenheit nicht allzu viel Kontakt zueinander gehabt. Stefan hatte das Gefühl, sein Bruder, der immer etwas Alternatives an sich gehabt hatte, sei mit seiner Berufswahl, zum Bundesheer zu gehen, alles andere als einverstanden gewesen. „Stefan muss aus dem Haus geflüchtet sein, irgendetwas muss ihm gesagt haben, dass er von hier fort muss.“ Bugelnik hob seine Kappe und kratzte sich am Kopf. „Wir sind von einem Selbstmord ausgegangen, aber jetzt haben wir einen ganz anderen Fall: Irgendjemand wollte uns Stefan Stragger als Toten präsentieren. Vielleicht – aber das ist jetzt nur eine Theorie – wollten sie Stefan hier im Haus töten. Aber weil er rechtzeitig die Flucht ergriffen hat, sollten wir zumindest annehmen, dass Stefan tot ist, damit der- oder diejenigen, die ihn aus dem Weg räumen wollten, das nun in aller Ruhe erledigen können. Wir müssen dringend Herrn Stragger finden, wenn er sich nicht von selbst meldet.“
    Kriminalinspektor Bugelnik stand vor einer schwierigen Situation: Er war – mehr oder weniger – illegal in das Haus eingedrungen. Er wusste nicht, warum das HNA den Zugang „verklebt“ hatte, und warum die Leiche von Stefan, die es nun doch nicht war, nicht abtransportiert worden war, obwohl er den Auftrag dazu gegeben hatte. Jetzt fühlte er sich wie ein Einbrecher, obwohl er doch jene Person war, die von Gesetzes wegen zur Aufklärung von Verbrechen autorisiert war. Würden die Herren (und er dachte nicht eine Sekunde daran, dass da auch eine Frau dabei sein könnte), würden die Herren vom Heeresnachrichtenamt gleich wieder zurückkommen? Was sollte er ihnen dann sagen? Oder waren nicht eher sie ihm Rechenschaft schuldig? Bugelnik beschloss, vorsichtig zu sein, aber dennoch nicht ganz seine Pflicht aufzugeben, nämlich einen Mord – wenn ein derartiger tatsächlich geplant war – zu verhindern.
    Er nahm Jasmin an der Hand, ließ sie aber gleich wieder los, weil er merkte, dass ihm das nicht zustand: „Hatte er so etwas wie ein Büro hier?“, fragte Bugelnik. Jasmin bat ihn um die Taschenlampe und ging voraus. Zwei Stufen führten aus der Garage in den Wohnbereich. Auf dem Boden des Vorzimmers lag ein Teppich, sie richtete den Strahl der Lampe darauf, dann leuchtete sie zur Eingangstür, aber Bugelnik raunte ihr zu, den Schein nicht auf irgendein Fenster oder Glas zu richten. Von den drei Türen waren zwei halb geöffnet. Jasmin erklärte mit gedämpfter Stimme, eine führe in die Küche und eine ins Wohnzimmer. Hinter der dritten Tür, die geschlossen war, sei sein Büro. Bugelnik nahm ihr die Taschenlampe ab, zog ein paar dünne Gummihandschuhe aus der Tasche und streifte sie über. „Fassen Sie nichts an, das ist absolut wichtig“, flüsterte er ihr zu und öffnete die Tür.

Von: [email protected]
An: [email protected]
    Die Jacht krachte aufs Wasser. Kapitän Zoran Mitśić hatte das Steuerrad fest im Griff, mit der rechten Hand schob er den Gashebel fast bis zum Anschlag. Die zwei Dieselmotoren brummten sonor im Bauch des Schiffes. Die „Madeleine“ sah schon im Hafen schnittig aus, mit ihren schwarz getönten Scheiben, die auf der Seite nach vorne zugespitzt waren. Dazu kamen je vier ovale Bugaugen unter der breiten Chromleiste, die sich rund um den Schiffskörper zog. Lediglich das Alu-Geländer, das vom Heck bis zum Bug Passagiere beim Sonnenbad schützen sollte, störte ein wenig den eleganten Gesamteindruck. Die drei Kabinen im Unterdeck waren nur zur Hälfte besetzt, der Gast aus Österreich hatte sich auserbeten, diese Ausfahrt vom kroatischen Poreč aus mit möglichst wenig Passagieren zu
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